Die geraubten Mädchen: Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas

Die geraubten Mädchen Titel: Die geraubten Mädchen – Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas
Autor: Wolfgang Bauer
Genre: Erfahrung/Sachbuch
Verlag: Suhrkamp Verlag
Format: Hardcover, 189 Seiten
ISBN:978-3518425381

Spätestens nach 2014 erreichte die Herrschaft von Boko Haram eine weltweite Bekanntheit, damals wurden 276 Schülerinnen aus einen Internat entführt. Der Hashtag „bring back our girls“ durchlief die sozialen Medien oder dann? Was geschah dann? Meiner Meinung nach nicht sehr viel, dieser Ereignis hat starke Aufmerksamkeit auf sich gezogen, doch rasch verschwand der Gedanken daran wieder. Der Krieg in Syrien und der IS Terror, in der westlichen Welt finden sie mehr gehören – versteht mich nicht falsch, es ist in Ordnung, weil es wichtig ist, doch habe ich das Gefühl Boko Haram sie gehen ein wenig verloren, weil es sich eben „nur“ in Afrika abspielt. Afrika ist ein problembeladener Kontinent, die Entführung der Schulmädchen hat extremen Schrecken verbreitet, doch danach verliefen sich die Informationen in den Nachrichten wieder, welchen Schrecken diese nigerianische Terrormiliz wirklich verbreitet.

Das Buch beginnt mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Mädchen/Frauen, die in den Fängen von Boko Haram waren. Fotografien sind immer schwer zu ertragen, so geht es zumindest mir, weil dann Geschichten ein Gesicht bekommen und wenn sie ein Gesicht bekommen, kann ich sie nicht aus einer emotionalen Distanz betrachten. Es schnürt das Herz enger.
Nach den Bildern beginnen die Geschichten der einzelnen und der Aufbau zu den Buch, ganz nüchtern gesehen, ist wird sehr gut gewählt. Die Frauen erzählen einen Teil ihrer Geschichte und dazwischen sind dann wieder die geschichtlichen Informationen eingeflechtet. Sachbuchleser bin ich keiner, aber die Mischung aus Biografie und Sachbuch bringt auch mich dazu, lesen zu wollen, weil es plastischer wird, weil ich mich an sachlichen Daten halten kann, aber auch die Auswirkungen dieser Daten lesen kann.

Die Aussagen der Frauen zeigen einen auf, mit welcher Grausamkeit Boko Haram sein Terrorregime führt und doch, war aus den Erzählungen oft eine gewisse Resignation herauszulesen. Mir scheint es einfach so, als hätten diese Frauen nicht mehr die Vorstellungskraft, dass jemand Boko Haram aufhalten könnte und darin dürfte auch was dran sein. Regierung und Militär in Nigeria versagen auf ganzer Linie – Soldaten kämpfen mit halben Willen, weil sie ihren Sold fast nie erhalten. Offiziere sind bestechlich und arbeiten mit Boko Haram zusammen statt gegen sie und die Situation in Afrika. Das Militär geht mit fast gleicher Härte wie die Miliz an den Start, arbeitslose Männer treibt es dazu, sich auf die vermeintliche Seite des stärkeren zu Stellen, weil die Korruption ein faires Leben sowieso nicht zulässt und sie kommt es, dass Boko Haram wächst und wächst. Erst im Mai hat es ein Gipfeltreffen zu der Bekämpfung der Sekte gegeben, allerdings finde ich, verschließt die westliche Welt ein wenig die Augen. Momentan wüstet Boko Haram nur in Afrika, Afrika ist weit weg und sowieso irgendwie immer schon ein Katastrophenland gewesen, deswegen kümmert man sich nicht wirklich intensiv damit, doch wenn die Sekte weiter so wächst, was sie wird, ist es denke ich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch in Europa Anschläge verübt und dann, dann ist es auch unser Problem, vor dem wir nicht die Augen verschließen können.

Eine Auswirkung gibt es schon, die Menschen flüchten, genaue Zahlen sind schwer zu nennen, Hunderttausende sind es jedoch sicherlich und wenn man flüchtet, dann steht das Fluchtziel Europa oft auch schon auf der Karte. Afrikaner sind längst nicht nur „Wirtschaftsflüchtlinge“ sondern Kriegsflüchtlinge und mehr Flüchtlinge verlangen eine bessere Politik von Europa, die mit den momentanen Zahlen schon nicht fertig wird, wie soll es da erst in Zukunft weitergehen?



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