USA 1966
Mit Lee Marvin, Burt Lancaster, Robert Ryan, Woody Strode, Jack Palance, Claudia Cardinale u.a.
Drehbuch: Richard Brooks nach einem Roman von Frank O’Rourke
Regie: Richard Brooks
Dauer: 117 min
Die europäischen Kritiker wieder!
Während man diesen Film im Ursprungsland als gelungener Abenteuer-Western feiert, musste bei uns wieder mal eine tiefere Bedeutung hineininterpretiert werden: Irgendeiner Kritiker-Fantasie entsprang, wohl vom damaligen linken Zeitgeist eingegeben, die Idee, The Professionals sei eine „bissige Parabel“ auf den Vietnamkrieg. Und weil das so gut und kritisch klingt, wurde diese Sicht eifrig nachgebetet; sie wird hierzulande auch heute noch bemüht.
The Professionals kann mit Recht als thematischer Vorreiter von John Sturges‘ Magnificent Seven und Sam Peckinpah’s Wild Bunch angesehen werden, doch so politisch motiviert wie letztgenannter ist er nicht.
Wir es hier mit einem recht gut geschriebenen, höchst unterhaltsamen Spätwestern zu tun, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse ein wenig verschwimmen – mit mehr nicht. The Professionals ist nichts weiter als ein – hervorragend ausgeführtes – testosterongesättigtes Unterhaltungsspektakel, ein Männerfilm mit all den bekannten, bisweilen lächerlichen Übertreibungen und Überhöhungen des späten Westerns, eine weniger gross dimensionierte, aber wegweisende Vorwegnahme der „glorreichen Sieben (man könnte den Film mit dem schweizerischen Komiker Peach Weber „die vier glorreichen Sieben“ nennen). Vier Männer sind es nämlich, die für einen wahnsinnig gefährlichen Job gegen eine wahnsinnig gefährliche Mexikanerbande angeheuert werden. Der „Obermexikaner“ wird diesmal nicht von einem Schauspieler jüdischer Abstammung gespielt (in den „glorreichen Sieben“ war das Eli Wallach) sondern von einem Sohn ukrainischer Eltern – Jack Palance.
Genau wie in Sturges‘ Western sind die vier Angeheuerten hier Spezialisten, jeder ein Meister seines Fachs, stoisch, cool und praktisch unbesiegbar. Genauso eindimensional sind leider auch ihre Charaktere, Stereotypen allesamt – auf dieser Seite bewegt sich also praktisch nichts. Als Entschädigung dafür gibt es Action satt, und wem das genügt, der kommt in Richard Brooks‘ Film auf seine Kosten. Wem es nicht genügt, für den hält der Film immerhin ein paar hübsche Wendungen bereit, die dafür sorgen, dass man das Interesse nicht ganz verliert. Plus die guten schauspielerischen Leistungen von Lee Marvin, Burt Lancaster und Robert Ryan. Wem das noch immer nicht genügt, der kann sich ja mit Subkontext-Fantasien über den Vietnamkrieg behelfen.
In den USA wurde The Professionals zum Kassenschlager, der Richard Brooks nach einer Reihe von Flops wieder zurück in die obere Liga der Hollywood-Regisseure beförderte.
Zum Schluss doch noch eine kurze Inhaltsaangabe: Die vier „Professionals“ (Lee Marvin, Burt Lancaster, Woody Strode und Robert Ryan) werden von einem reichen Industriellen (Ralph Bellamy) angeheuert, dessen entführte Gattin (Claudia Cardinale) aus den Händen einer Bande mexikanischer Revolutionärs-Rabauken zu befreien. Zwei der „gefürchteten Vier“ (wieder so ein doofer deutscher Verleihtitel!) kämpften damals mit dem Rebellen-Anführer Raza (Jack Palance) zusammen für die mexikanische Sache und wissen also, wie dieser tickt. Das Abenteuer beginnt mit dem Ritt ins „Feindesland“, wo das Spezialisten-Quartett sich unter zahlreichen Gefahren erst einmal in die Nähe des Rebellen-Nests begeben muss. Der Weg zurück mit der „Befreiten“ gestaltet sich dank wütender Verfolgung durch Raza und seine Getreuen dann ebenso gefahrenreich.
The Professionals kam im Dezember 1966 in die deutschsprachigen Kinos – unter dem reisserischen, unpassenden Titel „Die gefürchteten Vier“. Die Musik stammt aus der Feder des Franzosen Maurice Jarre – ein Jahr nach dem Grosserfolg seiner Filmmusik-Schnulze zu „Doktor Schiwago“ stellte Jarre seine Vielseitigkeit hier mit einer völlig konträren musikalischen Untermalung unter Beweis.
Die Regie: 8 / 10
Das Drehbuch: 7 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 8 / 10
Verfügbarkeit:
The Professionals ist im deutschsprachigen Raum auf DVD und auf Blu-ray leider vergriffen; in beiden Formaten ist er aber noch antiquarisch greifbar (deutsche Synchro / englische Originalfassung mit deutschen UT).
Im Stream ist er bei amazon prime (nur Deutsch) und maxdome (Deutsche und Englisch ohne Untertitel) zu finden.