Sie begnügen sich nicht mit Reichtum, Grundbesitz und Ruhm. Nicht weniger als die gesamte Menschheit ist es, die sich anzueignen sie bemüht sind. Sie werden scheitern
Zu leben ist nicht dasselbe, wie lebendig zu sein. Letzteres reduziert sich auf den bloßen Erhalt von Lebensfunktionen. Ob der letzte Blick im Leben eines Menschen auf das kalt blinkende Siemensschild neben seinem Krankenhausbett fällt oder auf den Aszites- geblähten Bauch seines verhungernden Körpers; beides umschließt Lebendigkeit, nicht jedoch Leben. Zu leben bedeutet soziale Kontakte pflegen, gemeinsames Lachen, erbitterte Diskussionen mit Freunden, ein morgendlicher Kaffee in der Bäckerei nebenan, auch mal schick essen gehen, kurz Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Umfeld, in dem man lebt.
Auf bloße Lebendigkeit reduziert zu sein, bedeutet hingegen Angst zu haben. Vor Hunger, vor Schmerz und vor dem Tod. Angst vor dem faschistischen Mob in Kiew. Angst vor Drohnenangriffen in Pakistan, Afghanistan, im Jemen, dem Sudan und in Somalia. Es bedeutet sich zu fürchten vor Krebs und Nierenversagen, ausgelöst durch Uranmunition in Afghanistan, dem Irak, auch im Iran dank des Windes, im Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, in Libyen und möglicherweise bald schon in Syrien. Es sind sieben Milliarden Menschen und sie gehören nicht sich, sondern anderen. Es ist ihr Planet und er gehört ihnen nicht. Gemeinsam mit einer zugrunde gehenden Erde gingen sie in fremden Besitz über, in privates Eigentum. Aus einer einstigen Menschheit wurde Humankapital.
Noch tobt er im Geheimen, der Kampf der Giganten. Kolosse aus Kapital, mächtiger als jedes Gebirge. Bankenkonzerne, Firmenkonglomerate und Medienkonzerne. Der einzelne Mensch wird bedeutungslos angesichts solcher Mühlsteine. Es ist nicht weniger, als der Versuch, die Evolution aufzuhalten. Jenes Rad, das sich seit hunderten Millionen von Jahren dreht, zum Stehen zu bringen, um eine dystopische Zukunft zu determinieren.
Soweit der Plan. Kann er gelingen? Nur wenn es jenen transnationalen Giganten, die Washingtons Armee als Schlagring gegen die Menschheit missbrauchen, gelingt, mit Hilfe eines im Niedergang befindlichen Westens erneut alle aufstrebenden Staaten der Erde zu unterwerfen. Ein schwindender Eisberg, der versucht, die Entstehung neuer Gletscher zu verhindern. Doch das Zeitfenster erscheint bereits zu klein, als dass die übergewichtige, westliche Weltelite sich noch hindurchzwängen könnte. China hat die USA bereits wirtschaftlich überflügelt und den BRICS damit einen ersten Weltmachtstatus verschafft.
Die Angst beginnt die Seiten zu wechseln. Der Umbau der USA in einen martialischen Polizeistaat zeugt davon. Ein unipolares Zeitalter neigt sich erneut seinem Ende entgegen. Griechen, Ägypter, Perser und Römer waren dazu verurteilt, diese Erfahrung machen müssen. Von ihren einstigen Weltreichen existieren heute nur noch Schatten. Wohin also sollen all diese Machtkolosse auswandern, wenn ihre westliche Basis zerfallen ist? Nach Moskau, Bejing oder Caracas? Sie werden dort nicht übetrieben willkommen sein. Also versuchen sie weiterhin, die Evolution anzuhalten, des Menschen Entwicklung, ohne zu registrieren, dass sie genauso gut versuchen könnten, die Zeit anzuhalten. Ihre eigene Zeit, die schon bald gekommen sein wird.