1) Der eigentliche Skandal liegt im System Facebook
Also alles nicht so wild? Doch, sogar noch wilder. Die Realität ist profaner, aber weitreichender. Denn sie stellt Facebook insgesamt in Frage. Weil datenbasierte Kommunikation eine Wirkung hat, weil Medien eine Wirkung haben, und weil die Öffentlichkeit wenig darüber weiß, wie diese Wirkungen im Fall von Facebook zu bewerten sind. Genau genommen weiß nicht einmal Facebook selbst, wie Facebook wirkt. Und das ist die Gefahr, die das soziale Netzwerk für die Demokratie darstellt, das große Versäumnis, das man Facebook ankreiden muss. Die Menschen-Megamaschine wurde unglaublich perfektioniert, was Werbung angeht - aber alles andere inklusive der sozialen Wirkung auf die Welt war nachrangig.Ich denke was Sascha Lobo hier anspricht ist durchaus ein Aspekt, der auch auf Unternehmen wie Google oder Amazon zutrifft. Die großen Disruptoren der Digitalisierung haben Auswirkungen auf die ganze Welt, die in den meisten Fällen nicht unmittelbar offenkundig sind, sondern sich entweder erst mit der Zeit zeigen oder aber dann, wenn es bereits zu spät ist (wie es mit vielen Effekten der Sozialen Netzwerke zutraf). Der Gedanke Lobos, dass diese Unternehmen ihre eigenen Effekte überhaupt nicht kennen beziehungsweise zur Kenntnis nehmen, weil sie sich schlicht dafür interessieren - schließlich geht es einem Unternehmen stets nur um wirtschaftliche Fragen - leuchtet ein.
Was es daher braucht ist eine konzertierte Forschung in die Effekte auf der einen Seite, dass diese besser verstanden werden können und man nicht ständig (wie bei der Debatte über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Kinder und Jugendliche) auf Behauptungen und Anekdoten angewiesen ist. Und auf der anderen Seite braucht es eine entsprechende Regulierungspolitik, die die so erkannten Problemfelder angeht. Bisher ist allerdings wenig davon zu sehen.
2) Two decades of war have eroded the morale of the American troops
The fraternal bonds of combat have always been invoked to political ends. But as we stand on the edge of 17 years of war, these ends have become smaller, indeed almost pathetic. When Donald Trump addressed the widow of a fallen Navy seal in the middle of a speech to Congress in February 2017, he didn’t articulate a vision of American ideals, or outline our broader moral purpose in the world, but merely defended his claim that the raid in which the seal was killed had been a success, generating intelligence that would lead to more targets in the never-ending War on Terror. The president and the widow received rapturous applause. “He became president of the United States in that moment,” one political commentator on CNN said, arguing that the president’s deployment of the grieving widow was “unifying.” If it was, the blood of the fallen seal proved a weak glue, lasting little longer than the bipartisan applause that briefly filled the Capitol building.Der (sehr lange) Artikel im Atlantic ist zur Gänze lesenswert, aber ich will an dieser Stelle auf das oben zitierte Problem eingehen. Das Verhältnis der amerikanischen Gesellschaft zum Militär und Krieg ist schon seit Jahrzehnten ein sehr krummes. Mit Ende des Vietnamkriegs schafften die USA die Wehrpflicht ab und errichteten im Gegenzug hohe Hürden für Präsident und Kongress, das neue Berufsmilitär einzusetzen. Dessen schlechter Zustand (der bei der Katastrophe der misslungenen Geiselbefreiung 1980 für alle sichtbar wurde) tat dann sein Übriges und sorgte für eine Dekade militärischer Zurückhaltung.
