Die Fäuste mit denen wir lieben

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Die Fäuste mit denen wir lieben

7Drama

Eine Prügelei um verletzte Ehre und gekränktes männliches Ego. Der junge Filmemacher Simon Maria Kubiena zeigt mit Die Fäuste mit denen wir lieben ein zerrüttetes Männerbild und eine ganze Riege talentierter Filmschaffender.

Zwei junge Männer (Hisham Morscher und Benjamin Palme) treffen sich Nachts auf einsamer Straße. Es kommt zur Schlägerei, oder vielmehr: einer verprügelt den anderen. Aus Rache, weil er mit seiner Freundin geschlafen hat. Wie sich aber herausstellt, ist nicht nur die anfängliche Rache sein Motiv, sondern auch (und vor allem) der Schmerz über die Verletzung und das gekränkte männliche Ego. Während der Verprügelte eingesteht, nicht aus Liebe zur Frau gehandelt zu haben, sondern lediglich seinem Trieb gefolgt zu sein, ist der prügelnde Protagonist so tief verletzt, dass er sich quasi abreagieren, den eigenen emotionalen Schmerz einem anderen physisch spüren lassen muss. Nach viel Blut und Tränen kommt auch die Frau (Leonie Berner) zum Schauplatz und hofft, dass sie nach dieser Nacht wieder mit ihrem Freund zusammen sein kann.

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Der junge Filmemacher Simon Maria Kubiena liefert mit dem Drama Die Fäuste mit denen wir lieben seinen bereits vierten Kurzfilm ab. Wohltuend hebt sich der Autodidakt, der neben Drehbuch und Regie auch für die Produktion verantwortlich war und an den Kostümen mitgewirkt hat, vom oftmals langweiligen Einheitsbrei österreichischer Jungfilmemacher ab. Er zeigt nicht nur einen (für sein Alter) ungewöhnlichen Mut zur Offenheit und Darstellung schwieriger Themen, sondern auch einer (sich vielleicht erst abzeichnenden, aber doch teilweise vorhandenen) eigenen filmischen Handschrift. Er überzeugt mit einer eindringlichen Bildsprache (nicht zuletzt dank der Leistung seiner Kamerafrau Sarah May Handler), die das Geschehen gekonnt einfängt und den Schauspielern gleichzeitig genug Raum gibt, sich zu entfalten.

Überhaupt muss man auch die Schauspieler bzw. die Schauspielerführung loben. Alle drei Darsteller passen perfekt in ihre Rollen, sie können die Figuren wahrlich zum Leben erwecken. Allen voran Hisham Morscher, der als Protagonist die herausfordernste Figur hat und am meisten Bandbreite zeigen muss, sie aber gekonnt meistert. Trotz allem Lob gibt es aber auch den ein oder anderen Stolperstein. Gerade beim Inhalt, sprich beim Drehbuch, muss man als Zuschauer schon mal ein Auge zudrücken um das Gezeigte zu akzeptieren. Sei es nun das übertriebene und, man muss es sagen, stellenweise unnötige Gefluche oder einfach die Tatsache, dass die eingefangenen Bilder oftmals nicht den nötigen inhaltlichen Rückhalt haben, um Bedeutung zu vermitteln.

Dadurch wirkt der Kurzfilm einerseits manchmal unnötig in die Länge gezogen, andererseits übertrieben dramatisch, ohne dass das Drehbuch diese Dramatik auch rechtfertigen würde. Gleiches gilt auch für den Einsatz der Musik, die gerade gegen Ende hin quasi mit der Faust aufs Auge schlägt und eigentlich nicht in dem Ausmaß notwendig gewesen wäre. Zusätzlich, aber da geht es schon in eine penible Richtung, trotzdem sollte es an dieser Stelle angemerkt werden, sind manche Einstellungen – gerade jene, in denen wenig bis gar nichts passiert – eventuell eine Spur zu lange gehalten.

Am Ende überwiegt der positive Eindruck und es lässt sich sagen, dass Die Fäuste mit denen wir lieben ein beeindruckend gelungener Kurzfilm ist. Man darf wünschen, noch viel von den Beteiligten zu sehen, denn die Qualität und vor allem das Potenzial von Regisseur und Drehbuchautor Simon Maria Kubiena, Kamerafrau Sarah May Handler, den Schauspielern Hisham Morscher, Benjamin Palme und Leonie Berner und den anderen beteiligten spricht für sich und lässt Hoffnung schöpfen für junge österreichische Filmemacher, denn mit Die Fäuste mit denen wir lieben erwacht gleich ein ganzer Haufen ungemein talentierter junger Stimmen.

Regie und Drehbuch: Simon Maria Kubiena, Darsteller: Hisham Morscher, Benjamin Palme, Leonie Berner, Filmlänge: 25 Minuten, www.diefäustemitdenenwirlieben.com


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 
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