Die Finanzierung aus einer Ha-Ha-Ha-Hand
Als eine der wenigen "konkreten" Maßnahmen der laufenden Gespräche zum Sparpaket leakte nunmehr ein "Durchbruch" im Gesundheitswesen.
Die beiden roten Damen WGKK-Obfrau Ingrid Reischl und Stadträtin Sonja Wehsely bejubeln nun, dass es nun erstmals zu einer Finanzierung des extramuralen (also der Ordinationen und Institute) und des intramuralen (also der Spitalsambulanzen) Bereiches kommen wird.
Zur Erklärung, während die Mehrheit der ÖsterreicherInnen der Meinung ist, dass sie mit ihrer Krankenversicherung ALLE Gesundheitskosten abgedecken , ist der Deckungbeitrag der Krankenklassen für Spitalsleistungen in allen Bundesländern gering und wofür man seine Unfallversicherung bezahlt wird immer unklarer, da diese sich immer mehr aus der unfallchirurgischen Versorgung zurückzieht. Den Rest zahlen wir über unsere Steuern. In den Wiener Spitälern sind das ca. 65%
Dass in diesem System die Krankenkassen bestrebt sind, Patienten in die Spitäler abzuschieben und Spitäler (durch das LKF-System gedrängt) die Patienten lieber früher als später wieder in die Ordi des Hausarztes schieben, erklärt sich zwanglos,
Doch jetzt ist das alles gelöst! ® Reischl/Wehsely
BuMin Stöger jubelt.
Für wie vergesslich halten uns den unsere Gesundheitspolitiker?
Die "Finanzierung aus einer Hand" (meines Erachtens der wesentliche Schritt zu mehr Transparenz und Effizienz im Gesundheitssystem) wurde uns schon zu oft versprochen.
Die "Gesundheitsreform" von Gräfin Ali alias Rauch-Kallertt-Mensdorff-Pouilly hat den ganzen neu geschaffenen bürokratischen Fondüberbau (Lundesfonds, Bundeskommission, Innovationstöpfe) zu diesem Zweck geschaffen: http://www.news.at/articles/0431/10/88673_s3/erste-details-gesundheitsreform-32-versorgungsregionen
Demnach sollte je Bundesland eine Landesagentur zusätzlich zu den bestehenden Krankenanstaltenfonds, über die derzeit die Spitalsfinanzierungen laufen, entstehen.
Das war 2003:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20030820_OTS0127/rauch-kallat-planung-steuerung-und-finanzierung-bei-spitaelern-und-aerztinnen-aus-einer-hand-2
Die Agenturen sollen dem Prinzip "Finanzierung aus einer Hand" gerecht werden. Dazu kommt eine überregionale Bundesagentur. Die Länder sollen darüber hinaus per Verordnung über die Vergabe von Kassenverträgen entscheiden dürfen. Die Agenturen sollen die Versorgung durch Spitäler und Arztpraxen koordinieren.
Das war 2004 http://www.news.at/articles/0431/10/88673_s3/erste-details-gesundheitsreform-32-versorgungsregionen
Das steht seither alles in den 15a Vereinbarungen, also den nach Artikel 15a verpflichtenden Kooperation zwischen Bund und Ländern!
Was damals schon von vielen übersehen wurde, dass aus dem ohnedies leeren Töpfen auch noch Geld (1-3%) !!!, das ist eine Menge Moos) abgezweigt wurde, um es in Reformtöpfen zu bunkern, damit die Landesfonds Spielgeld für allerhand "Studien" hatten.
Der nunmehr als "Berater" agierende, damalige Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse und Vorsitzender der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Vorsitzende der WGKK Franz Bittner, verlangte 2009 eine noch höhere Dotierung der Töpfe: http://www.springermedizin.at/artikel/2074-finanzierung-aus-neun-haenden
Aber Gott-sei-Dank hatte die Nachfolgerin Rauch-Kallerts, Andrea Kdolsky, das Thema "Finanzierung-aus-einer-Hand" nicht vergessen und meinte in der Wirtschafftskammer 2009:
Die notwendige, aber schwierig umzusetzende Finanzierung aus einer Hand habe die Gesundheitsreform 2005 leider übersehen.
aber, siehe da:
Gesundheitsministerin Kdolsky sprach sich gegen eine mögliche Zentralisierung der Gesundheitsfinanzierung aus. Zentralistische Strukturen seien keine Lösung, wichtig sei es vielmehr, zu entscheiden, welche dezentralen Strukturen gewählt werden.
http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?AngID=1&StID=380579&DstID=682
Und für alle, die bisher überhaupt noch weitergelesen haben:
All das sind Rauchgranaten. Die Wahrheit ist, das das Gesundheits- (und Sozial-) system ein politisches Schlachtfeld, auf dem
die Wirtschaft, die Krankenkassen um einen geringeren finanziellen Beitrag (Lohnnebenkosten)
die Landes-Politik um Wählerstimmen,
die Ärztekammer um einen Ausgleich zwischen den weniger werdenden "niedergelassenen" und den mehr werdenden "angestellten" Ärzten kämpfen
die Landespolitiker um ihre Infrastruktur (mit dem Spital sperrt auch das Gasthaus zu)
und das Bundesministerium waffenlos herumeilt und je nach politischer Färbung einmal zur Wirtschaftskammer und einmal zur jeweiligen Gebietskrankenkasse tendiert.
Um den Patienten gehts da niemanden, also bitte...
Vorschlag:
Gemeinsame Finanzierung durch den Staat (der blecht ja ohnehin, wenn den anderen Spielern das Geld ausgeht)
Ausweitung des intramuralen Bereiches (Spitalsambulanzen) in den Ballungsräumen, denn letztlich gehn die Leute dort ohnehin ins Spital, weil die Ordination die meiste Zeit geschlossen ist und
Ausweitung des extramuralen Bereiches "am Land", weil dort die Ärzte ihre Patienten ohnehin nicht sofort in die Spitäler schicken können, weil die Anreisewege zu groß sind.