Die Geschmäcker der grünen Insel | Teil 01

Limerick Milkmarket

Wer meint, dass sich das irische Essen auf fleischvolles Frühstück, Kartoffeln und Irish Stew beschränkt, der hat weit gefehlt. In den letzten Jahren hat sich so einiges getan. Irlands Lokale werden in Michelin Führern empfohlen, die lokalen Produkte sind frisch und in Bio-Qualität und Food Markets mit Bauern aus der Region schon lange Standard in den großen Städten als auf dem Land. Die grüne Insel verfügt dank nicht vorhandener Industrie über mit die reinsten Gewässer Europas, was die Qualität des Fisches (besonders des Lachses) erstklassig macht. Auch die niedrige Anzahl an Bewohnern (65 Einwohner pro km²) lassen Kühen, Schafen und Ziegen mehr als viel Platz, um 24 Stunden draußen zu sein. Massentierhaltung und künstliches Futter nicht vorhanden. Der viele Regen lässt die Wiesen außerdem saftig grün sprießen, was sich wiederum auf die gute Qualität der Milch und somit auf den Geschmack von Käse, Butter & Co auswirkt. Oft sieht man hier außerdem die Kälber bei ihren Müttern stehen. Ein Bauer erklärt uns, dass sie bis zu einem halben Jahr zusammen bleiben und dann auf dem Markt weiter verkauft werden, innerhalb Irlands aber manchmal auch nach Italien. So hat hier nahezu jeder Ire mit etwas Land, Nutzvieh, Pferde oder auch Esel auf seiner Wiese stehen. Und wenn es nur darum geht das Gras kurz zu halten.

Limerick Milkmarket

Mitte September mache ich mich wieder auf die Reise nach Irland, diesmal zusammen mit meinem Freund Nick, um ihm meine Lieblingsorte im Westen zu zeigen. Unsere Reise beginnt am Lough Derg, mitten im County Clare, und führt uns über Limerick und Ennis an die Westküste, hoch in die Burren und zurück über Galway nach Dublin. Innerhalb von einer Woche machen wir jeden Tag Stopp an einer anderen interessanten Lokalität, die typisch ist für die irische Kultur. Unserer besonderer Augenmerk fällt dieses Mal auf das Essen und Trinken in Irland, da Nick besonders gerne kocht und unter dem Namen Lieblingsleckereien eigene selbstgemachte Kreationen verkauft, sofern es unsere freie Zeit zu lässt. Was wir in Irlands Westen entdeckt und verkostet haben, beschreiben wir für Euch in unsere Serie „Kulinarisch unterwegs im Westen Irlands“, angefangen hier im Teil Eins mit unseren ersten 5 Empfehlungen.

1. Tullamore Dew Distillery

Tasting in der Tullamore Dew Distillery

Es ist nicht historisch belegt, ob es die Iren oder die Schotten waren, die zum ersten Mal das „Aqua Vitae“ – das Wasser des Lebens – destillierten. Aber eines ist klar: In Tullamore weiß man um das geheime Wissen der Zutaten und der Kunst der Herstellung von Whisky oder irisch Whiskey. Hier wird seit 1829 gebrannt, als Michael Molloy die ersten Pot Stills installierte und die ersten Spirits darin kondensierten. Als Familienunternehmen gegründet gehört Tullamore Dew heute zur William Grant & Sons Irish Brands Ltd. Da ich gerne mal ein gutes Destillat genieße und die Tullamore Dew Destillerie nur eine gute Stunde von Mountshannon entfernt ist, machen wir uns auf zu einer Besichtigung der traditionsreichen Destillerie und lassen uns bei der Führung „CURIOUS TASTER’S JOURNEY“ die einzelnen Herstellungsschritte erläutern. Der klassische bekannte Tullamore Dew mit dem grünen Label, der in alle Welt exportiert wird, ist ein Blend aus drei verschiedenen Whiskysorten, die alle in Tullamore gebrannt und verblendet werden. Er besteht aus einer Mischung aus Pot Still, Malt- und Grainwhisky. Pot Still und Malt sind aus gedarrtem Gerstenmalz gebrannt, während Grainwhisky aus Mais hergestellt wird. Tullamore Dew wird dreifach destilliert, während schottischer Whisky meist zweifach destilliert wird. Der Brennmeister bestimmt am Ende über die exakte Mischung dieser drei Sorten, um einen ausgewogenen Geschmack zu erzeugen. Auch trennt er den Hauptlauf nach Gefühl und jahrzehntelanger Erfahrung vom Vor- und Nachlauf, denn nur er weiß, ab welchem Moment das beste Kondensat die kupfernen Brennblasen verlässt. Anschließend wird das Hochprozentige für mindestens drei Jahre in amerikanischen Eichenfässern gelagert, wodurch es seinen unverwechselbaren Geschmack und seine charakteristische Farbe erhält. Tullamore Dew hat wenig Rauch und gilt als eher sanfter Whisky, wovon wir uns bei einem abschließenden Tasting persönlich überzeugen können.

