Also ich muss sagen, ich schenke den riesigen Werbepostern, mit denen die Städte zugekleistert sind, nur wenig Aufmerksamkeit. Irgendwie geht es dabei immer fast um das Gleiche…Hilfsorganisationen, die mit düsteren Bildern nach Spenden schreien, Tabakproduzenten, die mit dem Hinweis „Ohne Zusätze“ fast so tun, als wären diese Zigaretten das absolute Nonplusultra oder namhafte Labels, die mit diesen riesigen Werbetafel uns darauf hinweisen was wir unbedingt brauchen um cool zu sein. Im Vorbeifahren mischen sich Bilder und Texte in eine chaotische, bunte Masse, die zumindest bei mir, selten für irgendeine Reaktion sorgt. Doch vor wenigen Tagen haftete mein Blick auf einer Werbetafel unerwartet länger! Eine wenig bekannte Modekette warb für…genau, wofür? Neuen Katalog, neue Kollektion, atemberaubende Angebote? Weiß ich nicht, denn ich konzentrierte mich dabei nur auf SIE…eine Frau aus Fleisch und Blut! Endlich kein Lehrbuchbeispiel für Tuberkulose im letzten Stadium oder eine Gestalt, die aussieht, als wäre sie aus Kunststoff gebaut und auf Hochglanz poliert! Selten habe ich den Eindruck, die Frauen von den Werbepostern sind real, doch sie war es schon und zwar dermaßen, dass mir ihr Gesicht noch heute vor den Augen erscheint. Eine Lady, die meine Nachbarin sein könnte, eine Frau an der Post oder Imbissverkäuferin, die mir Mayo auf die Pommes klatscht. Eine gelungene Mischung aus Weiblichkeit, Eleganz und attraktivem Aussehen ohne dabei künstlich zu wirken wie ein Mannequin im Schaufenster. Lob an den Fotografen und die Designer! Echt guter Job! Ich dachte bis jetzt, diese Modekette versorgt Senioren mit langweiligen, grauen Trenchcoats oder karierten Baskenmützen mit den schäbigen Antennen oben drauf aber siehe da…ich irrte mich und damit ist eine der Aufgaben der Werbung…informativ zu wirken…in meinen Augen mehr als erfüllt!
Ich hätte euch gerne das Foto der Litfaßsäule mit dem Werbeposter hier gezeigt hätte aber wahrscheinlich damit gegen hunderte Paragraphen verstoßen und wäre dafür verurteilt worden, bis Ende meiner Tage in einer Uranmine zu schuften also…ihr müsst mir aufs Wort glauben!