Immerhin regen wir uns zwar auf, aber schnell geraten wir wieder in die Form zurück und bekommen den „laissez fair-Blick“ mitsamt der inneren Einstellung. Früher brodelte das Monate- ja sogar Jahre lang und wir würgten uns selbst bei so viel Blödheit, auf die wir wieder mal entweder reingefallen sind oder die wir – ohne Böses zu ahnen – mitgemacht haben.
Heute brodeln wir kurz und explosiv wie ein Vulkan, die Eruption ist schwallartig und danach bleibt ein Häufchen Asche. Aber nicht für uns sondern für diejenigen, die uns verarscht haben. Genüsslich schauen wir, wie der Wind den Rest der Asche verstreut bis nichts mehr da ist. Hach, das Alter hat enorme Vorteile. Während die Teenies, was Anfang 20jährige durchaus noch sind, theatralisch aus dem Fenster lehnen und emotionalen Nachlauf spielen, treiben wir es derweil mit Besserem. Gehungert haben wir früher nicht und heute nicht. Wir geben ja sonst nichts aus, außer für unser angenehmes Dasein, denn Sparen bringt´s schon lange nicht mehr. Wo wir gerade bei den Zinsen sind: die Ausgebeuteten sind nicht wir, wie uns im ersten Moment scheint.
Die Verlierer in dem Spiel sind diejenigen, die ein falsches Spiel betrieben haben und wir wissen das. Unsere Zinsen sind das Wissen um deren Fehlerhaftigkeit. In fortgeschrittenem Alter sind wir frei von Rachegelüsten und langem Hin- und Her. Es kostet nur Zeit und Nerven und wer sich nicht anständig verhält, der soll gehen. Das Leben hat uns schon mancherlei gezeigt und wir selbst haben uns und anderen bereits mehrfach die rote Karte gezeigt. Während die Teenies damit beschäftigt sind, Gott und der Welt zu zeigen, dass SIE sich ins Zeug legen und bloß nichts hergeben wollen, laufen wir an der ausgeleierten Spur vorbei zu Höchstform auf. Es kommt immer etwas nach dem Danach und oft kommt etwas, was gar nicht übel ist. Lauf des Lebens, ein Kommen und ein Gehen und wir wissen – nichts ist von Dauer. Und nichts ist wirklich unersetzlich. Es gibt nichts, was nicht bei allem Durcheinander einen positiven Nachgeschmack hinterlassen kann und sei es auch – wie in meinem Fall- zum Schreiben und für den Stoff meiner Kolumnen.
Damit kann man also Menschen erfreuen und interessieren, dann hat der Bock also seine Schuldigkeit getan. Beruhigt widmen wir uns mit zunehmendem Alter der inneren Ausgeglichenheit, wohlwissend, dass wir nicht sterben an einem Zustand der emotionalen Niederlage. Na und? Lassen wir sie doch machen, sollen sie doch tun, was sie für richtig halten. Für uns ist entscheidend, wie wir damit umgehen und was wir für einen Nutzen ziehen. Weltuntergang wegen eines geistigen oder emotionalen Dilettanten? Sicher nicht, das ist nicht eine Sekunde des schlechten Gedankens wert! Und wir wissen: was uns widerfahren ist, teilen wir mit Millionen Menschen auf dieser Welt. Die Teenies müssen das noch lernen, was wir bereits beherrschen. Jedenfalls lebt es sich mit Weisheit und dem Verzeihen von Fehlern anderer entschieden leichter.
Vactum bedankt sich herzlich bei © Petra M. Jansen