1983 erkannte jedoch Ronald Reagan das Potenzial des Militärs als Wahlkampfinstrument und überfiel den winzigen Karibikstaat Grenada. Wie Margret Thatcher im Falklandkrieg inszenierte er sich so als mit einem Sieg, wie unbedeutend auch immer, im Rücken als martialischer Anführer und zementierte das Image des Kalten Kriegers, unter dem er heute bekannt ist (1981-1983 agierte er als eher glückloser Innenpolitiker). Gleichzeitig begann eine riesige Propagandaoffensive, die das Militär an eine herausgehobene Stellung der Gesellschaft brachte (wie das heute bekannt ist). Dazu gehört das Ehren von Veteranen bei NFL-Spielen oder Überflüge der Stadien durch die Air Force; auch das Abspielen der Nationalhymne vor Sportveranstaltungen und Ähnliches wurden damals unter Reagan eingeführt und hoben das Militär auf ein Podest.
Gleichzeitig aber entfernte sich die Mehrheitsgesellschaft immer weiter vom Militär. In der Rhetorik wurde es schier heilig, beinahe unangreifbar, aber gleichzeitig reduzierte sich der Kreis der aktiv Dienenden immer weiter, hatten immer größere Bevölkerungsschichten keinerlei persönlichen Bezug zur Armee mehr, sondern nur die offizielle, bereinigte Version. Und die kannte natürlich auch keine Niederlagen, kein PTSD, keine Verwundungen. Soldaten, die dem offiziellen Image nicht genügten, fühlten sich daher häufig innerhalb der Gesellschaft alleingelassen.
Dieser ganze Disconnect wird von Rachel Maddow in ihrem Buch "Drift" beschrieben, auf das ich in der Bücherliste 2016/17 eingegangen bin. Wir haben ihn in Deutschland auch, aber natürlich in wesentlich geringerem Umfang. Die Armeen der westlichen Staaten sind allesamt losgelöst von der Mehrheitsgesellschaft, was natürlich einerseits ein gutes Zeichen ist, weil Kriege nicht mehr den Alltag der Menschen beeinflussen, aber andererseits schlecht, weil die Armeen damit von der Demokratie losgelöst werden und die Hemmschwelle für ihren Einsatz sinkt. 3) Democrats can abandon the Center because "the Center" doesn't exist
It is difficult to overstate how thoroughly these developments discredited the baseline assumptions of a certain strand of mainstream punditry. We’re living through a kind of Copernican revolution for the political universe: The old guard still insists that everything revolves around “the center,” but the data keep saying otherwise. This is not to say that “moderate” politicians can no longer win elections, because voters demand radical solutions to the failures of neoliberalism, or what have you. Trump did lose the popular vote; Sanders, the primary; and Corbyn, the general election. Meanwhile, France appears to have made a socially liberal, business-friendly technocrat its emperor. Rather, the point is that the relationship between electoral competitiveness and ideological “extremism” is far more complicated than conventional wisdom has suggested.Tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen elektoraler Wettbewerbsfähigkeit und ideologischem "Extremismus" deutlich komplizierter, als man für gewöhnlich so denkt. Es gab in den letzten Jahren einige bahnbrechende Studien die gezeigt haben, dass "Moderate" (oder "Mitte") Wähler tatsächlich nur "im Schnitt" mittig sind, auf die einzelnen Fragen aufgedröselt aber sehr häufig vergleichsweise radikale Positionen vertreten. In den USA sieht die Gleichung häufig so aus: alle undokumentierten Migranten aus dem Land werfen plus Medicare für alle gleich moderat, weil rechts plus links gleich Mitte. Das ist natürlich Quatsch, und sobald ein Politiker daherkommt, der beide Extrempositionen abdeckt, weil er oder sie nicht dem klassischen Rechts-Links-Schema genügt, sind dann alle plötzlich überrascht wo Trump seine Stimmen herbekommt.
