Oder du sitzest spät im trüben Zimmer. Die Wände stehen grau und teilnahmslos, der Hausrat stumm. Da kommt ein wohlgekannter Schritt; eine geschickte Hand richtet des Ofen, es knistert drinnen, die Flamme zündelt auf, und aus dem offenen Türchen fällt ein roter Schein ins Zimmer, wohlige Wärme fließt her - wie ist alles verwandelt, nicht wahr? Alles hat Seele bekommen. Wie wenn in einem erloschenen Gesicht plötzlich freundliches Leben aufleuchtet. Ja, das Feuer ist dem Lebendigen verwandt. Ist unserer lebendigen Seele reinstes Sinnbild; Bild von all dem, was wir lebendig innerlich erfahren: Warm und leuchtend, und allzeit bewegt, allzeit aufwärts strebend. Wenn wir die Flamme rastlos emporzündeln sehen, jedem Lufthauch folgt sie, und ist doch nicht abzubringen von ihrem empor, strahlt von Licht, sendet Fluten von Wärme aus - fühlen wir da nicht eine tiefe Verwandtschaft mit jenem in uns, das ach allezeit brennt und Licht ist und aufwärts strebt, so oft es auch von den niedrigen Gewalten ringsum niedergebogen wird? Und wenn wir sehen, wie die Flamme ihre ganze Umgebung durchwirkt, beseelt, verklärt; wie sie sofort zum lebendigen Mittelpunkt von allem wird, wo immer sie aufleuchtet - ist das nicht ein Bild des geheimnisvollen Lichtes in uns, das in dieser Welt entzündet ist, alles zu durchdringen und ihm eine Heimat zu geben?
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)