Die fantastische Bambusarchitektur von Ibuku

Von Lilligreen @lilligreen

Lilli Green liebt Bambus – es ist ein sehr schnell wachsendes, nachhaltiges Material, woraus sich viele tolle Produkte herstellen lassen – von Zahnbürsten und kleinen Haushaltsartikeln, über Fahrräder und Wohnaccessoires, bis hin zu Designermöbeln und Häusern. Auf unserer Reise durch Bali besuchten wir viele Architekturhighlights aus Bambus. Besonders die Projekte der Designfirma Ibuku haben uns durch ihre einzigartige Verbindung von nachhaltiger Philosophie, hochwertiger Verarbeitung, Luxusdesign und einer natürlichen Einbindung in die Dschungel-Landschaft von Bali sehr beeindruckt.

Dharma Springs auf Bali – Design: Ibuku – Fotos: Rio Helmi

Die Bambus-Pionierin

Bali hat eine wichtige Bedeutung für das Bauen mit Bambus – nicht nur befinden sich dort viele architektonisch einmaligen Bambus-Gebäude. Auch wurde das Bauen mit Bambus dort revolutioniert. Bereits in den 1980er Jahren hat die Anfangs 2017 verstorbene Umweltaktivistin Linda Garland angefangen, das Bauen mit Bambus neu zu denken. Gemeinsam mit Dr. Walter Liese von der Universität Hamburg hat sie eine effektive, umweltverträgliche Behandlung von Bambus erforscht und kommerziell zugänglich gemacht. Sie hat viele Menschen weltweit inspiriert mit Bambus zu bauen, darunter auch den Green School Gründer John Hardy und seine Tochter und Ibuku-Gründerin Elisa Hardy.

Entwicklung der Green School

Der seit Jahrzehnten auf Bali lebende Kanadische Designer John Hardy wurde bekannt und wohlhabend durch seine gleichnamige Juweliermarke. Inspiriert von Al Gore’s Klimatfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ gründeten er und seine Frau Cynthia die Green School. Das Green School-Gebäude wurde fast komplett aus Bambus gebaut und vereinbart viele Innovationen der Bambus-Architektur. Federführend bei der Entwicklung des Gebäudes waren der auf Bambus spezialisierte Architekt Jörg Stamm und der als Kreativdirektor engagierte Künstler Aldo Landwehr. Um das Projekt zu realisieren und die hochwertige Qualität des verwendeten Bambus sicher zu stellen, gründete John Hardy die Bambusfabrik „PT Bamboo Pure“.

Daraufhin wurde die auf Bambus spezialisierte Designfirma Ibuku von Elisa Hardy gegründet, um die Entwicklung mit Bambus als Baumaterial weiter zu denken und voran zu entwickeln. Mittlerweile wurden von Ibuku über 50 Bambusgebäude fertig gestellt – darunter die renommierte „Green Village“. Neben Architektur bringt Ibuku auch Möbel und andere hochwertige Designprodukte auf dem Markt, teils ganz individuell nach Kundenwünschen gefertigt.

Dharma Springs auf Bali – Design: Ibuku – Foto: Rio Helmi

Der Bambus-Boom

Das traditionelle Wohnen in Häuser aus Naturmaterialien ist auf Bali fast ganz verschwunden, obwohl es einst ganz üblich war. Mittlerweile gilt für viele Indonesier ein richtiges Steinhaus mit Klimaanlage als modern und wohlhabend, auch viele, vor allem der asiatischen Touristen möchten auf diesen „Luxus“ im Urlaub nicht verzichten. Doch ist zum Glück das Naturmaterial Bambus für viele Westler, die vor allem das naturnahe Wohnen schätzen, der neue Luxus. Vor allem in der Umgebung von Ubud findet man heutzutage wieder viele kreative neue Häuser und Touristenunterkünfte aus Bambus und anderen Naturmaterialien.

Green Village: Leben im grünen Designerluxus

Nach unserem Besuch der Green Village wollten wir am liebsten gleich dort einziehen. Alle Häuser dort sind individuell gefertigte Einzelstücke und beeindrucken durch ihre organischen Formen, schlichten Stil und der großartigen Kulisse am Rand von einem von dichtem Dschungel umgebenem Flusstal. Die Schlafzimmer und Badezimmer sind halboffen, wodurch eine stetige Luftzirkulation sicher gestellt und eine Klimaanlage überflüssig wird. Auch die Möbel und das Interior Design sind fast komplett aus Bambus und fließen dadurch hervorragend in die Gestaltung mit ein. „You realize you have left the normal boundaries of architecture“ – lobte schon die New York Times.

Green Village auf Bali – Design: Ibuku – Fotos: Rio Helmi

In vielen Bereichen merkt man, dass es mit der Nachhaltigkeit ernst gemeint ist. Es gibt zum Beispiel einen Pool mit natürlichem Quellwasser, ganz ohne Chlor. Der funktioniert dann auch nur, wenn es ausreichend Quellwasser gibt. Bei viele andere Luxusunterkünfte auf Bali, manchmal auch die, die sich „Eco“ nennen, gibt es große Chlorpools – hier wird ausdrücklich darauf verzichtet.

Viele Bewohner der Green Village sind Westler und überwintern auf Bali, manche haben ihre Kinder auf der Green School. Wenn die Hauseigentümer nicht da sind, werden die Häuser auch mal für etwa 300 Euro die Nacht über Airbnb vermietet. Die Green Village wirkt wie eine kleine Bubble: ein Ökoparadies für die, die es sich leisten können. Der Luxus steht natürlich im schrägen Kontrast zur lokalen Lebensart und teilweisen Armut. Und doch verschafft das Bauen mit Bambus natürlich auch vielen Einheimischen Jobs. Am wichtigsten fanden wir zudem, dass hier jahrhundertealte Handwerkstraditionen wiederbelebt und weiterentwickelt werden, die auch für die lokalen Bewohner wieder eine Inspiration sein könnten, um zu ihrer Tradition zurück zu finden.

Wer auf Bali ist und sich die beeindruckenden Bauwerke selbst anschauen will, kann eine Tour in der Green Village buchen.

Green Village auf Bali – Design: Ibuku – Fotos: Rio Helmi

Dieser Artikel ist Teil einer Serie über nachhaltiges Design auf Bali. Wir berichten über: „Green School: die vielleicht Grünste Schule der Welt“, „Die fantastische Bambusarchitektur von Ibuku “, „Ökologisch Bauen mit Bambus“.

Foto credit: Ibuku / Rio Helmi