Auf der anderen Seite darf man aber auch nicht den häufigen Fehler machen, aus einer isolierten policy-Präferenz einen eigenen Parteigänger zu konstruieren. Der Klassiker für mich bleiben dabei die zwei Umfragen, die während der ersten Großen Koalition die Anhänger der LINKEn umgetrieben haben: sowohl beim Abzug aus Afghanistan als auch bei der Einführung des Mindestlohns waren je weit über 70% der Befragten dafür. Hat also die LINKE, die immerhin beide Positionen am glaubhaftesten vertritt, ein Potenzial von jenseits der 70%? Natürlich nicht. Genausowenig ist der Beispielwähler oben jemand, den man Bernie Sanders zuschlagen könnte (wegen Medicare für alle) noch einer, der zwingend zu Trump gehört (wegen alle undokumentierten Einwanderer rauswerfen).
Tatsächlich zeigt sich, dass selbst in diesen polarisierten Zeiten klassisch mittige Politiker bessere Wahlergebnisse einfahren als ihre polarisierenden Kollegen. Gerade Sanders und Corbyn sind dafür gute Beispiele. Sie wissen zwar ihre jeweilige Basis zu begeistern, aber nahe an die Macht heranzukommen - näher jedenfalls als viele andere langweilige Mitte-Politiker. Über die Frage, ob das an der Langweiligkeit und mangelnden Attraktivität jener Mitte-Politiker liegt oder an dem verbreiteten Wunsch nach klarerer linker Linie, steht das Urteil allerdings noch aus.
4) You are not a rebel
It’s hard realizing that you’re the bad guy, because then you have to do something about it. That’s why the most aggressive players on the gory stage of political melodrama act in such bad faith, hanging on to their own sense of persecution, mouthing the plagiarized playbook of an oppression they don’t comprehend because they don’t care to. These people have a way of fumbling through their self-set roles till the bloody final act, but if we can flip the script, we might yet stop the show.Eines der faszinierendsten Phänomene unserer Tage bleibt für mich, dass die Bevölkerungsgruppe, die alle Privilegien dieser Gesellschaft auf sich vereint, sich als verfolgte und unterdrückte Minderheit inszeniert. Angesichts des Zusammenschlusses einiger konservativer Autoren in den USA zu einer "Rebellion" gegen das System ist der obige Artikel erhellend, der auf diese Merkwürdigkeit eingeht. Ich glaube, das hängt mit dem psychologischen Phänomen zusammen, dass wir potenzielle Verluste immer stärker spüren als potenzielle Gewinne.
5) The myth behind Robert Kennedy
In reality, it was precisely Kennedy’s identification with black voters that hurt him among some whites. In polling done in California, the campaign found that the candidate’s greatest vulnerability with white voters is that they saw him as, in his own words, “the Negro candidate.” Kennedy’s ’68 campaign, rather than offering an inspiring model for bringing white and black voters together, would instead provide a depressing preview of 50 years of racial politics in America. Most white voters supported civil rights legislation, but when the practical impact of these laws began to infringe on their privileges, they pushed back.Der US-Wahlkampf von 1968 ist immer wieder spannend. Michael Cohen hat sein sehr empfehlenswertes Buch "American Maelstrom" darüber geschrieben. Robert Kennedy war schon immer ein wenig mythenumweht, aber gerade im Zusammenhang mit dem Wahlkampf von 2016 und dem Fallout des Trump-Siegs hat die Idee, dass sich progressive Sozialpolitik einfach mit etwas ökonomischem Populismus in eine leichte Rückgewinnung der "white working class" vereinen ließe, großen Zuspruch erfahren. Je mehr man sich aber mit den Zahlen beschäftigt, desto mehr zeigt sich, dass dies nicht so einfach möglich ist. Bekennt sich ein Kandidat zu einer progressiven Frauen- und Rassenpolitik, wie dies Democrats inzwischen tun, verlieren sie Stimmen im Segment der weißen Arbeiterschicht (unter anderem). Der Erfolg von Bernie Sanders (oder auch Jeremy Corbyn) scheint darauf hinzudeuten, dass einige ökonomisch progressive Positionen (wie etwa Medicare für alle, höhere Mindestlöhne, Schutzzölle, etc.) dieses Segment halten beziehungsweise zurückgewinnen könnten.
