Ich war auf der Suche nach einem Roman, der ans Herz geht und bin dabei auf Die Geschenke meiner Mutter von Cecilie Enger gestoßen. Wie sich herausgestellt hat, habe ich hier genau richtig gelegen, denn die Geschichte hat mich sehr berührt. Was ich vor Beginn des Buches nicht registriert habe, ist dass es sich um einen autobiografischen Roman handelt. Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Mutter, die an Alzheimer erkrankt ist und nun in einem Pflegeheim lebt. Beim Leerräumen des Elternhauses jedoch findet Cecilie Listen, auf denen ihre Mutter akribisch alle Weihnachtsgeschenke aufgelistet hat, die sie einerseits verschenkt und die die Familie selbst erhalten hat - über vierzig Jahre lang.
Diese Listen lassen in Cecilie lang vergessene Erinnerungen aufleben, die sie mit dem Leser teilt. Jahr für Jahr geht sie die Listen durch, erinnert sich an die mit viel Liebe ausgesuchten Geschenke der Mutter und erzählt anhand dieser ihre Familiengeschichte. Sie erinnert sich an Verwandte, an deren Geschichte und welchen Einfluss sie auf ihre Mutter hatten. Bei all diesen Erinnerungen ist der Zwiespalt Cecilies herauszulesen: Sie erfreut sich an den alten, teilweise schon vergessenen Ereignissen, die die Listen heraufbeschwören. Andererseits blickt sie auch mit Wehmut zurück. Ihre Mutter war eine starke Frau, die über Ungerechtigkeiten nicht hinweg sehen konnte und etwas bewirken wollte - dies wird einem im Verlauf der Geschichte zunehmend bewusst. Da fallen einem die Partien, die in der Gegenwart spielen, immer schwerer zu lesen. Schließlich hat Alzheimer aus Cecilies Mutter eine ganz andere Frau gemacht. Doch auch wenn es schwer ist, Cecilie versucht sich mit der Krankheit zu versöhnen und die Geschenkelisten ihrer Mutter haben einen großen Anteil daran.
Ich muss zugeben, dass ich zunächst einige Schwierigkeiten hatte, in das Buch hineinzukommen. In der ersten Hälfte konnte ich mich nicht voll auf Die Geschenke meiner Mutter einlassen, denn die Geschichte war ganz anders als ich sie erwartet hatte. Ich brauchte eine Weile, um damit warm zu werden - aber konnte dann die zweite Hälfte sehr genießen. So sehr, dass ich diese fast an einem Tag gelesen habe, da mich das Buch nicht mehr losgelassen hat. Die Geschichte der Familie wurde zunehmend interessanter und auch Cecilie macht eine erstaunliche Entwicklung durch. Insgesamt hat mir das Buch daher wirklich gut gefallen. Es geht ans Herz, aber bedrückt zuweilen beim Lesen und erweckt somit viele verschiedene Emotionen. Aufgrund meiner Schwierigkeiten am Anfang gibt es von mir für Die Geschenke meiner Mutter aber "nur" 4 von 5 Herzen.
Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos vom Verlag für eine Rezension zugeschickt.
272 Seiten, Taschenbuch
Verlag: Penguin Verlag
Übersetzer: Gabriele Haefs
Reihe: Einzelband
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