Ich würde gerne hier sitzen und nicht weinen. Ich hätte gerne, dass mir nicht schlecht ist und mir die Luft zum atmen nicht fehlt. Also trinke ich ein Glas Wein, rauche viele Zigaretten und hoffe, dass es irgendwie besser wird. Leider wird es das nicht. In meinem Leben fand ich schon viele Männer toll. Ich war bestimmt auch schon in viele verknallt, aber das war es dann auch schon. Und dann kam irgendwann Tim um die Ecke. In der wohl ungünstigsten Zeit seines Lebens, trat er auf einmal in meins und hat mich berührt. Vom ersten Augenblick an war da dieses Gefühl, dass ich einfach nicht mehr leugnen konnte. Auch wenn mein Verstand sich immer wieder gemeldet hat um mir mitzuteilen, dass das nicht einfach werden würde. Dass die Möglichkeit verletzt zu werden extrem hoch ist. Ich war zum ersten Mal gelassen. Ich hatte zum ersten Mal nicht das Bedürfnis, eine Sache sofort definieren zu müssen. Ich habe mir nicht den Kopf darüber zerbrochen was sein wird und werden könnte. Ich habe es genossen, Zeit zu geben und die auch zurückzubekommen. Mit Tim war alles von Anfang an so nah. Es war vertraut und wunderschön. Wir konnten lachen, wir konnten ernste Gespräche führen. Wir konnten uns einfach nur ansehen und schweigen. Und immer wenn ich Tims Stimme hörte machte mein Herz einen Sprung.
Und nun? Nun sitze ich hier und weine. Weil Tim nun auch zu den Männern gehört, die sich nicht in mich verlieben. Er gehört nun zu den Männern, die finden, dass ich eine unglaublich tolle Frau bin. Er gehört zu den Männern, die mich zu schätzen wissen, sich wohl und geborgen in meiner Gegenwart fühlen – sich aber nicht in mich verlieben. Er hat viel darüber nachgedacht, sagt er. Nachgedacht und zu dem Schluss gekommen, dass er uns nicht sieht. Ihn und mich nicht. Zusammen. Ich wäre auf einmal so weit weg und all das, was er zu Beginn so wunderschön fand ist auf einmal in der Ferne. Ich sitze am Telefon und schweige. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihm zu glauben, seine Entscheidung zu akzeptieren. Doch rumort in meinem Kopf der Zweifel. Ist das eine Kopfentscheidung? Weil ihm alles zu viel wird? Weil er Angst hat? Und schon, so mir nichts dir nichts mache ich mir Gedanken über Dinge, die ich nicht ändern kann.
Das Schlimme ist, dieses “sich verlieben” kann man nicht begründen. Weder wenn es da ist, noch wenn es nicht da ist. Es ist einfach da, auf einmal und plötzlich. Ich schaffe es, mir nicht zu wünschen, nach dem Warum zu fragen. Ich frage mich nicht, was mit mir nicht stimmt, dass die Männer mich immer unglaublich toll finden, sich aber nie in mich verlieben. Denn es bringt schlichtweg nichts. Das ist immerhin eine Verbesserung zu früher. Trotzdem bin ich unglaublich verletzt, niedergeschlagen, traurig. Ich habe diesen Mann gern, sehr sogar… ich hatte mir gewünscht, dass wir uns die Chance geben können, uns vorsichtig anzunähern, herauszufinden was das ist zwischen uns. Nun ist es einfach so vorbei. Ohne eine Chance ihm nochmals in die Augen zu sehen, ihn zu küssen, ihn im Arm zu halten. Seine Nähe zu spüren, sein Herz schlagen zu hören.
Vieles wäre wohl einfacher, könnte ich hm glauben was er da gesagt hat. Es hat sich echt angefühlt und Tim ist nicht der Typ Mann, der schauspielert. Er ist echt, und das hat mich in seinen Bann gezogen. War er einfach nur euphorisch und hat all meine Zuneigung aufgesaugt weil er sie so lange vermisst hat? War er davon geblendet und hat gedacht er hätte Gefühle, um jetzt festzustellen, dass es nicht so ist? Ich habe all diese Fragen in meinem Kopf und doch führen sie nur zu einem einzigen Ergebnis. Es spielt keine Rolle, denn er hat seine Entscheidung getroffen. Ihn und mich wird es nicht geben. Ich versuche den Gedanken daran, dass er seine Meinung irgendwann ändern könnte im Wein zu ertränken. Ich will mir keine Hoffnungen machen, was wohl das einzige klitzekleine Bisschen Selbstschutz ist, das ich besitze. Wenn ich mir doch nur nicht so sicher gewesen wäre. Nach so unglaublich langer Zeit habe ich Dinge gefühlt, die ich selbst nicht mehr kannte. Wie soll ich es jemals schaffen, zu akzeptieren, dass ich damit alleine dastehe? Nach so vielen Jahren, bin ich zum ersten Mal wirklich verliebt. Ich hatte ein Urvertrauen darin, dass es irgendwie und irgendwann funktionieren kann. Aber Tim… Tim hat nachgedacht, und sieht uns nicht.
Mein Kopf sieht uns auch nicht. Mein Kopf weiß, wie schwierig alles werden wird. Mein Gefühl sieht uns. Das überwiegt. Bitte vermiss mich irgendwann… ich vermisse dich so sehr. Weißt du Tim… ich sehe uns. Mit meinem Herzen. Ich wünsche dir, dass auch dein Herz irgendwann den Kampf über den Verstand gewinnt…
Deine Carrie
Einsortiert unter:Liebe Tagged: Liebe, Liebeskummer, Schmerz, Tränen