Aber genau das ist nicht der Fall. Ein Freund von mir, der für YouGov und als Politikberater für Labour, die Democrats und die SPD arbeitet, fasste das in den prägnanten Satz: "These people don't want to be part of a multi-ethnic coalition." Anders ausgedrückt: wenn die Salienz der Ablehnung progressiver Sozialpolitik hoch ist, dann hilft auch eine noch so große Übereinstimmung auf dem Gebiet der ökonomischen policies nicht. Wenn dann Linke wieder verwundert den Kopf schütteln, warum Wähler "gegen ihre Interessen stimmen" und das auf pure mediale Meinungsmache schieben, ist das ein Unverständnis gegenüber diesem Punkt. Die stimmen nicht gegen ihre Interessen. Sie wählen nur ein anderes Set von Interessen als das Wichtigere, und das bedienen eben die konservativen Parteien und nicht die progressiven. Der Erfolg der Autokraten von Trump zu Orban und Putin stammt ja auch daher, dass sie beides (wenigstens rhetorisch) unter einen Hut bringen.
Jetzt könnte natürlich, wie viele Kommentatoren das fordern, die Schlussfolgerung sein, dass man die sozial progressiven Programmatiken in den Hintergrund stellen und dafür die ökonomisch progressiven Teile mehr betonen müsse. Damit gibt es allerdings zwei Probleme. Einerseits zeigt eine Untersuchung des Kennedy-Wahlkampfs, dass die Leute sich so leicht nicht kaufen lassen - die Salienz des sozialpolitischen Themas ist dafür einfach zu hoch. Und zum anderen, und das musste im Vorwahlkampf etwa Bernie Sanders erfahren, wenden sich diejenigen Anhänger der Progressiven, für die die Salienz der sozialpolitisch progressiven Themen höher als die der ökonomisch progressiven, von den Kandidaten ab, die den Eindruck erwecken sich um diese Themen nicht zu kümmern.
Progressive Parteien sind deswegen in einer schwierigen Situation. Sie können entweder versuchen, die klassische Arbeiterschicht mit einem klassischen Programm ökonomisch progressiver Politik anzusprechen - müssen dafür aber viel von ihrer sozial progressiven Politik aufgeben, die sie etwa für die jungen Menschen, die Frauen und die Gebildeten attraktiv macht. Oder sie appellieren an diese Gruppe und verlieren dafür entsprechend Arbeiter. Ich glaube, dass in diesem Spannungsfeld auch der Grund dafür zu suchen ist, dass viele sozialdemokratische Politiker (oder wenigstens, wie Macron, grob dem Dunstkreis zuzuordnende Personen) an der Politik des Dritten Weges festhalten, weil der im Verbund mit den sozial progressiven Politiken die Subarbanites anspricht. Mein Gesamteindruck jedenfalls ist der: genau kann es niemand sagen. Und diese Unsicherheit bestimmt viel von den Konflikten innerhalb der Linken weltweit.
