Ted Ligety reicht es. Vergangenen Sonntag (20.11.2011) veröffentlichte der US-amerikanische Skistar auf seiner Website ein knapp drei Seiten langes Statement, in dem er seinem Ärger über die neuen Materialvorschriften der FIS freien Lauf ließ.
Die Studien zur Unfallstatistik seien unhaltbar, eine Zusammenarbeit mit den Ski-Athleten gäbe es kaum, die längeren Ski würden mehr Unfälle verursachen als die bisherigen Carving-Ski und der Skisport würde prinzipiell uninteressant für die Öffentlichkeit und die Sportartikelindustrie werden, heisst es da unter anderem.
Neue Materialvorschriften der FIS
Aufgrund der vermehrten schweren Verletzungen von Skiläufern in den letzten Jahren hat die FIS für die Saison 2011/2012 neue Materialvoraschriften erlassen. Im Super G der Herren etwa werden Ski statt den bisher erlaubten 27 m Radius und 185 cm Ski-Länge auf 35 m Radius und 195 cm Skilänge hochgesetzt. Das entspricht Latten aus den 80ern.
Verfälschte Statistik und keine Kooperation mit Athleten
Diese neuen Vorgaben rechtfertige die FIS unter anderem mit einer Studie, deren Grundlage nur 2 Schnee-Trainings mit etlichen Weltcup-Läufern waren, so Ligety. Dass in dieser so berechneten Unfallstatistik der Super G schlecht wegkomme, liege nur daran, dass diesen Bewerb einfach fast alle Läufer fahren bzw. trainieren. Zudem sei keine Längsschnittmessung der Unfallhäufigkeit herangezogen worden, die die tatsächliche Entwicklung der Unfallhäufigkeit von den 80ern bis heute zeigt.
In Sölden hätten zu Beginn der Saison 2011/2012 41 von 50 männlichen Top-Weltranglistenfahren eine Petition gegen die neuen Material-Regeln unterschrieben. Österreicher seien dabei nicht anwesend gewesen, und die FIS habe bis heute nicht darauf reagiert.
Ruin für den Skisport
Laut Ligety sind die Folgen dieser neuen Vorschriften fatal. Jüngere Athleten kämen mit dieser Art von Ski überhaupt nicht zurecht, weil sie ihr Lebtag nur auf Carving-Ski trainiert haben. Zudem erhöhe der lange Ski den Druck aufs Knie erheblich, weil man ihn wieder „springend“ herumdrehen müsse. Der Fahrstil würde wieder gerader, die Kurven angedriftet, und die Körperposition des Fahrers wieder in Rücklage, um den nötigen Radius zu erreichen.
Das würde langfristig nicht nur die Unfallzahl erhöhen, sondern auch den Skisport extrem uninteressant für Zuschauer machen. Jeder Private könne schnellere und aggressivere Ski fahren als die Rennläufer, und für die Ski-Hersteller mache es keinen Sinn mehr in die Entwicklung neuer Racing-Technologien zu investieren.
Ligety fordert die FIS daher auf, solche Entscheidungen endlich im Sinne der Athleten zu treffen, und diese auch bei der Beschlußfindung mitbestimmen zu lassen.
Den Original-Beitrag vom 20.11.2011 könnt ihr auf Ted Ligetys Website lesen.