Im ersten Teil unserer Serie „Die Geschmäcker der grünen Insel“ haben wir Euch bereits fünf Lieblingsorte und kulinarischen Entdeckungen auf unserer Irlandreise Mitte September vorgestellt. Unser Weg führte uns dort vom Landesinneren über die Städte Limerick und Ennis bis an die Atlantikküste in der Mitte Irlands. Bekannt ist diese Region im County Clare auch für die karge Steinlandschaft „The Burren“, die ich im vergangenen Jahr auf dem Burren Way erkundet – oder besser gesagt – erwandert habe. Schon damals ist mir die Einzigartigkeit der Landschaft aufgefallen, die sich auch auf die Lebensmittel und das Essen vor Ort auswirkt. In dieser verhältnismäßig kleinen Gegend wachsen etwa 70% der einheimischen Pflanzenarten. Eine gute Grundlage für Kräuteröle, besondere Milch und dem daraus gewonnenen Käse und interessante Rezepte. Im zweiten Teil unserer Serie reisen wir etwas mehr in das Herz der Burren und folgen dem Burren Food Trail. Viel gibt es zu entdecken und zu kosten. Lest selbst… hier unsere weiteren 5 Empfehlungen.
6. Burren Food Trail
Die Burren haben ihre ganz eigene Schönheit, die so mancher erst auf den zweiten Blick erkennt. Auch wenn die karge Steinlandschaft schwer zu bewirtschaften ist, hat sich hier in der letzen Jahren eine Vielzahl von hochwertigen Produkten und exklusiven Adressen entwickelt. Gott sei Dank, kann man sagen, wenn man bedenkt, dass nur noch etwa 500 Landwirte die Region bewirtschaften, gerade mal halb soviel wie vor 30 Jahren. Im Rahmen der Initiative „Geo Park – people, place, learning, livelihood“ sind verschiedene Projekte entstanden, welche die Kultur und das Essen vor Ort näher bringen. Der Karte des Burren Food Trail folgend, kann man zum Beispiel unterschiedlichste feine Adressen entdecken, von Sterne-Restaurants über Ziegenbauern und Käsereien, bis zum Eisladen oder diversen Bauernmärkten. Wer sich z.B. speziell für Käse interessiert kann auch dem „Burren Cheese Trail“ folgen oder frischen Fisch auf dem „Taste of The Ocean Trail“ kosten. Ein besonderes Highlight ist mit Sicherheit das Burren Slow Food Festival, das dieses Jahr bereits im Mai statt fand. Dort stellen sich alle Bauern, Produzenten und Locations des Burren Food Trails vor, mit der Möglichkeit zu probieren versteht sich. Außerdem gibt es extra Führungen durch die Burren und ausgewählte Workshops. Auch wir folgen den Spuren des Burren Food Trails und entdecken so Geschmäcker, die uns sonst vielleicht nicht begegnet wären. Unser Tipp für ein Mittagessen in uriger Atmosphäre und mit Produkten aus den Burren: das Burren Food & Wine in der Nähe von Ballyvaughan. Dann gönnt sich hier, wir so oft, einen kunstvoll angerichteten Nachtisch.
Burren Slow Food Festival
www.burren.ie/food-dining/burren-slow-food-festival
Burren Food Trail
www.burren.ie/food-dining/burren-food-trail
7. Hazel Mountain Chocolate
Auf dem Weg nach Galway, unserer letzten Destination dieser Reise, kommen wir an der Hazel Mountain Chocolate Manufaktur vorbei. Da Danni großer Schokoladenfan ist, legen wir hier einen Stop ein. Hier werden Schokobohnen aus Costa Rica, Madagaskar und Cuba zu edelster Schokolade weiterverarbeitet. Die Bohnen werden in einem besonderen traditionellen Verfahren geröstet und gemahlen und nur mit irischer Milch und Zucker vermengt, um den puren, originären Schokoladengeschmack zu transportieren. Man erhält hier unter anderem Schokoladen, die mit Seegras, Mandeln und Salz verfeinert sind, aber eben auch Schokoladen mit dem puren Geschmack reinster Schokolade von süßlich-säuerlicher Bitterkeit. Das angeschlossene Café ist geschmackvoll retro mit alten Tapeten und offenem Kamin eingerichtet und lädt zum Verweilen ein. Der natürlich schokobasierte Kuchen ist phänomenal köstlich. Danni isst einen Kokos-Limetten-Kuchen. Den Preis ist er absolut wert!