6) "Gewalt unter Jugendlichen nimmt ab - aber das glaubt kein Mensch" // Wir sollten wissen, dass wir Angst haben sollen
Aktuelle Zahlen zeigen allerdings auch, dass die Gewalt an Schulen zunimmt. Widerspricht das nicht Ihrer These? Unsere Gesellschaft ist gegenüber Gewalt viel sensibler geworden - so auch die Schulen. Sie zeigen mittlerweile alle Gewaltdelikte an. Das war früher nur bei Sachbeschädigung der Fall. Deswegen hat die Zahl zugenommen. (SZ) In den letzten Tagen kamen neue Kriminalitätsstatistiken auf den Medienmarkt. Nie zuvor wurden sie von den üblichen Verdächtigen aber auch von ARD, ZDF, SPON und weiteren so sehr relativiert wie in diesem Jahr. Weil jede einzelne Statistik eine zum Teil deutliche Abnahme von Straftaten verzeichnete. Und man muss hinzufügen, dass sich auch die Statistiken der Vorjahre im Vergleich zu früher auf niedrigem Niveau bewegten. Als die Statistiken eine steigende Zahl an Straftaten auswiesen, habe ich eine solch deutliche Relativierung durch die Medien nicht vernommen. (Frank Stauss)Kriminalität ist ein sehr merkwürdiges Nachrichtenthema. Es ist ein Dauerbrenner, aus demselben Grund dass Taschenkrimis an Bahnhofskiosken und der "Tatort" in den Öffentlich-Rechtlichen Dauerbrenner sind: Leute lieben den Grusel. Ich würde deswegen sogar einen Schritt weiter gehen als Stauss: das ist keine politisch-mediale Verschwörung mit dem Ziel, den Leuten Angst zu machen. Die Menschen wollen ein bisschen Angst haben. Die Lust an der Apokalypse ist ständig präsent, bei allen. Bei den Rechten ist es die Degeneration durch die Moderne und natürlich Immigration, die die Schreckensszenarien bestimmt. Linke sehen ständig den Raubtierkapitalismus im düsteren Bündnis mit den imperialistischen Kräften die Welt dominieren. Für Liberale ist ein moderater Mindestlohn quasi identisch mit der Wiedereinführung der DDR. Ich neige vermutlich selbst dazu, bestimmte Themen als wesentlich bedrohlicher und allumfassender zu begreifen als sie möglicherweise sind. Kann man da etwas dagegen tun, außer immer wieder zu versuchen, sich selbst an der eigenen Nase zu fassen und einen Schritt neben sich zu machen? Wahrscheinlich nicht.
7) Tweet von Kurt Schlichter
Good @nytimes piece on Black Cube’s targeting of @brhodes and me (and our families). Still unclear, but... https://t.co/qLgYF4KsaU 1/2 — Colin Kahl (@ColinKahl) 8. Mai 2018
I'm glad they did. Enjoy the new rules. https://t.co/dbTdsk2gL8 — Kurt Schlichter (@KurtSchlichter) 8. Mai 2018Um den Denkfaden aus Fundstück 7) wieder aufzugreifen, so falsch scheint man manchmal mit der Furcht halt auch nicht zu liegen. Oft genug kriegt man vorgeworfen, gnadenlos zu übertreiben wenn man etwa die Republicans als Autoritaristen darstellt, aber dann stößt man wieder auf solche Aussagen. Da werden die Familien des politischen Gegners von Geheimdiensten überwacht, und deine Reaktion ist "Ich bin froh, dass sie das machen. Genieße die neuen Regeln."?! Das ist genau die Mentalität von feixenden SA-Männern, die jüdische Geschäfte boykottieren oder die Redaktion des "Vorwärts" auseinander nehmen. Es ist nur die Stärke des amerikanischen Rechtsstaats, die dieses Gesindel davon abhält, ihre inneren Wünsche auszuleben. In Ländern wie Ungarn ist so etwas bereits Realität.
