Die finnische Kirche vertreibt ihre Anhänger

Von Gerededresden

Binnen einer Woche treten rund 20.000 Menschen in Finnland aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche aus…

Sonst sind es pro Monat ca. 100 Finnen, welche der Kirche den Rücken kehren.

Warum nun diese hohe Welle? Das kann mehrere Gründe haben, von der Anhebung der Kirchensteuer bis zum einem ausartendem Sexskandal, aber es scheint doch so, dass die finnische Bevölkerung ein Zeichen gegen die Homo-Feindlichkeit ihrer Kirche setzen will.

Auslöser dafür war die Talkshow Ajankohtainen Kakkonen, die am letzten Dienstag im öffentlich-rechtlichen YLE TV2 ausgestrahlt wurde. Das Thema der Homo-Rechte wurde unter anderen von christlichen Repräsentanten kommentiert. Darunter waren die christdemokratische Parteichefin Päivi Räsänen und der Bischof der drittgrößten finnischen Stadt Tampere, Matti Repo.

Besonders die Aussagen von Päivi Räsänen sorgten für große Missstimmung.  Sie sprach sich unter anderem dafür aus, dass Menschen mit gleichgeschlechtlichen Empfindungen diesen nicht nachgeben sollten. “Für uns Christen ist das eine moralische Frage”, so die 50-Jährige. “Ich habe mehrere Freunde, die eine homosexuelle Identität haben, aber sich gegen Schwule und den schwulen Lebensstil aussprechen.” Ausgelebte Homosexualität sei ihrer Meinung nach schlichtweg “falsch”.

Etwas diplomatischer, doch nicht viel toleranter, formulierte Bischof Repo seine Ansichten. Er erklärte, dass Kinder ein Recht auf Eltern haben, aber Erwachsene kein Recht auf Kinder. So fiel seine Kritik gegenüber der angestrebten Gleichstellung im Adoptionsrecht aus. Im Moment hält es Finnland da noch wie die Deutschen und gestattet homosexuellen Paaren nur die Stiefkindadoption, verwehrt ihnen jedoch das volle Adoptionsrecht.  

Schon während der Ausstrahlung traten 200 Menschen via Internet aus der Kirche aus und die folgende Woche brach eine wahrer Sturm hervor. Allein am Sonntag traten 6.000 Frauen und Männer aus, insgesamt sind es nun fast 20.000 (vor allem Frauen und Ältere). 90% aller Kündigungen werden über das Internet beantragt. Die Zahlen entstammen der Website eroakirkosta.fi, die Statistiken über Kirchenaustritte veröffentlicht.

Das ist damit die größte Austrittswelle aus der Kirche.

2002 hatte Finnland erst die Eingetragene Lebenspartnerschaft eingeführt, doch es sieht sich auch umgeben von den Staaten Schweden und Norwegen, welche die Ehe für Homosexuelle geöffnet haben. Die Debatten über den Ausbau der Homo-Rechte werden umfassend geführt. Dieser Vorfall wird sicherlich für weiteren Zündstoff sorgen und die Meinung der Bevölkerung klarer an die Regierung herantragen.  

Fotos flickr.com: Stuck in Customs, Eurooppalainen Suomi ry und frech