Eine ausgelassene Satire auf das zerbröselnde Lebensmodell der Mittelschicht
Matt Prior hat alles, was der amerikanische Durchschnittsbürger sich wünscht: ein Haus in einer Vorortsiedlung, eine hübsche Frau, zwei Kinder. Doch sein Plan, sich als Lyriker zu etablieren, scheitert.
Und als er auch noch seinen Job als Wirtschaftsjournalist verliert, weiß er plötzlich nicht mehr, wie er seine Schulden bezahlen soll. Seine Gläubiger aber sind ungeduldig, und er muss innerhalb kürzester Zeit 30.000 Dollar auftreiben, um nicht seine gesamte Existenz zu verlieren. Dann trifft er nachts beim Milchholen im Supermarkt um die Ecke auf zwei jugendliche Kiffer, raucht seinen ersten Joint seit Jahren, geht auf eine Party, und plötzlich kommt ihm eine folgenschwere Idee, wie er seine Geldprobleme lösen kann. (Klappentext)
Ich bin ein großer Fan der Serie Breaking Bad und das war der Grund für mich, dieses Buch lesen zu wollen. Das geniale Cover, ein vielversprechender Klappentext und eine Leseprobe, die mich mit schwarzem Humor überzeugt hat, all das versprach mir ein Buch ganz nach meinem Geschmack.
Anfangs war ich auch ziemlich begeistert von der skurrilen Geschichte. Matt Prior wirkte auf mich sympathisch verpeilt und so schön schräg. Und trotzdem kümmert er sich geduldig um seinen dementen Vater und seine beiden Kinder. Aber schon nach wenigen Kapiteln kam die Ernüchterung. Mein Bild von Matt veränderte sich. Ich finde ihn immer noch ziemlich verpeilt, aber nachdem ich ein paar Hintergründe erfahren habe, die er sehr ausführlich erzählt, sehe ich ihn eher als eine ziemlich verkrachte Existenz, leichtgläubig und zu allem Überfluss ist er auch noch ein ziemlicher Feigling. Er zerfließt in Selbstmitleid, bespitzelt seine Ehefrau und trifft Entscheidungen, die ich einfach nicht nachvollziehen kann. Da blieb leider nicht mehr viel Sympathie übrig und es fiel mir immer schwerer, ihn und seine Geschichte zu mögen.
Jess Walter lässt Matt selbst erzählen. Die Ich-Form in Verbindung mit dem Präsens kann einem schon mal zu nah kommen. Obwohl Matt nicht ständig kifft, jagt ein „Laberflash“ das andere und er philosophiert über alles mögliche. Manches kann ich nachvollziehen, manches ist einfach nur abgedreht und manches … hat mich so sehr genervt und gelangweilt. Matt hält sich für einen Poeten, seine Gedichte, die er jedem Kapitel voranstellt, fand ich persönlich so schlecht, dass ich sie nur noch überflogen habe. Die eigentliche Geschichte rückt immer wieder in den Hintergrund und irgendwann rutscht auch das, was ich anfangs spannend und interessant fand, ins Absurde ab. Ich weiß gar nicht, wie oft ich beim Lesen den Kopf geschüttelt oder mit den Augen gerollt habe.
Nick Hornby lobt auf der Rückseite: „Der witzigste Roman des Jahres“. Dem kann ich leider nicht zustimmen. Natürlich gibt es sehr witzige Momente, aber so oft blieb mir das Grinsen im Hals stecken und richtig lachen musste ich gar nicht. Aber Humor ist ja so eine Sache, die jeder anders sieht. Trotz aller Kritikpunkte hat das Buch auch seine Highlights und einiges regt zum Nachdenken an. Aber über solche Ausdrücke wie „Die Arroganz der Erwerbstätigen“ und diese ständigen Rechtfertigungen, warum gerade er keinen Job hat, habe ich mich einfach nur geärgert. Und trotz einiger guter Passagen war ich dann froh, als ich das Buch endlich zuklappen konnte.
Fazit: Eine skurrile Geschichte über den sozialen Abstieg im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Dieses Buch habe ich gemeinsam in meinem Lieblingsforum gelesen. Vielen Dank für die interessanten Diskussionen!
Der Autor
Jess Walter arbeitete als Journalist, bevor er Buchautor wurde. Für eine seiner journalistischen Arbeiten war er für den Pulitzer-Preis nominiert, für seine Kriminalromane für mehrere Buchpreise, 2005 erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Jess Walter lebt mit seiner Familie in Spokane, Washington. Sein Roman Schöne Ruinen erschien 2013 bei Blessing.
Homepage von Jess Walter
Das Buch ist im Blessing Verlag erschienen. Vielen Dank für mein Rezensionsexemplar!
Meine Rezension bei Amazon und weitere Infos zum Buch findet ihr hier.