Die goldenen 20er und viele Morde – Diviners 01

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Diviners

Aller Anfang ist Böse

Libba Bray

Dtv, 2014

978-3423760966

19,95 €

Amazon

New York, 1926: Wegen eines kleinen „Zwischenfalls“ wurde Evie O‘Neill aus ihrer langweiligen Kleinstadt ins aufregende New York verbannt. Dort genießt sie das wilde Partyleben, bis ein seltsamer Ritualmord die Stadt erschüttert – und Evie über ihren Onkel, den Direktor des Museums für Amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes plötzlich mitten in den Mordermittlungen steckt. Schon bald weiß sie mehr als die Polizei. Denn Evie hat eine geheime Gabe, von der niemand wissen darf: Sie kann Gegenständen die intimsten Geheimnisse ihrer Besitzer entlocken. Doch sie hat keine Ahnung, mit welch entsetzlicher Bestie sie es zu tun bekommt …

Hauptprotagonistin ist Evie, aber es gibt eine Vielzahl von Menschen, die in diesem Buch ihre Geschichte erzählen. Libba Bray hat scheinbar ein Faible für viele verschiedene Figuren, die alle etwas zu sagen haben.

Evie mochte ich, auch wenn sie sich gar nicht so benimmt, wie es eine junge Dame scheinbar sollte. Sie ist sehr unbedarft, vor allem auch im Umgang mit anderen Menschen, Geheimnissen und Grenzen, die sie einhalten soll. Es macht sie irgendwie schon sympathisch, oder? Ich habe sie mir ganz anders vorgestellt und war erschrocken als ich den Trailer zum Buch gesehen habe. Nun kann ich von all ihren Partys und dem vielen Alkohol halten was ich möchte, aber sie ist einfach ein Unikum und trotz aller Differenzen habe ich sie sehr gemocht.

Wichtig für sie ist Will, denn er ist ihr Onkel. Er soll sie ein bisschen führen, wird aber mit der Zeit eher zum Helfer bei der Ermittlung. Evie kann sich natürlich nicht heraus halten und ab da ist die Hölle los und ich glaube, Evie denkt auch nicht mehr so viel an Alkohol ;)

Alle anderen Charaktere sind wirklich liebevoll beschrieben und bilden einen großen Kreis um Evie. Irgendwer hat immer etwas mit ihr gemeinsam und wenn sie sich nur beide wirklich, wirklich nicht mögen. Mehr verrate ich nicht, sonst könnten die über 500 Seiten ja wirklich langweilig werden.

Ich musste schon beim Buchcover an “The great Gatsby” denken. Im Verlauf dachte ich dann eher an die neue pompöse Verfilmung mit Leonardo DiCaprio. Die Verfilmung ist genau so laut und schrill, wie Libba Brays Buch. Dabei ist das gar nicht böse gemeint.  Die Kulisse ist sehr ausgefallen, weil die Autorin die goldenen 20er mit etwas sehr bösem und Gruseligem paart.

New York als Schauplatz wird an einigen Stellen wirklich sehr ausführlich beschrieben. Aber vor allem habe ich es geliebt, Evie zu verfolgen und etwas mit ihren Augen zu sehen. 

Ich muss zugeben, dass das dicke Buch mich sehr abgeschreckt hat. Zwar ist der Satz des Buches recht groß gehalten, aber ich habe das Gefühl, dass Papier ist etwas dicker und das Buch wirkt echt riesig ;) Ihr wisst: da brauche ich schon eine richtig gute Geschichte, damit ich dabei bleibe.

Am Anfang bin ich etwas irritiert, denn die Handlung steigt mit einer Party ein. Ich denke, jetzt treffe ich die Hauptperson. Aber Pustekuchen, Evie muss noch etwas auf mich warten. Der erste Kniff der Autorin hat mich schon mal reingelegt. Aber ich bin auch ein unbeschriebenes Blatt und habe von ihr noch kein Buch gelesen.

Die Handlung ist am Anfang extrem auf Evie beschränkt, die wir erst einmal kennenlernen müssen. Sie ist eine kleine Partymaus, aber was soll sie auch sonst in New York machen? Dabei erfährt der Leser, dass es eigene Ausdrücke in den 20ern gab, was man da so gefeiert hat und vor allem wie. Evie ist kein sperriger Charakter, sondern nimmt einen sofort mit an die Hand. Mir ging es jedenfalls so.

Und später dann der große Knall. Es geschehen Morde, mit denen ich nach einer gewissen Zeit nicht mehr gerechnet hätte. Die Autorin will es auch wirklich wissen, denn um die Geschichte noch spannender zu machen, beschreibt sie nicht nur die Morde. Nein, der Leser ist hautnah dabei und erlebt die letzten Minuten der Opfer aus ihren Augen. Ein guter Schachzug, der mich wirklich ans Buch gefesselt hat. Zwischendurch dachte ich schon: “Wann gibt es die nächste Leiche?” Normalerweise denke ich nicht so :)

Das Ambiente trägt dazu bei das nie Langeweile aufkommt. Auch wenn Libba Bray zwischendurch sehr klangvolle, gewaltige, beschreibende Sätze aus der Hand zaubert, las ich sie nur mit viel Genuss und war nicht genervt davon. Sie nahm so die Spannung etwas zurück, konzentrierte den Leser auf das Wesentliche und ließ ihn dann erneut erschrecken und den Grusel spüren.

Wer nichts gegen die Erklärungen der Twentys hat und manchmal auch akzeptiert ein Wort nicht zu verstehen, ist hier mit einer guten Geschichte gesegnet. 

Das Cover ist wunderschön. Durch die Frau/ Mädchen in diesem passenden 20er Kleid wirkt es sehr edel. Aber schon die Farbgestaltung lässt darauf schließen, dass nicht alles immer bunt und toll ist  in diesem Buch. Die goldenen Akzente und der Spotlack lassen wieder einen Zusammenhang zum großen Gatsby schließen. Jedenfalls in meinem Kopf und auch zu der Zeit, die ja von einigen  mit exzessivem Feiern gefüllt wurde.

Man ist das Buch dick. Immer dann wenn die Autorin richtig auf die Gruseltaste gedrückt hat, folgten danach richtig leise Sätze. Das  hat mich wirklich überrascht und gab einen guten Mix ab. Der Cliffhanger verspricht, dass es noch einen Band geben wird, in dem noch einige Fragen zu klären sind. Ich freue mich drauf!