Die Flexitarier kommen

Die Flexitarier kommen

Nein, das ist nicht die neue Folge von Star Wars, sondern die Einschätzung von Produktionsleiter Mike Griesch der Hamburger Fleischerei DieFeinschmecker Manufaktur zur Entwicklung der Nachfrage nach Fleisch- und Wurstprodukten. Flexitarier sind laut Definition Menschen, die sich vorwiegend vegetarisch ernähren, aber hin und wieder auch ein gutes Stück Fleisch nicht vom Teller schubsen. Dann allerdings darf es nur beste Qualität bei nachhaltiger Tierhaltung sein. Und sie sind auch bereit, dafür etwas mehr zu bezahlen. „Meist sind Flexitarier in einem Haushalt groß geworden in dem es fast täglich Wurst oder Fleisch gab", so Griesch. „Doch jetzt konsumieren sie ganz bewusst und wählen kritisch aus".

Wie Ihr wisst, zähle ich mich auch zu dieser Spezie, die sich in Deutschland anscheinend immer weiter verbreitet. Nach 10 Jahren als Vegetarierin esse ich heute wenig Fleisch. Aber wenn, dann muss es auch für mich eine gute Qualität sein aus nachhaltiger Tierhaltung. Und die bekomme ich nur beim Fleischerfachhandel. Und vor ein paar Tagen hatte ich dann auf Einladung der Fleischerinnung Hamburg die Gelegenheit, hinter die Kulissen eines Fleischer-Fachbetriebes zu schauen. Und da ich grundsätzlich der Meinung bin, dass nur mitreden sollte, wer sich auch informiert, war ich sofort dabei.

Zuerst Mal habe ich gelernt, dass die Definition von Bio-Fleisch eine komplizierte Sache ist. Bio-Label gibt es ja sowieso viele. Beim Fleisch bezieht sich die Bezeichnung Bio laut Mike Griesch hauptsächlich auf das Futter, das die Tiere bekommen. Die Tierhaltung selber ist damit noch nicht klar definiert, sondern nur ob das Tierfutter Nahrungsergänzungsmittel enthält oder nicht. Und da wird es schon schwierig. Denn auch die Frage, ob ein krankes Tier durch einen Veterinär mit Medikamenten behandelt wird (kein Bio) oder ob es bei Krankheit gleich geschlachtet wird (Bio) ist natürlich kontrovers zu diskutieren. Auf meine Frage, wer denn die Tierhaltung kontrolliert erhalte ich die Antwort, dass das Aufgabe der Gesundheitsämter ist, die sowohl bei den Bauern, bei den Schlachtern und bei den verarbeitenden Fleischerbetrieben unangekündigte Kontrollen durchführen. Außerdem sind bei den Schlachtern von denen Qualitätsfleischer ihr Fleisch beziehen Veterinäre anwesend, wenn geschlachtet wird. „Und wie stellt ein Fleischerbetrieb die Qualität der Ware sicher" frage ich und erhalte die Antwort, dass regelmäßige Besuche beim Bauern dazu gehören, sowie die Kontrolle der Unterlagen, die das Gesundheitsamt ausstellt. „Qualität kostet eben mehr und wir stehen dafür, dass diese Qualität auch gewährleistet ist, wenn wir einen höheren Preis verlangen", so Griesch.

Und warum ist Fleisch im Supermarkt so günstig?

Das liegt zum einen an den großen Einkaufsmengen der Supermarktketten, aber auch an der Qualität der Produkte. „Der Verkaufspreis im Supermarkt liegt unter meinem Einkaufspreis" erzählt Griesch. „Das sagt alles". Und hier kommen wieder die Flexitarier ins Spiel. Denn wenn der Konsument bereit ist, für gute Ware auch mehr zu bezahlen, dann stärkt das die Fachbetriebe und wirkt der Massentierhaltung entgegen, die vor allem niedrige Kosten zum Ziel hat. Da fällt mir ein Interview von Blockhouse-Chef Stephan von Bülow ein. Der hat im Spiegel erzählt, dass er maximal zweimal die Woche Fleisch ist und dass der Preis von Fleisch eigentlich viel zu niedrig ist. Da stelle ich mir die Frage, ob nun der Konsument an den niedrigen Preisen schuld ist und damit Massentierhaltung erst möglich macht, oder ob nicht der Handel gefordert ist, die Preise so zu gestalten, dass eine artgerechte und respektvolle Tierhaltung möglich ist. Und ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass der Preis auch Ausdruck des Wertes ist, den eine Gesellschaft einer Ware gibt. In einer Dokumentation über Rinderzucht in den USA hat ein Ex-Rancher darauf hingewiesen, dass es immer noch um Tiere geht, die getötet werden. Und wir sollten uns beim Konsum darüber klar sein, dass ein Tier sein Leben gelassen hat. Und deswegen darf Fleisch kein Discount-Produkt sein. Dem kann ich nur zustimmen. Ganz abgesehen davon, dass ich im Eigeninteresse darauf achte, was ich meinem Körper zuführe.

Doch zurück zum Fleischer-Fachbetrieb. Zum ersten Mal sehe ich, wie eine Wurst gemacht wird. Ich komme mir vor wie in der Sendung mit der Maus. Nur mit dem Unterschied, dass ich selber auch eine Wurst drehe. Und mein liebster Schwabe durfte gleich mal eine Weißwurst probieren, weil er Weißwürste so gern mag. Und die Wurst hat den Test bestanden (ich meine damit nicht den liebsten Schwaben).

Und was habe ich noch gelernt?

Der Metzger ist das süddeutsche Pendant zum norddeutschen Fleischer. Die süddeutsche Gelbwurst gibt es im Norden eher selten und der Fleischerfachbetrieb bemüht sich aktuell darum, mit neuen Wurstkreationen auch die junge Zielgruppe anzusprechen. Denn der klassische Wurstkäufer ist anscheinend über 40. Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich nach diesem Besuch in DieFeinschmecker Manufaktur noch bewusster Fleisch einkaufe, um auch wirklich eine gute Qualität zu bekommen. Denn die schmeckt man und den günstigen Fleischkonsum mit allen Negativ-Konsequenzen möchte ich nun wirklich nicht unterstützen.


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