Die geliebten Schwestern

Der noch arme Friedrich Schiller stolpert in eine anfangs harmonische Menage-á-trois mit zwei adeligen Schwestern. Doch Schiller hin oder her, dieser Film thematisiert die Beziehung der Schwestern, die sich näher nicht stehen könnten.

Die schöne Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung) ist in einer lieblosen Vernunftehe gefangen und träumt von der großen Liebe. Ihre jüngere Schwester Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) hingegen ist noch unverheiratet und wünscht sich sehnlichst einen Gatten. Ihr begegnet durch Zufall der ärmliche Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter), der ihr sofort ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Um ihre Beziehung zu vertiefen, ist Charlotte jedoch zu schüchtern. Nicht lange dauert es, bis Caroline davon erfährt und kurzerhand Schiller im Namen ihrer Schwester kontaktiert. Der Besuch vom Dichter Schiller am Wohnsitz der Mädchen gibt den Auftakt für eine Dreiecksbeziehung, die sich mit einigen Problemen konfrontiert sieht.

Der Regisseur und gleichsam Drehbuchautor von Die geliebten Schwestern Dominik Graf inszeniert einen Film, bei dem man unaufhörlich hofft, dass diese eine Menage-à-trois auch wirklich funktioniert. Witzig und kunstvoll, wie gleichsam tragisch, stellenweise kitschig und höchst theatralisch präsentiert sich sein Endergebnis.

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An Leidenschaft und Lyrik fehlt es nicht – nein, die wird sehr eindringlich in Szene gesetzt. Gleich zu Beginn des Filmes gibt die kräftige Stimme des Erzählers aus dem Off die Stimmung vor, die den ganzen Film lang aufrechterhalten werden soll. Wahrlich keine leichte Aufgabe, die Dominik Graf bestmöglich zu erfüllen versucht. Für die richtige Stimmung sorgt er mit einer ungewöhnlichen Inszenierung der Zeitfolge und des Briefwechsels zwischen den Dreien. So gesellen sich zur ordinären Erzählung plötzlich sehr stillstehende handlungsarme Bilder.

An einer Stelle verwendet Graf diese um einen großen Zeitsprung in der Erzählung zu überbrücken, selbstverständlich zusammen mit dem lyrischen Gemüt der Off-Stimme. An einer anderen Stelle verwendet er die Bilder um die Intensivität des Briefverkehrs darzustellen. Der Briefwechsel ist zentrales Element im Film, dabei mixt Graf zwei Formen der Darstellung. Den einen stellt er gewohnt vor (der Protagonist schreibt und seine Stimme ertönt aus dem Off), den anderen intensiveren stellt er mit Frontalaufnahmen der Protagonisten dar, die direkt in die Kamera blicken. Eine Technik die Lob verdient, auch wenn sie nicht neu ist. Musikalisch hat Die geliebten Schwestern leider wenig zu bieten. Einzig in Erinnerung bleibt das in der Geschichte verankerte Musizieren der Schwestern.

Was an musikalischem Eindruck fehlt, gleicht Graf mit den richtig gewählten Drehorten wieder aus. Sie zaubern neben der Kostümwahl das richtige historische Ambiente. Der Großteil der Geschichte spielt in der thüringischen Rudolfstadt, doch vieles hat sich dort seit Ende des 18 Jahrhunderts verändert. Deshalb war das Filmteam gezwungen, viele verschiedene historische Motive von unterschiedlichsten Drehorten zusammenzuführen. Gedreht wurde unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Innsbruck und Hall. Die geliebten Schwestern versammelt eine Reihe an eindrucksvollen Charakteren und großartigen Schauspielern, die nicht nur beim Film sondern auch auf der Bühne zuhause sind. Dass Hannah Herzsprung, Henriette Confurius und Florian Stetter die Hauptrollen spielen sollen, stand von Anfang an fest. Stetter überzeugte trotz fehlender Schillernase als kränklicher Dichter und auch an den Leistungen der Schauspielerinnen gibt es nichts zu bemängeln.

Eine sehr durchdringende Performance liefern auch die Nebenrollenbesetzungen, allem voran Claudia Messner, welche die Mutter der Mädchen spielt. Die Idee zum Filmprojekt entstand bereits 2004 während der Dreharbeiten um Fernsehfilm Schiller. Denn bei der Recherche zu Schiller stieß die Produzentin Uschi Reich auf die Geschichte der Schwestern Lengefeld. Graf ließ sich umgehend von der Idee eines weiteren Schillerfilms überzeugen. Zweifelsfrei bewiesen ist die Dreiecksbeziehung zwischen Caroline, Charlotte und Schiller nicht, denn viele Zeugnisse und Briefe sind verschwunden. Vieles in diesem Film gründet daher auf Vermutungen. Doch genau das macht Die geliebten Schwestern interessant zu verfolgen.

Regie und Drehbuch: Dominik Graf
Darsteller: Hannah Herzog, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Anne Schäfer, u.a.
Filmlänge: 140 Minuten; Kinostart: 14. 11. 2014


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