8) The End of Men
Once you open your eyes to this possibility, the evidence is all around you. It can be found, most immediately, in the wreckage of the Great Recession, in which three-quarters of the 8 million jobs lost were lost by men. The worst-hit industries were overwhelmingly male and deeply identified with macho: construction, manufacturing, high finance. Some of these jobs will come back, but the overall pattern of dislocation is neither temporary nor random. The recession merely revealed—and accelerated—a profound economic shift that has been going on for at least 30 years, and in some respects even longer. Earlier this year, for the first time in American history, the balance of the workforce tipped toward women, who now hold a majority of the nation’s jobs. The working class, which has long defined our notions of masculinity, is slowly turning into a matriarchy, with men increasingly absent from the home and women making all the decisions. Women dominate today’s colleges and professional schools—for every two men who will receive a B.A. this year, three women will do the same. Of the 15 job categories projected to grow the most in the next decade in the U.S., all but two are occupied primarily by women.Dieses lange Essay von The Atlantic spricht einen der zentralen Punkte an, die die Attraktivität der Neuen Rechten gerade für Männer erklären: Keine Gruppe wurde durch die sozialen und wirtschaftlichen Transformationen der letzten drei, vier Dekaden so hart getroffen wie Männer, vor allem Männer aus der Arbeiterschicht. Sie verloren die Fähigkeit, eine Familie (ordentlich) ernähren zu können, die so lange ein zentraler Fixstern ihrer Identität war (und, wenn man sich die Geläufigkeit der Phrase ansieht, immer noch ist). Das klassische Ein-Ernährer-Modell gab, zusammen mit der Vollarbeitsstelle im Betrieb, dem Malochen, dem Leben einen Sinn - und ein gutes Auskommen.
Auf der einen Seite haben die Kräfte der Globalisierung aber viel von dieser Arbeit überflüssig gemacht, die entweder automatisiert oder outgesourct wurde, und auf der anderen Seite sind die Jobs im Dienstleistungssektor, die an ihrer Stelle erschaffen wurden (und das "Wunder" der niedrigen Arbeitslosenzahlen heute mit erklären), zum einen deutlich schlechter bezahlt, zum anderen sozial wesentlich weniger angesehen und zum dritten überwiegend an Frauen gefallen. Es muss sich hoffnungslos naiv nennen lassen wer glaubt, dass diese Trias nur zufällig zusammengekommen ist.
Die Wiederherstellung von gut bezahlten Jobs im produzierenden Gewerbe ist daher aus dem Forderungsrepertoire von Volksparteien kaum mehr wegzudenken. Nur wenige Aussagen Hillary Clintons sorgten im Wahlkampf 2016 für einen solchen Aufschrei wie ihre (ehrliche) Aussage gegebenüber den arbeitslosen Bergleuten in West Virginia, dass ihre Jobs nicht wiederkommen würden - während Donald Trump mit dem erstunken und erlogenen Versprechen, all diese Jobs wiederzubringen und sogar neue zu schaffen, in dem Staat rund 70% der Stimmen gewann. In Deutschland laboriert vor allem die SPD unter dem Problem, denn männliche Arbeiter waren früher ihre Stammwähler - und anders als die Democrats können sie nicht hoffen, diese Verluste durch Gewinne in der gebildeten Mittelschicht auszugleichen, denn das ist das Revier der Grünen und der FDP. Wie bereits in 5) angesprochen, gibt es keine einfache Antwort auf das Dilemma, aber in seiner Analyse ist dieses Fakt ein wesentlicher, oft unterschätzter Mosaikstein.
9) Tweet von Donald Trump
The Fake News is working overtime. Just reported that, despite the tremendous success we are having with the economy & all things else, 91% of the Network News about me is negative (Fake). Why do we work so hard in working with the media when it is corrupt? Take away credentials? — Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 9. Mai 2018Dieser Tweet ist vor allem für das offene Eingeständnis interessant, dass wenn Trump "fake news" sagt, er eigentlich nur "bad news" meint. Ich könnte wetten, dass das wieder völlig ignoriert wird. Der Kerl zerstört völlig das Vertrauen in die Medien als Kontrollinstrument der Demokratie, und die juckt es keine Sekunde. Aber das wusste ja schon Padme Amidala.
