Die Frauen der Oligarchen – Emanzipation in Russland

Von Sabienes @sabienes

Frau Sabienes sagt

Skulptur in Sankt Petersburg

Als ich im letzten Jahr ein paar Tage in Sankt Petersburg gewesen bin, fielen mir die jungen, hübschen Frauen auf, die dort die Prachtstraßen entlang stolzierten. Die Quote von teueren Smartphones und Prada-Taschen und Botox und Silikon war relativ hoch, bzw. höher als ich es in der Russischen Föderation erwartet hätte. Meistens befanden diese Mädels in Begleitung eines Mannes mit dem unverkennbaren Charme und Habitus eines Schweinezüchters.
Irgendwie unpassend!
Aber ich komme ja vom Land und die Geschichten von betuchten russischen Oligarchen und ihren schönen Begleitungen hielt ich für eine Art Mythos.
Von wegen!

Die Frauen der Oligarchen

Auf Arte kam vor ein paar Tagen eine Reportage über die Frauen der Oligarchen, also der Kaste der Superreichen und Supermächtigen im neuen Russland. Zum Teil entstanden die Ehen schon in sozialistischen Zeiten, als alle noch gleich arm waren und man sich mit den Schwiegereltern eine Wohnung teilen musste. Zum Teil aber wurden manche der zarten Bande erst in jüngerer Zeit geknüpft. Oft läuft beides parallel. Denn ein Mann, der sich alles leisten kann, angefangen von einer Prachtvilla im Empire Stil, bis hin zu einer Flotte von Bentleys und Rolls Royce, kann auch noch mit Leichtigkeit eine oder mehrerer Mätressen durchfüttern.
Manchem Mädchen aus der Provinz ist viel daran gelegen, trotz abgeschlossenem Studiums einen solchen Sugar Daddy an Land zu ziehen.Deswegen gibt es in Moskau sogar Kurse nach dem Motto: „Wie angle ich mir einen Millionär Milliardär?“. Für weitere Informationen besorgt sich das ambitionierte Mädel ein gedrucktes „Who is Who?“ der Oligarchengesellschaft.
Egal, ob es sich nun um die langjährige Ehefrau und Mutter der gemeinsamen Kinder handelt oder um ein neues Liebchen, eines haben sie alle gemeinsam: Eine kurze Halbwertszeit.
Denn im Falle einer Scheidung stehen auch die Ehefrauen vor einem rechtlosen Nichts, sie verlieren nicht nur Geld und Status, sondern auch Freunde. 

Aber seht selbst den Bericht über die Frauen der Oligarchen:

(oder direkt auf Arte: Die Oligarchenfrauen)

Emanzipation in Russland

Der O-Ton einiger Frauen aus Reportagen und Berichten zu diesem Thema ist die Propagierung der klassischen Rollenteilung zwischen den Geschlechtern: Der Mann ist für die Versorgung zuständig und geht arbeiten. Die Frau kümmert sich um Haus, Kinder und die Mahlzeiten und sorgt für die „Harmonie in der Familie“.
Was mich dabei so ernüchtert ist der Umstand, dass es für mich in sozialistischen Ländern zumindest theoretisch sowas wie Emanzipation gegeben hat. Auf jeden Fall hatte die ehemalige Sowjetunion zu einem Zeitpunkt sogar schon Kosmonautinnen, als man im Westen weibliche Weltraumfahrer nicht einmal im Kino zu sehen bekam (vom Kommunikationsoffizier Lieutenant Uhura auf der Enterprise einmal abgesehen). Außerdem gab es zumindest in der Theorie keine Prostitution in sozialistischen Ländern.

Was aber die Frauen der Oligarchen alles so anstellen, um diesen Status zu erreichen, grenzt aber doch sehr an käuflicher Liebe, oder?
Den Schweinezüchter-Begleiter scheint es nicht weiter zu stören.

Foto: Skulptur in Sankt Petersburg ©frau-sabienes.de
Text: Die Frauen der Oligarchen – Emanzipation in Russland ©frau-sabienes.de
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