Grundlage für diesen Beitrag ist ein kritischer Aufsatz von Stuart Lachs. In einem Forum wurde behauptet, Sheng Yen sei "sauber" gewesen.
Sheng Yen war Soldat. Das ist im klassischen buddhistischen Sinn schon nicht mehr sauber. Sheng Yen hat in seiner (Auto)Biografie gelogen. Auch das ist nicht sauber. Als Altneravite wurde vorgeschlagen, ihn als sauber "bezüglich sexueller Verfehlungen" zu verstehen.
1) Woher wollen wir das wissen? Ich kenne eine Wissenschaftlerin, die gerade untersucht, warum einige Geistliche an den Pranger gestellt werden und andere nicht. Das ist ein interessantes Thema. Auch, warum einige überhaupt auffliegen und andere nicht. Zeiten, die in einer Biografie nur als "solitary retreat" (bei Sheng Yen zwischen 1961 und 1968) widergegeben werden, machen mich stutzig. Meist gibt es dann keine Zeugen für das, was da wirklich abging. In Bewerbungen beschönigt man so gern Zeiten, in denen man nix gebacken bekam, aus welchen Gründen auch immer.
2) Sheng Yens Dharma Drum Tempel ist ein Megafinanzprojekt (100 Mio. USD Spendengelder stecken da drin, siehe Fußnote 76 im o.g. Essay). Auch das ist nicht "sauber". Das ist Status.
3) Soll Sheng Yen nicht zölibatär gelebt haben ("no sex for monastics" heißt es in seinen modifizierten Gelübden)? Worin besteht dann bitte die Kunst, sich keiner Verfehlungen schuldig zu machen, wenn man dem Sex prinzipiell abschwört? Hätte er überhaupt gekonnt, wenn er gewollt hätte? Und wie kann man sich dennoch das Recht herausnehmen, Laien über ihre Sexualität zu belehren, wenn man davon nicht viel versteht?
4) Das führt dann zu Details in Sheng Yens Lehre, die ich erstaunlich daneben fand. Ich habe das an anderer Stelle geschildert. Und es "erweist" sich auch an seinen Schülern. Ich wollte darüber mal in einen Dialog mit einem seiner Dharma-Nachfolger treten, der seine Werke übersetzt, aber der verweigerte ihn. Dann schaute ich mir das Gesamtwerk von Sheng Yen eben selbst an, soweit in mir verständlichen Sprachen vorhanden. Und kam zum Schluss, dass es zweitrangig ist.
Sheng Yen werden diverse Nachfolgeschaften angedichtet. Die von Hsu Yun z. B., der ein Selbsternannter war. Zur Sicherheit hatte er auch eine von Dongchu, die aber angezweifelt wird (siehe S. 6, Fußnote 18), die Geschichte ist ähnlich dubios wie die Taisen Deshimarus, allerdings ging es Sheng Yen offensichtlich auch darum, sich materielles Erbe untern Nagel zu reißen). Auch die dritte angebliche Übertragung durch Lingyuan ist seltsam, weil ihr im Grunde nur zwei kurze Gespräche vorausgegangen sein sollen, wobei er eines davon als Soldat hatte. Laut Stuart Lachs ging es bei diesen beiden Übertragungen bestenfalls darum, dass Sheng Yen selbst eine kleine Gefolgschaft aufweisen konnte, also lehrte und Schüler hatte. Das reichte (und sei ähnlich wie im Sôtô-Zen heute).
Vom japanischen Zen hat sich Sheng Yen keinesfalls hinreichend abgegrenzt, da auch bei ihm kein Erwachen für die Dharma-Übertragung entscheidend war (in Fußnote 28 wird hier z. B. der Vergleich mit Dôgen gebracht, der seine Übertragung mittels eines Traumes beschrieb, und wie sich die Abspaltung der "Übertragung" vom "Erwachen" der Sung-Zeit vollzog). Das ist für mich - neben einigen seiner inhaltlichen Aussagen - ein Hinweis darauf, dass er nicht wusste, was das ist.