Hazel Mountain Chocolate Café & Factory
Oughtmama
Bellharbour
County Clare
www.hazelmountainchocolate.com
www.instagram.com/hazelmountainchocolate
www.facebook.com/beantobarireland
8. Burren Smokehouse
Im Burren Smokehouse in Lisdoonvarna wird neben Makrele und Forelle vor allem allerfeinster regionaler Bio- und Wildlachs geräuchert, der weltweit exportiert wird. Neben der klassischen Heißräucherei wird hier auch nach einem patentierten Verfahren sozusagen „sous-vide“ kaltgeräuchert. Durch den nur 30 Grad warmen Rauch, in dem der Lachs ganze 48 Stunden lang fermentiert, wird das Fleisch ganz besonders zart und schmackhaft. Verfeinert wird das Ganze mit regionalen Kräutern, Honig und Whisky. Da kann selbst ich, der eigentlich kein großer Fischfan ist, einem Kostprobenhappen kaum widerstehen. Wie überall werden wir auch hier gleich herzlich empfangen, und der kanadische Verkäufer bittet uns Platz zu nehmen, um uns einen kurzen Imagefilm über das Smokehouse und dessen besondere Räuchermethoden anzuschauen. Neben dem ausgezeichneten Fisch kann man im Shop weitere regionale Spezialitäten erwerben, wie z.B. verschiedene aromatisierte Öle, Süßspeisen, Kräutermischungen und auch Literatur. Wir kaufen natürlich Lachs, mit Whisky und Honig verfeinert, den wir Nicks Vater als Dank für den Flughafentransfer mitbringen. Leider fiel die Räucherei vor einem Monat einem Brand zum Opfer, weswegen der Fisch derzeit in einer Räucherei in Galway hergestellt wird. Aber es wurde uns versichert, dass die ortsansässige Räucherei wieder aufgebaut wird.
Burren SmokehouseKincora RoadLisdoonvarna
www.burrensmokehouse.com/de
9. Brewery in Lisdoonvarna
Direkt neben dem Burren Smokehouse befindet sich mit auffällig bemalten Fassaden die Roadsite Tavern, ein klassisch uriger irischer Pub, der seit 1893 besteht. Wie in beinahe jedem Pub hängen hier überall alte Fotos und Devotionalien an den Wänden, die Einrichtung wirkt „erfahren“, es gibt einen Kamin und es duftet nach einem Gemisch aus deftigem Essen und altem Bier, das aus den Holzmöbeln dünstet. Nachdem wir eintreten, werden wir sofort aufgefordert, die hausgebrauten Biere der Burren Brewery, die sich im Stockwerk über dem Pub befindet, zu probieren. Vor uns stehen jeweils ein Glas Burren Gold, Burren Red und Burren Black (v.l.n.r.). Das Gold ist ein untergäriges Lager, am ehesten mit unserem Pils zu vergleichen, aber weniger herb und frischer im Geschmack. Der Alkoholgehalt liegt bei ca. 4%. Das Red ist ein Ale, knapp über 4% Alkoholgehalt, obergärig gebraut, leicht herzhaft, würzig und mit interessanten Fruchtnoten. Das Black ist ein kraftvoll schmeckendes Stout mit mokka-artigem Aroma, wenig Kohlensäure und einem cremigen Schaum. Der Barkeeper will uns in leicht überheblicher Manier weismachen, dass es besser schmecken würde, als das irische Nationalgebräu Guinness. „Haha“, denken wir, bevor wir uns selbst davon überzeugen. Alle drei Biere schmecken ausgezeichnet und wenig konventionell. Besonders das Red und das Black spielen in der obersten Liga. Es kann vorkommen, dass das ein oder andere Bier mal aus ist, da hier nicht in übergroßen Mengen gebraut wird. Über die Qualität des Essens können wir nur sagen, dass es sehr gut roch, sehr lecker aussah, und die Gäste, während sie es verspeisten, einen sehr glücklich zufriedenen Gesichtsausdruck hatten.
Roadside Tavern
Lisdoonvarna
www.roadsidetavern.ie/roadside
10. Eugene´s Bar in Ennistymon
Ein absolutes Highlight auf unserer Reise ist das „Eugene´s“ in Ennistymon. Wir entdecken den Pub eher zufällig, weil es durch seine kunstvolle Fassadenmalerei hervorsticht. Da sich der Abend ankündigt, den wir gemütlich ausklingen lassen möchten, beschließen wir, uns dort ein Guinness zu genehmigen, ohne zu wissen, was uns dort erwartet. Wir sind sofort geflasht vom kunstvollen Interieur, als wir den Pub betreten. Unzählige alte Fotos und Visitenkarten an den Wänden, beleuchtete bunte Glaselemente im Tiffanlampenystyle, ein warmer Kamin, eine kunstvoll bemalte Theke und die niedrige Decke erzeugen eine einmalige, gemütliche und urige Atmosphäre. Der Pub ist einem alten Planwagen nachempfunden, was der Besitzer uns aus verschiedenen Perspektiven erläutert. Das Spiel aus Licht und Farben ist einmalig und bis ins kleinste Detail durchdacht. Eugene McNamara kaufte einst das gesamte Gebäude und gestaltete es komplett nach seiner eigenen Vision um zu einem Gesamtkunstwerk, das laut ihm fertig ist und nun standesgemäß ohne Veränderung altert, wodurch es lebt und zu einer Institution geworden ist und weiterhin wird. Über dem Pub hat er ein Guesthouse eingerichtet, und ganz oben im Penthouse residiert er selbst. Wir bleiben länger als geplant und können uns kaum satt sehen, denn es gibt überall immer wieder neue Details zu entdecken. (Foto ©Marcello CC BY-NC-ND 2.0, denn leider sind unsere eigenen Bilder auf der Kamera abgeschmiert… das heißt alleine deswegen müssen wir wieder kommen!)