Die Ferien beginnen...


… und das Ambiente ändert sich.
Nicht nur in Deutschland wird es langsam wieder warm, auch in Indien scheint die Sonne unermüdlich. In den letzten Tagen und Wochen habe ich einen Vorgeschmack auf den indischen Sommer erhalten. In der Mittagssonne ist es unerträglich draußen zu sein, geschweige denn sich auf einer asphaltierten, also schwarzen Straße zu bewegen. In solch einem Szenario wird jeder Schritt zur Qual und der Schweiß tropft nur so aus allen Poren heraus. Es sind jeden Tag über 45° C – mindestens! An dieses Wetter muss ich mich noch langsam gewöhnen. Am einfachsten würde es mir fallen nachts zu arbeiten, aber das ist natürlich auch keine Lösung.
Auf Grund der Temperaturen im Laufe eines Jahres gibt es in Indien bereits jetzt Sommerferien. Das Schuljahr ist gerade am vergangenen Samstag zu Ende gegangen. Nun haben die Kinder erst einmal zwei Monate Freizeit, bis am 28. Mai wieder die Schule beginnt.
Das Heim der Little Flower School ist auch um einiges leerer geworden. Von den 72 Kindern sind nur sechs ältere und verantwortungsvolle Kids übrig geblieben. Zwei von ihnen schreiben haben noch keine Ferien und sind noch mittendrin im Schulstress. Jyothi und Reshma schreiben gerade ihre Abschluss Examen der zehnten Klasse. Der Staat hat für diese Jahrgangsstufe Zentralprüfungen, die unter strengen Bestimmungen ablaufe, vielleicht vergleichbar mit unserem Zentralabitur. Für die Klausuren müssen alle Zehntklässler der Ortsgemeinde in eine bestimmte Schule, in der eine Aufsicht das Geschehen beobachtet. Am 10. April ist es dann endlich geschafft, vorerst, denn Vorbereitungen für das kommende P.U.C., also dem Pre-Universital College – unserer Oberstufe, müssen gemacht werden.
Die Ferien beginnen...
Die meisten Kinder der Little Flower Family verbringen die gesamte Ferienzeit bei ihren Familien oder Verwandten. Die Kinder, die keinen (mehr) haben, der sich um sie kümmern kann, finden im Seon Ashram ein Zuhause. Der Seon Ashram als Mutterprojekt der Little Flower School und Heim für Behinderte, Schwache, Kranke, Verwahrloste und Alte beherbergt auch auch Mütter der einiger Kinder als Patienten. Die Gründerfamilie dieser Einrichtung fungiert wie eine richtige Familie für diese Kinder mit tragischen Schicksalen.
Die Ferien beginnen...
Auf Grund des beendeten Schuljahres und der Trennung der eigentlichen Little Flower Family, haben Andreas, Julian und ich, als aktuelle Volontäre und große Brüder uns ein besonderes Abschiedsessen überlegt. Es sollte anstatt des üblichen Reisbergs mit etwas Soße und Gemüse, ein richtiges Festmahl geben. Dazu wurde den ganzen Tag lang in der Küche geschuftet. Drei verschiedene Sorten Gemüse-Curry, zwei Sorten Hühnchen-Curry, zwei verschiedenen Gemüsesoßen, natürlich Reis und ein überwältigender Nachtisch waren auf der Speisekarte am vergangenen Samstagabend. Damit der Vitamin-Haushalt bei den Kids mal wieder auf Vordermann gebracht wurde, hatten wir uns überlegt heimische Früchte als Nachtisch zu besorgen. Ananas und Chikku, eine braune, süße Frucht machten auch die schon prallgefüllten Bäuche glücklich. Ein Eis für jeden war das letzte Element des großen Gaumenschmaus. Finanziert wurde die Aktion durch Spendengelder, die Julian aus Deutschland mitgebracht hatte. Herzlichen Dank dafür!
Die Ferien beginnen...
Jetzt fiebere ich einer ganz ungewöhnlich ruhigen Zeit in der Little Flower School entgegen. Mit nur noch ein paar großen Kindern ist das Ambiente ein völlig anderes. Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Wochen auch einige Tage im Seon Ashram verbringen und mich dort um die LF-Kinder kümmern. Es beginnt eine Zeit, in der ich voraussichtlich ganz andere Erfahrungen sammeln werde und in der sich mir neue Möglichkeiten auf viele ungewohnte Ereignisse bieten.

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