Letzten Sonntag hat unser Grosser seine Erstkommunion gefeiert
Nicht selten, wenn ich erzähle, dass unsere Buben den katholischen Religionsunterricht besuchen, werde ich mit dem Vorwurf konfrontiert, wie wir uns anmassen können zu entscheiden, woran unsere Kinder glauben sollen.
Als Eltern entscheidet man ständig im Namen seiner Kinder – sei es als Vorbild, sei es als deren Anwalt, Sprachrohr oder verlängerter Hand. Man «masst» sich sozusagen bereits an zu bestimmen, wann und wo sie zur Welt kommen, was sie essen oder womit sie spielen. Im Allgemeinen wird die Rolle der Eltern als «Hüter der elterlichen Gewalt» akzeptiert. Ausser in der Glaubensfrage, da wird die elterliche Entscheidungsaufgabe oft als Anmassung betrachtet.
Wir haben uns nicht nur entschieden, unsere Buben zu taufen, sondern sie auch in den Religionsunterricht zu schicken, um ihnen die Werte weiter zu geben, die uns selber geprägt haben. Im Wissen, dass wir ihnen mit unserem Vorentscheid nichts verbauen, weil sie die Glaubensfrage anlässlich verschiedener bewusst gelegter Meilensteine in ihrem «Glaubensleben» immer wieder für sich ganz persönlich beantworten und die Entscheide, die wir für sie gefällt haben, bewusst akzeptieren oder aber auch verwerfen können.
Nach dem katholischen Glauben hat unser Grosser unterdessen das sogenannte «Vernunftsalter» und damit einen dieser ersten Meilensteine erreicht: Bevor er vergangenen Sonntag seine Erstkommunion feierte, hat er «unser» Taufbekenntnis höchstpersönlich erneuert.
Wie bewusst dies wirklich erfolgt ist, mag eine berechtigte Frage sein. Doch keine Angst: Genau deswegen wartet mit der Firmung dann ein nächster solcher Entscheidungs-Meilenstein auf ihn.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Wie sieht es bei euch aus in Sachen Glaubensfrage? Habt ihr diesbezüglich Vorentscheide gefällt? Und wie haben es die Kinder aufgenommen?