„Die Falle“ von Melanie Raabe, ein Thriller oder doch...

Von Vielleserin @lanceforfree
… nur ein spannender Roman? Nun, als ich das Buch im Bloggerportal von RandomHouse entdeckte, nachdem ich schon auf der Buchmesse einiges darüber gehört hatte, glaubte ich zunächst einen Thriller vor mir zu haben. Momentan jedoch scheine ich nicht unbedingt in Thriller-Laune zu sein, weshalb ich zögerte. Schließlich schaute ich aber regelmäßig im Bloggerportal nach diesem Buch forderte es mir dann auch noch kurz vor dem Poststreik an. Tatsächlich hatte ich es dann nur einige Tage später auch schon in den Händen.

Warum es dann aber doch zu lange dauerte, bis diese Rezension erscheint

Nun, diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn wie ich gerade schon anmerkte, hatte ich es ja bereits vor vier Wochen. Immer wieder habe ich dieses Buch auch in die Hand genommen und ja, sogar auf Facebook hatte ich es schon erwähnt.
 Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet, dass aus einem Buch, das für mich augenscheinlich wie ein Thriller wirkt, doch eben ein Roman wird. Ein überaus spannender, das gebe ich ja zu, aber eben doch ein Roman. Folgerichtig muss ich wohl sagen, dass mich dieses Buch überrumpelt hat, überrumpelt nicht etwa weil es unpräzise war, es steht ja sogar Roman drauf, sondern weil ich ganz andere Erwartungen an das Buch hatte.
Ich möchte an dieser Stelle aber nicht sagen, meine Erwartungen wurden nicht erfüllt oder übertroffen, denn beides wäre gelogen, ich möchte an dieser Stelle nur in den Raum stellen, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte. Mein Pech oder mein Glück, wie man es nimmt.
Diese Erwartungshaltung führte nun auf jeden Fall dazu, dass ich das Buch immer wieder in die Hand nahm und weg legte, in die Hand nahm und weg legte, bis ich vorgestern dann dachte, wenn ich es jetzt nicht lese die sich es nie.
Ich habe es also wieder zur Hand genommen und dieses Mal in einem Rutsch gelesen. Obwohl es ja wie schon gesagt ein Roman war oder auch ist, war dieses Buch unerwartet spannend und das nicht etwa, weil dieses Buch ungeheuer blutig wäre, vielmehr floss praktisch, sieht man von wenigen Ausnahmen ab, kaum Blut. Spannend war es doch, aber eben auf der psychologischen Ebene, denn Melanie Raabe gelang etwas, das ich bei Büchern sehr schätze, hier gelang neben dem klassischen Spannungsbogen auch noch der psychologische Spannungsbogen. Durch diesen gelang es ihr mich in den Bann des Buches zu ziehen, so stark, dass ich dieses Buch letztendlich in anderthalb Tagen nach. Und ich würde noch ein Stück weitergehen, vermutlich wäre ich noch um einiges schneller gewesen, hätte ich einen kompletten Tag nur zum Lesen aufgewendet. Aber auch in diesem Punkt möchte ich ehrlich sein, ich glaube, das wäre keine gute Idee gewesen, denn aufgrund seiner psychologischen Raffinesse gelingt es im Roman nicht nur seine Leser in den Bann ziehen, er fordert auch etwas ein. Er fordert die volle Aufmerksamkeit seines Lesers, die volle Konzentration. Es ist ein Buch, das so einfach zu lesen ist, dass man sich denkt, es ist ein Buch wie jedes andere. Und doch ist es genau das nicht. Es ist kein Buch jedes andere, denn der Anspruch an das Wissen und das Gedächtnis des Lesers, steigen ebenso von Seite zu Seite weder Anspruch an die Konzentration des Lesers.
Dieses Buch ist kein Buch, das man mal eben an einem Abend anfängt, und in einem anderen fortsetzt, so wie ich es zunächst versucht hatte. Dieses Buch ist ein Buch, das einen Nächte durchlesen lässt, vorausgesetzt man hat nichts anderes zu tun. Aus diesem Grund ist es glaube ich wichtig, zu sagen, dass dieses Buch niemals ein bloßes unterhaltsames Beiwerk, sondern tatsächlich einen Leser einfordert.