[Teddy auf Baukran, Bangkok; Foto: Keller]
Sheng Yen war Soldat. Das ist im klassischen buddhistischen Sinn schon nicht mehr sauber. Sheng Yen hat in seiner (Auto)Biografie gelogen. Auch das ist nicht sauber. Als Altneravite wurde vorgeschlagen, ihn als sauber "bezüglich sexueller Verfehlungen" zu verstehen.
1) Woher wollen wir das wissen? Ich kenne eine Wissenschaftlerin, die gerade untersucht, warum einige Geistliche an den Pranger gestellt werden und andere nicht. Das ist ein interessantes Thema. Auch, warum einige überhaupt auffliegen und andere nicht. Zeiten, die in einer Biografie nur als "solitary retreat" (bei Sheng Yen zwischen 1961 und 1968) widergegeben werden, machen mich stutzig. Meist gibt es dann keine Zeugen für das, was da wirklich abging. In Bewerbungen beschönigt man so gern Zeiten, in denen man nix gebacken bekam, aus welchen Gründen auch immer.
2) Sheng Yens Dharma Drum Tempel ist ein Megafinanzprojekt (100 Mio. USD Spendengelder stecken da drin, siehe Fußnote 76 im o.g. Essay). Auch das ist nicht "sauber". Das ist Status.
3) Soll Sheng Yen nicht zölibatär gelebt haben ("no sex for monastics" heißt es in seinen modifizierten Gelübden)? Worin besteht dann bitte die Kunst, sich keiner Verfehlungen schuldig zu machen, wenn man dem Sex prinzipiell abschwört? Hätte er überhaupt gekonnt, wenn er gewollt hätte? Und wie kann man sich dennoch das Recht herausnehmen, Laien über ihre Sexualität zu belehren, wenn man davon nicht viel versteht?
4) Das führt dann zu Details in Sheng Yens Lehre, die ich erstaunlich daneben fand. Ich habe das an anderer Stelle geschildert. Und es "erweist" sich auch an seinen Schülern. Ich wollte darüber mal in einen Dialog mit einem seiner Dharma-Nachfolger treten, der seine Werke übersetzt, aber der verweigerte ihn. Dann schaute ich mir das Gesamtwerk von Sheng Yen eben selbst an, soweit in mir verständlichen Sprachen vorhanden. Und kam zum Schluss, dass es zweitrangig ist.
Sheng Yen werden diverse Nachfolgeschaften angedichtet. Die von Hsu Yun z. B., der ein Selbsternannter war. Zur Sicherheit hatte er auch eine von Dongchu, die aber angezweifelt wird (siehe S. 6, Fußnote 18), die Geschichte ist ähnlich dubios wie die Taisen Deshimarus, allerdings ging es Sheng Yen offensichtlich auch darum, sich materielles Erbe untern Nagel zu reißen). Auch die dritte angebliche Übertragung durch Lingyuan ist seltsam, weil ihr im Grunde nur zwei kurze Gespräche vorausgegangen sein sollen, wobei er eines davon als Soldat hatte. Laut Stuart Lachs ging es bei diesen beiden Übertragungen bestenfalls darum, dass Sheng Yen selbst eine kleine Gefolgschaft aufweisen konnte, also lehrte und Schüler hatte. Das reichte (und sei ähnlich wie im Sôtô-Zen heute).
Vom japanischen Zen hat sich Sheng Yen keinesfalls hinreichend abgegrenzt, da auch bei ihm kein Erwachen für die Dharma-Übertragung entscheidend war (in Fußnote 28 wird hier z. B. der Vergleich mit Dôgen gebracht, der seine Übertragung mittels eines Traumes beschrieb, und wie sich die Abspaltung der "Übertragung" vom "Erwachen" der Sung-Zeit vollzog). Das ist für mich - neben einigen seiner inhaltlichen Aussagen - ein Hinweis darauf, dass er nicht wusste, was das ist.
[Teddy auf Baukran, Bangkok; Foto: Keller]