Tullamore D.E.W. Visitor Centre
Bury Quay, Tullamore (Co. Offaly)
www.tullamoredew.com

2. Milk Market Limerick

Limerick Milkmarket

Der Milk Market in Limerick zählt zu den ältesten Märkten Irlands. Typisch zu der Zeit seiner Gründung im frühen 19ten Jahrhundert waren die Märkte nach Waren aufgeteilt und trugen deren Namen, wie eben der Milk Market, der Pig Market oder auch der Potatoe Market. Den Namen hat der Wochenendmarkt auf der Mungret Street zwar behalten, doch sein Sortiment vielfältig erweitert. Seit 2010 findet man hier von Freitag bis Sonntag an über 50 Ständen und 20 festen Läden verschiedenste Produkte aus der Region von Farm House Cheese über frischen Fisch bis selbstgebackenem Brot und Gebäck. Doch damit nicht genug: die Produkte sind so besonders landestypisch, dass es sich lohnt wirklich jeden einzelnen Stand mit Ruhe und Aufmerksamkeit zu erforschen. So entdecken wir hier Öle mit Kräutern aus den Burren, auf dessen Wanderwegen wir wenige Tage später laufen werden. Typisch irisches Gemüse vom Feld mit den typisch irischen Bauern dazu. Bestes Fleisch von Tieren mit viel Platz und Auslauf, was man unmittelbar schmecken kann. Unglaublich viel Angebot für Veganer, Vegetarier und Gluten-Verzichter wie Falafel, Energie-Bällchen, selbstgemachte Erdnusscreme und frisch zubereitete Salat-Bowls. Und dann noch viele verführende Street Food Stände, die uns überall ein bisschen zum probieren einladen, obwohl wir längst satt sind. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Website oder bei Facebook, da hier das Rahmenprogramm angekündigt wird (wie z.B. Workshops oder Yoga). Für uns einer der schönsten, vielfältigsten Märkte Irlands und ein Muss auf dem Weg an die Westküste. Unser Tipp: ohne vorher zu frühstücken hier hin, lecker essen und ein Picknick einkaufen.

Limerick Milk Market
Mungret Street, Limerick V94 R602
www.milkmarketlimerick.ie

3. Ennis Food Trail

Ennis Food Trail

Auf dem Weg an die Atlantikküste und die Burren, führt der Weg meist neben Limerick auch an Ennis vorbei. Nur halb so groß wie Limerick, ist Ennis etwas gemütlicher und ursprünglicher. Doch auch hier hat sich eine besondere Esskultur entwickelt. Die gleichzeitige Nähe zur Küste (etwa 30 Kilometer) und zum fruchtbaren Innland, bieten beste Bedingungen für beste Lebensmittel. Bei unserem Besuch und einer Pause zum Carrotcake im Café Zest! at the Market, entdeckten wir durch Zufall einen Flyer zum Ennis Food Festival Ende September. Leider leider würden wir zu dieser Zeit wieder zurück in Deutschland sein, doch konnten wir an dem Tag den auf der Rückseite abgedruckten Food Trail nutzen, bei man die 18 Teilnehmer des Food Festivals auf einem Spaziergang durch die Stadt entdecken kann. Von Cafés über Pubs bis Restaurants und Bäckereien ist das Angebot abwechslungsreich und spannend. Zum Essen in jeder dieser Locations reichte es an dem Tag zeitlich leider nicht, aber zum Food Festival würden wir sehr gern nächstes Jahr wiederkommen und einen der vielen Workshops mitmachen. Tipp von uns: anhalten, spazieren und entdecken! (Foto © Mark Leary CC BY-NC-ND 2.0)

