Die Georgische Küche

Von Karin Sidak

Nachdem meine Kochbuchbibliothek mittlerweile auf etwa 400 Stück angewachsen ist, und ich dadurch wirklich viele Kochbücher kenne und benutze (auch in englischer Sprache), würde es sich doch anbieten, dass ich Dir hin und wieder eines der Bücher vorstelle und es rezensiere.
Und da ich ja nun monatlich für eine Zeitschrift aus dem Leopold Stocker Verlag schreibe, und dieser Verlag natürlich auch Kochbücher (juchuuuhh!), Handarbeits - Deko- sowie Gartenbücher herausbringt, werde ich da immer wieder mal einen Band auswählen und Dir den Inhalt vorstellen. Ich finde, soviel Patriotismus muss sein, dass ich mich da für einen traditionellen, alteingesessenen Grazer Verlag entscheide, der noch dazu sehr viele Bücher zum Thema „Leben mit der Natur" im Programm hat (Bücher über Garten, Kräuter, Jagd, Selbstversorger ...)
Und so habe ich auch gleich eine Ausrede, wenn daheim wieder mal ein neues Buch herumliegt.

Wenn man 400 Kochbücher besitzt, geht es bei jedem Neuzugang in erster Linie darum, doch noch etwas zu finden, was einen überrascht. Ein völlig neues Thema, etwas, das wieder andere (Koch) Welten eröffnet, und das mir die Erkenntnis liefert, dass es Gott sei Dank nie langweilig werden wird, in Buchläden zu stöbern.

Kurz gesagt, die Entscheidung war leicht, über „Die Georgische Küche" habe ich wirklich noch gar nichts gewußt! Jetzt, ein Buch über georgische Küche und etliche You Tube Videos später, forme ich „Chinkali" (georgische Teigtaschen, Dumplings) wie eine alte georgische Hausfrau!
Das Land besteht aus kulinarisch besessenen Ureinwohnern, Essen ist unglaublich wichtig, und feiern können die, da biegen sich die Tische! Herrlich!

Du bekommst jetzt 2 Rezepte von Gerichten von mir, die ich aus dem Buch nachgekocht habe. Eines ist „Adschapsandali", ein georgischer Gemüseeintopf ähnllich dem Ratatouille, der köstlich geschmeckt hat. Und das zweite Rezept sind eben jene „Chinkali", mit Faschiertem gefüllte georgische Teigsäckchen. Die waren so umwerfend, dass mein Sohn gleich sechs Stück verdrückt hat! (vorgeschlagen werden 3 pro Person ...)

Doch zuerst möchte ich Dir kurz meinen Eindruck von dem Buch schildern:
Es gibt zu jedem Gericht ein schönes Foto, die Gerichte sind gut beschrieben, allerdings nicht ausführlich genug für einen völligen Kochneuling.
Nach meinen Recherchen sind die Gerichte auch nicht auf den kochenden Touristen zugeschnitten, sondern sie sind wirklich authentisch, und so auch dementsprechend anders und ausgefallen, was ich toll finde!
Die Zutaten sind vorteilhafter Weise bei weitem nicht so exotisch wie in der thailändischen oder indischen Küche, wir haben das selbe Gemüse im Garten, die selben Gewürze im Schrank.
Das Buch hat mich dazu angeregt, mehr über dieses Land und seine Menschen zu erfahren, es hat mich inspiriert und mir ein Volk nähergebracht, von dem ich bisher nicht viel wusste. Das war sicher auch das Ziel des Autors Schota Dwalischwili, und das hat er gut gemacht.
Allerdings, lieber Schota, das nächste Mal hätte ich gerne mehr Süßspeisen!!!

Das lustige ist nun, dass das erste Gericht, welches ich für meinen Beitrag ausgewählt habe, von den Mengen her nicht funktioniert. Der Teig für die Chinkali wäre höchstens als Fugenmasse geeignet gewesen, wenn es You Tube nicht gäbe! Trotzdem werde ich bei diesem Rezept bleiben, Dir die richtige Menge verraten und damit aussagen: das Buch hat mir gefallen, wir sind alle nur Menschen, und so ein Irrtum kann passieren!

CHINKALI, georgische Teigsäckchen

Teig für die Chinkali (Georgische Teigsäckchen), mein erprobtes Rezept, für etwa 14 Stück:

(Im Buch wurden für 1 kg Mehl 200 ml Wasser vorgeschlagen, das funktioniert nicht!)

Wasser mit Salz aufkochen, heiß zum Mehl geben und zu einem glatten, recht festen Teig kneten. 10 Minuten kräftig durcharbeiten, 15 Minuten in Folie ruhen lassen, dann nochmal kräftig kneten, bis er ganz glatt ist. In die Frischhaltefolie wickeln und 1 Stunde ruhen lassen. (Kein Wasser mehr zugeben, der Teig muss recht fest sein!)

Fülle:

1/2 kg Rind faschiert
100 g Zwiebel, sehr fein gehackt
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
3 EL frisches Korianderkraut, gehackt (Ersatzweise Petersilie, ist aber nicht original!)
30 ml kaltes Wasser
1 Tl Salz, Pfeffer

Alles gut vermischen, kalt stellen.

So, nun wird es ernst, die hübschen Säckchen müssen ja geformt werden. Da empfehele ich Dir wärmstens: nutze You Tube, sieh Dir in einem Video an, wie es gemacht wird, z.B.:

Chinkali Zubereitung

Teig 2 mm dünn ausrollen, Kreise mit einem Durchmesser von etwa 8 cm ausstechen und nochmal etwas größer ausrollen. (auf etwa 10 - 12 cm)
Auf jeden Kreis einen guten EL Fülle geben und die Kreise zum Sack schließen, indem man den Rand in Falten legt. Diese Falten oben fest zusammendrücken und den Teigüberschuss mit einer Schere abschneiden.


In einem 5 Liter Topf Wasser mit etwas Salz aufkochen und die Teigtaschen einlegen, immer nur etwa 6 Stück auf einmal. 10 Minuten kochen, dann mit einer Schaumkelle herausheben. Heiß mit Gemüse oder z.B. als Suppeneinlage anrichten.


Wir haben die leckeren Säckchen mit Georgischem Gemüseeintopf, Adschapsandali, gegessen. Das Gemüse habe ich frisch aus meinem Garten geholt (nein, ist geschwindelt, die Melanzani waren aus Mamas Garten), das könnte ich jetzt im Sommer jeden Tag essen.

Adschapsandali, georgischer Gemüseeintopf

Zutaten, für 3-4 Personen:

Zwiebel schälen, würfeln. Melanzani, Kartoffeln, Zucchini und Tomaten würfeln. Zwiebel in dem Öl anbraten, Melanzani, Knoblauch und Kartoffeln zugeben und bei niedriger Hitze zugedeckt in dem Öl fast gar schmoren. Tomaten und Zucchini zugeben, salzen, alles durchmischen und weiterschmoren, bis die Zucchini durch sind, aber noch etwas Biss haben. Das Schmoren dauert insgesamt etwa 25 Minuten.

Abschmecken, Kräuter unterheben und etwas abkühlen lassen, dann anrichten.

Es wird keine Flüssigkeit zugegeben, sondern alles nur in dem Öl geschmort. Der Saft entsteht vor allem durch die Tomaten, der Gemüsegeschmack ist total intensiv. Soooo gut!
Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall eine Bereicherung, den Härtetest durch meine beiden Männer hat die georgische Küche jedenfalls schon bestanden.