1800
Kurze, leicht betonte mandelförmige Nägel sind Mode. Gelegentlich sind sie gefärbt mit parfümiertem rotem Öl und mit Lederläppchen auf Hochglanz poliert.
1830
In Europa wird ein Arzt namens Sitts von den Zahnhölzern aus Orangenholz inspiriert, diese auch für die Maniküre einzusetzen. Mit seinen Orangenholzstäbchen schiebt man die aufgeweichte Nagelhaut schonend zurück. Vor dieser Erfindung entfernte man die Nagelhaut mit allerlei Geräten aus Metall, mittels Säure oder Scheren.
1892
Die Nichte von Dr. Sitts macht diese neue Form der Maniküre international bekannt. Auch in Amerika finden ihre Vorträge großen Anklang und es entstehen Maniküre-Salons für Frauen aller Einkommensklassen.
1900
Um die Nägel in Form zu bringen, werden die Nägel mit Metallscheren geschnitten und anschließend mit Metallfeilen bearbeitet. Um ihnen mehr Glanz zu geben, werden entweder zart eingefärbte Cremes oder Puder in die Nägel einmassiert. Es gibt bereits einen Vorläufer unseres heutigen Nagellacks, der mit einem Kamelhaarpinsel aufgetragen wird, aber schon nach einem Tag wieder abgeht.
1910
In New York City wird die Firma „Flowery Manicure Products“ gegründet. Sie produzieren Metallnagelfeilen und erfinden das sogenannte „Emery Board“, eine Feile mit Holzkern und feinstem Granatstaub (die sogenannte Papierfeile), die sie erfolgreich einführen. Das Emery Board wird zum Basisprodukt jeder Maniküre.
1914
Anna Kindred aus North Dakota reicht ein Patent für einen Fingernagelschutz ein, ein Überzug, der die Nägel vor Verfärbung schützt, wenn man mit Chemikalien oder anderen färbenden Mittel arbeitet.
1917
„Schneiden Sie nicht die Nagelhaut“ warnt im November eine Werbeanzeige in der Vogue. „Machen Sie stattdessen die Simplex Methode von Home Manicuring, für die man keine speziellen Accessoires benötigt.“ Inhalt der Simplex Muster-Maniküre-Sets sind Nagelhautentferner, Nagelpolitur, Nagellack, Nagelweißstift, Orangenholzstäbchen, Papiernagelfeile und ein Broschüre mit Lektionen zum Home Manicuring. Immer mehr Frauen möchten glänzende Nägel und benutzen dazu Schleifmittel, Politurpasten oder Politurpuder.
1920
Filmstars werden hauptsächlich nach dem so genannten „Kindchen-Schema“ geschminkt: große Augen, großer Mund, kleine Nasen. Dies wird mit kurzen Haaren noch betont. Für die Nägel gibt es immer noch keinen richtigen Lack, aber die boomende Autoindustrie schafft durch die Entwicklung des Autolacks endlich die richtige Basis.
1925
Ein durchsichtiger rosaroter Nagellack kommt auf den Markt. Er wird nur in der Nagelmitte aufgetragen, der Mond und die Nagelspitze bleiben farblos. Die 20er und 30er Jahre sind für Beatrice Kaye, die bei MGM für die Maniküre zuständig ist, die Phase der „Mond-Maniküre“. Die Nagelhaut wird entfernt und der überstehende Nagel spitz gefeilt. Danach wird der Lack auf den Nagel, aber nicht auf den Nagelmond aufgetragen. Manchmal bleibt auch die Spitze unlackiert. In dieser Zeit verbietet es die Etikette „anständigen“ Frauen, die Nägel in kräftigen oder grellen Farben zu lackieren.
1930
Hollywoods legendäre Filmdiven, wie Jean Harlow, Gloria Swanson oder Rita Hayworth, verschaffen dem Nagellack endgültig den Durchbruch und bringen ihn international in Mode. Ihr Look wirkt kultiviert und elegant und ist immer tadellos gepflegt. Die „Mond-Maniküre“ feiert mit neuen Rottönen weitere Erfolge. Gena Laboratories führen einen Nagellackentferner, Nagelhautöl und Nagelhautentferner ein.
1932
Charles Revson und sein Bruder Joseph, ein Chemiker, stellen mit Charles Lachman einen farbintensiven, deckenden Nagellack her, der sich streifenfrei auftragen lässt. Er basiert nicht auf Farbstoffen sondern auf neuartigen Farbpigmenten, die sich besser auflösen lassen und eine größere Auswahl an Farben ermöglichen. Die Marke Revlon ist geboren. Unter der Marke kommen Rottöne von Hellrot bis Purpurrot auf den Markt. Sie propagiert in den 30er Jahren als erste den Trend, Lippen und Nägel in derselben Farbe zu schminken.
