Die Farbe der Wörter

Von Mczarnetzki @m_cz

Mein Sohn wird im Moment bei Autofahrten mit diversen Lern-CDs und Hörspielen beschallt, was für uns als Eltern den Vorteil hat, das die übliche Wann sind wir endlich da?-Frage entfällt.

Durch Zufall sind wir dabei auf das Hörspiel „Die Grammatik ist ein sanftes Lied“ von Erik Orsenna gestoßen. Und das erwies sich als erstaunlich gut – obwohl es das nicht genau trifft. Unglaublich fantasievoll ist besser. Und das beim Thema Grammatik, welches wirklich jedem Schüler die Lust an der deutschen Sprache vergällen kann.


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Die Grammatik ist ein sanftes Lied (Audio CD)


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Es geht um zwei Kinder, die nach einem Schiffbruch auf einer seltsamen Insel gelandet sind. Und denen der Sturm zusätzlich noch alle Wörter aus dem Kopf geblasen hat. Eine wundervolle Idee, wenn die Wörter auf dem Basar um Aufmerksamkeit buhlen, wieder ausgesprochen werden wollen, wenn Händler ihren Kunden den richtigen Satz heraussuchen.

In einer Szene sucht eine gerade verlassene Frau ein Wort, mit dem sie ihrem Ex-Mann beschreiben kann, was er ihr angetan hat.

Enthoffnet, schlägt der Händler für romantische Sätze vor. Und das sagt soviel mehr als Kummer oder Traurigkeit.

Enthoffnet steht aber nicht im Duden. Trotzdem bin ich überzeugt, das jeder sofort weiß, was gemeint ist – und sich vorstellen kann, was diese Frau fühlt.

Was heißt das für jeden Schreibenden? Die Sprache ist unser Werkzeug, aber sie ist auch mehr als das. Für einen Maler sind Rot, Grün und Blau die Grundfarben, aus denen sich alles mischen lässt. Und er mischt. Solange, bis er den richtigen Farbton hat, der das ausdrückt, was in seinem Bild gesagt werden soll. Auch wenn dieser Farbton keinen Namen hat und in irgendwelchen Farbtabellen nicht auftaucht.

Für Schriftsteller sind Wörter die Grundfarben. Aber wir brauchen uns nicht darauf zu beschränken. Wir müssen suchen, bis wir genau das richtige Wort finden, welches ausdrückt, was wir sagen wollen.

Und wenn es kein solches gibt, dann müssen wir es eben erfinden.