10) Interner Diplomatenbericht von "KZ-ähnlichen Verhältnissen" in lybischen Lagern
Welches Schicksal Flüchtlinge in Libyen erwartet, berichten aber nicht nur Journalisten, sondern auch Diplomatinnen selbst. Wie ein Drahtbericht des Auswärtigen Amts mit dem Titel „Rückkehr aus der Hölle“ zeigt, sind die Verhältnisse in libyschen Flüchtlingslagern katastrophal. Wir veröffentlichen an dieser Stelle erstmals in voller Länge den Bericht von 2017, den wir auf eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz erhalten haben. Darin beschreiben die Beamten zum Beispiel, dass „authentische Handyfotos und -videos“ die „KZ-ähnlichen Verhältnisse“ in sogenannten Privatgefängnissen im Süden Libyen belegten. Weiter heißt es: „Exekutionen nicht zahlungsfähiger Migranten, Folter, Vergewaltigungen, Erpressungen sowie Aussetzungen in der Wüste sind dort an der Tagesordnung.“ Auch Exekutionen und Vergewaltigungen werden beschrieben: „Augenzeugen sprachen von exakt 5 Erschießungen wöchentlich in einem Gefängnis – mit Ankündigung und jeweils Freitags, um Raum für Neuankömmlige zu schaffen.“Ich bin einfach mal wieder moralisch und naiv wenn ich sage: dass ist das Resultat einer Flüchtlingspolitik, die sich nicht um das schert, was außerhalb Deutschlands passiert. Und ich nenne auch alle Heuchler, die immer groß davon reden, "Fluchtursachen zu bekämpfen" oder davon, die "Grenzen zu schützen" ohne irgendetwas vorzuschlagen wie diese Zustände beseitigt werden können, oder sich einfach für nicht zuständig erklären. Kann man schon machen. Ist aber eklig.
11) Republicans scramble for ways to rev up their base
The truth is that the would-be GOP base-motivators are fighting not just Trump-hating resisters and their cheerleaders in the mainstream media, but history: Midterm losses almost always happen to the party of presidents unless the POTUS in question is very popular, which is unlikely ever to be the case for Donald J. Trump. Republicans know this, even if Trump himself, who is not exactly a student of history and can’t seem to imagine that any real Americans dislike him, doesn’t. And this is why they keep searching for some X factor that will get conservatives psyched out of their skulls this autumn, not only voting but writing checks and telling their friends and family and neighbors that the world as they know it will basically come to an end if Democrats retake the House and/or the Senate. You can expect various “rumor mills” that promote that point of view to work overtime between now and November.Ich stelle das gleich voran: ich habe nicht die geringste Ahnung, wie die Midterms 2018 ausgehen werden. Die Republicans werden Sitze im Repräsentantenhaus verlieren, da bin ich ziemlich (aber nicht komplett) sicher, aber wie viele? Wird es eine "blue wave" geben oder wird die GOP die Macht behalten? Keinen blassen Dunst. In jedem Falle herrscht Panikstimmung bei der Partei des Elefanten. Es ist spannend zu sehen, mit welchen Themen die Republicans ihre Basis zu motivieren versuchen: den Schutz Trumps vor den Folgen der aktuellen Ermittlungen und den Versuch, die Mehrheit für die Ernennungen von Surpreme-Court-Richtern bis mindestens 2020 zu sichern (wo die Wahlen für den Senat deutlich vorteilhafter für die Democrats aussehen).
Beides sind ungeheuer defensiv ausgerichtete Ziele, sie stinken nach schlechtem Gewissen. Trumps Schuld ist als Annahme fest eingebaut, und dass schon der letzte SCOTUS-Sitz gestohlen wurde, macht eine "Revanche" durch die Democrats zur schier unerträglichen Vorstellung. Und in den nächsten Jahren werden viele SCOTUS-Sitze frei. Das Gremium ist bereits stark rechtslastig, und die Republicans wollen diese Vorherrschaft für die nächsten drei Dekaden festschreiben. Es ist komisch, dass das Thema SCOTUS zwar die Basis der GOP stark aktiviert - die das Ding aktuell ja sogar beherrscht! - aber die der Democrats überhaupt nicht. Dass die Basis der Partei des Esels dem Gremium keine Bedeutung beimisst, bleibt einer der größten Nachteile, den sie im politischen Wettkampf hat.