1934
Anna Hamburg aus Kalifornien patentiert eine künstliche Nagelfarbe, die leicht aufgetragen und entfernt werden kann, ohne den natürlichen Nagel zu beschädigen. Maxwell Lappe, ein Zahnarzt aus Chicago, erfindet „Nu Nails“, einen künstlichen Fingernagel für Nägelkauer.
1935
Eugene Rohrbach aus New Jersey patentiert einen Nagelschutz, der sich ohne Klebstoff anbringen lässt. Er wird über und unter den überstehenden Nagel geschoben.
1937
Harriet Fligenbaum aus Minnesota erhält ein Patent auf künstliche Nagelspitzen zur Reparatur und Verlängerung von Nägeln.
1940
Rita Hayworth steht Pate für einen neuen Look: Ihre langen roten Nägel sind oval gefeilt und vollständig ausgemalt, lassen also den Nagelmond nicht mehr frei. Zum Verkaufsschlager entwickeln sich kräftige Farben wie z. B. die Nagellackfarbe „Schoolhouse Red“ von Elizabeth Arden, sie kostete damals 0,75 Cent.
1945
Nach Ende des Weltkriegs wird auch das Make-up wieder wichtiger und die Frauen können sich auf neue Nagellacke freuen, die nun in Rot, Pink und anderen Farben zu haben sind. Max Factor führt den Satin Smooth Nail Polish ein.
1950
Die Nagellack-Welt wird immer bunter und die Nagelmode bevorzugt entweder dunkle, in eine spitze Form gefeilte Nägel oder einen Naturlook mit hellen Farben und oval geformt. In den 50er Jahren gibt es auch den ersten Unterricht für Maniküren, der Vorläufer des heutigen Naildesigns. Revlon bietet dazu ein Trainingskit mit einer Grundausstattung für professionelle Nagelmodellage an.
1957
Thomas Slack erhält ein Patent für eine Schablone, die unter die Nagelspitze passt und der Kosmetikerin hilft, den natürlichen Nagel mit Acryl zu verlängern. Diese Methode wird unter „Pattinail“ von Slack hergestellt und vertrieben.
1970
Das Jahrzehnt der Kunstnägel ist endgültig angebrochen. Acryl-Nägel und Nagelverlängerungen sind jetzt viel belastbarer und fühlen sich natürlich an. Sie sind vom Naturnagel kaum noch zu unterscheiden. Der gerade abgefeilte Nagel kommt in Mode und ist zu dieser Zeit besonders gefragt. Durch die neue Technik werden extrem lange Nägel immer populärer und gelten besonders in den USA als sexy.
1972
In diesem Jahr kamen Metallic-Nagellacke in blau und grün auf den Markt, die silberne Glitzerpartikel enthielten. Sie entwickelten sich zum Faschingshit des Jahres und wurden auch im Sommer zum Trend für Finger- und Fußnägel.
1980
Acryl wird von Fiberglas, das als neuester Stand der Technik gilt, mehr und mehr abgelöst. Die Dekoration des Nagels beschränkt sich nicht mehr nur auf einfarbigen Nagellack, durch weitere Farben, Schmucksteinchen und andere Accessoires werden die Nägel zu regelrechten Kunstwerken. Der Beruf der Nail-Designerin wird etabliert und Schulungen und Wettbewerbe sorgen für steigende Popularität.
1990
Das neue Jahrzehnt beginnt kreativ mit einem Nagellackstift von Margaret Astor, der wie ein Filzstift die Farbe an den Nagel abgibt. Dann wird auch noch der erste „duftende Nagellack“ von der Marke Manhattan auf den Markt gebracht. Es gibt mehrere Varianten, die entweder nach Früchten oder nach Vanille und Flieder riechen.
1991
Auf Wasserbasis ist ein Peel-off-Lack, der ebenfalls von Manhattan eingeführt wird. Er lässt sich vom Nagel abziehen und hält maximal 2 Tage.
1995
Im Film „Pulp Fiction“ trug Uma Thurman erstmals den Nagellack „Rouge Noir“ von Chanel, der in diesem Jahr lanciert wurde. So erlangte das verführerische Tiefdunkelrot des Nagellacks an großer Popularität, die bis heute anhält.
2000
Der klassische Look der French Manicure setzt sich durch. Durch seine edle, schlichte und natürliche Optik sieht er zu jeder Gelegenheit perfekt aus.
2009
Auf der Fashion Week in Paris stimmt Karl Lagerfeld den Nagellack auf die Haute Couture-Kleider ab und ebnet damit den Weg für den ungewöhnlichen blassgrünen Farbton „407 Jade“. Armani kontert mit „Greige“, einer neuen eleganten Grau-Variante. Getoppt wird der Hype um die Trend-Nagellackfarben 2010 durch den Run auf Chanels „505 Particulière“ – eine Kombination aus Grau und Lila.
2011
Alessandro lanciert mit Lac Sensation den ersten Nagellack, der so leistungsfähig ist wie ein UV-Gel und bis zu drei Wochen hält. Er lässt sich wie normaler Nagellack auftragen und trocknet in nur 60 Sekunden unter UV-Licht.
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