Die griechische Tragödie kann jedes Euro-Land treffen

Mit milliardenschweren Eurorettungsschirmen wurde die Kernschmelze des Finanzsystems verhindert. Hilft das jedoch auf Dauer?
Im kleinen Kreis und hinter verschlossenen Türen wurden sie aufgespannt, die Rettungsschirme. Zuerst für Banken und anschließend für Staaten.
Wobei die Rettungsschirme für die Staaten ebenfalls der vordringlich der Bankenrettung dienen.
Sind die Griechen, Iren und Portugiesen wirklich gerettet, oder zögern die Rettungsschirme den sicheren Tod nur hinaus? Griechenland, Irland und Portugal haben nicht über ihre Verhältnisse gelebt, wie man fast überall lesen kann. Sie haben nur das getan, was fast alle EU-Staaten tun. Kredite angeboten bekommen und genommen.
Die Zinsen der Schulden wurden bezahlt, aber die Schulden nicht getilgt, sondern bei Fälligkeit mit neuen Krediten bedient.
Steckt dahinter ein System und wenn ja welches?
Betrachten wir den Fall Griechenland.
Die Kreditgeber Griechenlands, Banken, Fonds und Einzelinvestoren etc., agieren wie Drogendealer. Mit günstigen Kreditkonditionen wurde Griechenland langsam aber sicher „süchtig“ gemacht.
Solange die Bonität Griechenlands als „gut“ bezeichnet werden konnte, sind die Zinsen für Kredite moderat. Wird aber die Bonität immer schlechter eingestuft, muss Griechenland höhere Zinsen bezahlen, um an Kredite zu kommen.
Griechische Staatsanleihen kosten 25 Prozent Zinsen
Könnte es sein, das die Kreditgeber mit Absicht diesen Zustand herbeiführen um höhere Zinsen kassieren zu können? Wissen sie doch, das letztlich der deutsche und der Steuerzahler der anderen Euroländer als „Sicherheit“ zur Stelle ist.
Zum anderen lassen sich wunderbar Wetten auf den Bankrott Griechenlands abschließen, was die übrigen Euroländer dazu zwingen wird, weitere Rettungsschirme zu spannen.
Die durch IWF und EU Griechenland aufgezwungenen „Sparmaßnahmen“ haben für Spekulanten und Investoren noch einen anderen positiven Effekt. Griechenland ist gezwungen sein Tafelsilber für wenig Geld zu verkaufen.
Der griechische Ministerpräsident Papandreou hat die verstärkte Privatisierung von Staatseigentum angekündigt.
Über kurz oder lang kommt Griechenland jedoch nicht an einer Umschuldung vorbei, an der sich Kreditgeber in Form von Forderungserlaß beteiligen werden müssen. Doch bis dahin befindet sich das Tafelsilber bereits in den Händen derer, und ein etwaiger Forderungserlaß kann locker durch Gebührenerhöungen der dann in privater Hand befindlichen ehemaligen Staatsbeteiligungen an Versorgungsunternehmen, z.B. Wasserwerken und Stromerzeugern, kompensiert werden.
Griechischen Zeitungen zufolge bestehen die Europäische Union und der Internationale Währungsunion auf Vorleistungen, bevor sie die nächste Hilfstranche freigegeben. Die Vereinbarung darüber werde möglicherweise bereits am Mittwoch abgeschlossen, hieß es in der Tageszeitung "Eleftherotypia" am Samstag. Demnach soll der Staat seine gesamten Anteile auch an bislang als strategisch wichtig eingestuften Unternehmen wie Strom- und Wasserversorgern abstoßen. Darauf drängten die Vertreter von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds, die seit vergangener Woche die Voraussetzungen für die Auszahlung der nächsten Milliarden-Tranche prüfen.

Reuters
Dabei ist völlig unklar, ob in einigen Wochen die griechische Staatsverschuldung doch noch mal nach oben korrigiert werden muss.
Wer die hier beschriebene Abfolge für zufällig hält, irrt. Sie entspricht exakt dem von Naomi Klein in ihrem Buch "Die Schock-Strategie" beschriebenen Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus.
Die Autorin führt anhand von zeitgeschichtlichen Beispielen aus, wie Schocks wirtschaftlicher oder militärischer Art und Naturkatastrophen dazu genutzt werden können, über politischen Einfluss Privatisierungen nach dem Modell der Chicagoer Schule und insbesondere Milton Friedmans in nationalen Volkswirtschaften gegen den politisch artikulierten Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen.

Die Schock-Strategie
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