Die griechische Tragödie – eine Farce?

Von Walter

Fast schon demonstrativ wird in Griechenland die Demokratie zu Grabe getragen. Ausgerechnet in Griechenland, dem angeblichen Geburtsort der Demokratie! Man braucht kein Zeichendeuter zu sein, um die Zeichen der Zeit zu erkennen: Demokratie ist ein Auslaufmodell und droht auf der Müllhalde der Geschichte zu landen – nicht nur in Griechenland. Doch dort wird sie vorgeführt wie ein unartiges Kind, das zur Raison gebracht werden muss. Das ist recht eigentlich eine Blossstellung des demokratischen Prinzips, nach dem die Menschen, die von einem politischen Entscheid betroffen sind, auch an diesem Entscheid mitbeteiligt sein sollen.

Von nun an braucht man die Demokratie nicht mehr zu manipulieren. Keine Stimmen müssen mehr gekauft, keine teuren Propagandamaschinen in Gang gesetzt werden. Es reicht, die Demokratie zu verbieten, sie zu denunzieren als nicht der Sache angemessen. Man braucht nur die Märkte auf sie los zu lassen, die offenkundig einzigen freien «Wesen» auf diesem Planeten.

Natürlich – das Spiel der Demokratie wird weiterhin gespielt werden, auch in Griechenland. Es wird Wahlen geben. Das Parlament wird – gerade in schwierigen Zeiten – öfters tagen. Und dem Volk wird dann und wann – und nach Möglichkeit – auch weiterhin das Gefühl vermittelt, es hätte was zu sagen. Doch die Protagonisten werden – Marionetten gleich – einen Tanz der Demokratie aufführen, dessen Choreografie andernorts entworfen wird. Wenn es für viele Menschen in ihrem griechischen Alltag nicht eine Tragödie wäre, müsste man das Geschehen eine Farce nennen.

Nachtrag
Was in Griechenland geschieht, ist kein grundsätzlich neues Phänomen. Schliesslich hintertreibt das Wirtschaftsgeschehen schon längst demokratische Bestrebungen. Neu hingegen ist – zumindest in westlichen Ländern –, dass die Demokratie vor aller Augen und unverblümt in den Senkel gestellt wird. Und es ist wohl gerade dies, was die jungen Menschen in Europa und neuerdings auch in den Vereinigten Staaten empört und auf Strassen und öffentliche Plätze treibt.

Ein Trümmerhaufen: Die Akropolis – und die Demokratie? (Foto via Flickr: Leolisa81, CC-Lizenz)


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