"Die Farbe des Geldes" / "The Color of Money" [USA 1986]

 

Michael Ballhaus folgt den Stoßbewegungen, den einzulochenden Kugeln, Explosion auf Explosion, und ein publikumsintensives Raunen wogt durch die Reihen, wenn eine Kante, eine winzige Unaufmerksamkeit, ein unabsichtlicher Drall das Loch, die Tasche, die Siegerstraße in unerreichbare Ferne rückt. Und der Spielball stoppt. Und das Glück bremst. Mit dem Glück ist es nie leicht. Martin Scorseses "Die Farbe des Geldes", innerhalb seines Œuvres gewiss kein Film, der als Essenzwerk größtmögliches Prestige verbucht, funktioniert hauptsächlich als dramaturgisch nachdenkliche, oft meditierend am Pooltisch beobachtende Weiterführung zum Klassiker "Haie der Großstadt", der in Kombination mit ebendiesem jenen rauen, spröden Realismus (Drehbuch: Richard Price) recycelt, bei dem das Gewonnene Verlust bedeutet. Ein thematisch klassischer Scorsese über schnittig untermalte, zerstörerische Liebesbeziehungen in einem konservativen Patriachat, dessen Inhalt aber von keiner rhythmisch auf Hochgeschwindigkeit regulierten Form unterminiert wird. Tom Cruise ist als unbedarfter, eitel gestikulierender Jungspund und Trottel zu sehen, dem noch keine Haare auf dem Sack gewachsen sind, während sein Mentor Paul Newman tonangebend, grüblerisch und nuancenreich den Klängen der Ballstafetten lauscht. Ein alter und junger Pionier, die auf die Veränderungen einer abgeklärteren und abgezockteren (Sport-)Show entgegengesetzt, manchmal hemmend, manchmal euphorisch reagieren. Wie im (allerdings) besseren "Haie der Großstadt" ist Billiard Leben, mit Abzweigungen und Hindernissen. 
6 | 10


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