Ennis Food Festival
www.ennisfoodfestival.com
www.facebook.com/Ennis-Food-Festival-161194687366849

4. Joe´s Café im Surferort Lahinch

Joe´s Café Lahinch

Einer meiner Lieblingsorte an der Westküste Irlands ist Lahinch. Hier gibt es auf einem überschaubaren Fleck alles, was einen idealen Tag am Meer bereitet: der lange Strand, die Möglichkeit zu surfen, ein Schwimmbad mit Sauna, eine kleine feine Straße mit bunten Geschäften und Pubs, eine Handvoll gute Restaurants und Cafés, darunter auch Joe´s Café, mein Favorit. Gleich um die Ecke des großen Parkplatzes am Strand liegt das bunt eingerichtete Café auf der Ecke am Kopf der Hauptstrasse. Nicht nur die fröhliche Einrichtung macht Laune, auch der Blick auf die Karte. Von verschiedensten Frühstücksvarianten, über leichten Quiche bis köstlicher Pasta, gibt es hier für jeden und jede Tageszeit etwas. Außerdem ist der Kaffee sehr sehr gut und zusammen mit dem frisch gebackenen Kuchen ein guter Trost dafür, dass man von hier nicht auf´s Meer blicken kann. Mein Tipp: nach einem langen Spaziergang am Strand hier stärken und aufgewärmt mit einem Coffee to take away auf die Mauer am Strand setzen.

Joe´s Café
Promenade, Lahinch County Clare
www.facebook.com/Joes-cafe-187928861251270
www.instagram.com/explore/locations/26789871

5. Irish Breakfast im Orchid House

Breakfast at Orchid House

Es gibt Orte, die bleiben einem nach einer Reise manchmal so lange in Erinnerung, dass man dorthin zurückkehren möchte. So ging es mir neben den Burren als solches mit einer Unterkunft dort, dem Orchid House. Das zauberhafte Bed & Breakfast liegt direkt an der Küste, so nah, dass man vom Bett aus das Meer sehen und hören kann. Auf meiner ersten Etappe auf dem Burren Way letztes Jahr, verbrachte ich dort eine Nacht und schlief unfassbar gut. Das lag neben der langen Wanderung an dem Tag mit Sicherheit auch an dem gemütlichen Bett und dem herzlichen Empfang. Auch in diesem Jahr statten wir Gil MacNamara einen Besuch ab und verbringen eine Nacht in dem selben Zimmer. Sie versorgt uns wie immer mit wertvollen Tipps und den neusten Geschichten aus der Gegend. So erfahren wir, dass ihr Mann Pat am nächsten Tag mit den gezüchteten Kälbern zum Verkauf auf den Markt fährt, der „Wild Atlantic Way“ sehr viele Besucher in die Region gebracht hat und die Fisch & Chips im O’Donoghues Pub (Fanore) sehr gut schmecken sollen. Das können wir nach einem kurz darauf folgenden Besuch am Abend nur bestätigen! Außerdem kommen wir noch in den Genuss typisch irische Lieder zu hören, gesungen von Martin Driscoll, einem „Local“ aus dem Dorf. Am nächsten Morgen bereitet uns Gil ein außergewöhnlich leckeres Irish Breakfast zu mit allem was dazu gehört plus selbst gebackenem Sodabread und Banana-Muffins. Alleine deshalb würde ich jedes Jahr hierher zurückkommen.


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