Doch worum geht es eigentlich in diesem Buch

Eigentlich lässt sich gar nicht so viel über dieses Buch sagen ohne bereits viel zu tief in die Handlung einzusteigen, aus diesem Grund möchte ich es kurz fassen, kürzer sogar noch als der Klappentext. Um es in einem Satz sagen, würde ich sagen, es geht um die Aufklärung eines Falls, der über zehn Jahre zurückliegt. Das wäre jedoch nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich geht es gar nicht um die Aufklärung des Falls, vielmehr geht es um die psychologische Disposition einer 38-jährigen Autorin, unserer Protagonistin, die vor über zehn Jahren ihre Schwester verlor. Diese fiel einem Mörder in die Hände, der nie gefasst wurde. Die Protagonistin in diesem Buch ist Linda Conrads, 38 Jahre, Autorin von Romanen, mit einer an Störung. Sie hat Angst ihr Haus zu verlassen und tut dies seit nunmehr zehn Jahren mehr. Sie hat Angestellte, die das Leben ein wenig angenehmer machen und doch fühlt sie sich nicht wohl in ihrer Haut, sie, die nie über den Tod ihrer Schwester hinweg kam, einen Tod der niemals aufgeklärt wurde. Nun nach über zehn Jahren ist sie sich sicher, dass sie weiß, wer der Täter war. Niemand glaubt ihr, wodurch sie selbst anfängt zu überlegen, wie es ihr gelingen kann den Täter zu überführen. Die einzige Möglichkeit: den Täter zu sich einladen. Soweit so einfach, doch tatsächlich sind die Figuren, die es in diesem Buch gibt einerseits aus psychologischer Sicht, insbesondere was Linda Conrads angeht, auf ihre Weise vielschichtig, andererseits hat man zu keinem Zeitpunkt eine echte Vorstellung davon, wie man sich die Protagonistin Buches vorstellen muss. Das einzige was irgendwie greifbar wird, sind die Augen des Kommissars. Ein Mann, der in diesem Buch eigentlich sowohl eine Haupt- als auch eine Nebenrolle hat. Ein Mann, den die Protagonistin sehr achtet, der aber trotzdem eigentlich nur eine Nebenrolle ausmacht. Wie schon gesagt, ich möchte euch an dieser Stelle nicht zu viel über dieses Buch erzählen, da ich euch sonst viel zu viel von der Spannung nehmen würde. Aus diesem Grund passe ich mich nun kurz. Es lohnt sich dieses Buch in die Hand zu nehmen, es aufzuschlagen, es zu lesen, es nach einem greifen zu lassen und sich selbst in den Bann des Buches ziehen zu lassen. Allerdings sollte man möglicherweise nicht unbedingt den klassischen Thrillerelementen nach jammern, denn diese finden hier keine Erfüllung. Die eigentliche Spannungskomponente entsteht durch den Stil des Buches.

Was macht dieses Buch so besonders

Wie bereits erwähnt ist der Stil des Buches das besondere. Der klassische Aufbau eines Buches wird bei diesem Buch immer wieder unterbrochen. Durch ein Buch in einem Buch, durch eine Handlung in einer Handlung. Tatsächlich erscheint dieses Buch auf den ersten Blick recht einfach, vielleicht auch noch auf den zweiten Blick, aber spätestens in dem Moment, wo die Protagonistin anfängt zu handeln und zu interagieren, ist dieser Zustand der Einfachheit passee. Das was den Leser in diesem Moment nämlich erwartet ist höchst komplex, gleichzeitig so simpel, dass man es nicht erwartet hätte und in der Art zu schreiben anspruchsvoller als man es sich bei einem Debüt einer jungen Autorin vielleicht vorgestellt hatte.

Wer also ist Melanie Raabe

"Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren, wuchs in einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen und einer Kleinstadt in NRW auf, studierte Medienwissenschaft und Literatur in Bochum und lebt inzwischen in Köln – als Journalistin, Drehbuchautorin, Bloggerin, Performerin und Theaterschauspielerin. Sie betreibt ihren eigenen Interview-Blog (www.biographilia.com) und erhielt bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Die Rechte an ihrem Roman "Die Falle" wurden bereits vor Erscheinen international verkauft, u.a. nach Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien und das englischsprachige Ausland." (Quelle)

Eigentlich-Fazit

Eigentlich müsste an dieser Stelle nun ein Fazit folgen. Ich habe mich dazu entschieden das Fazit, Fazit sein zu lassen, denn eigentlich ist an dieser Stelle alles, was es zu diesem Buch zu sagen gibt gesagt. Ihr müsst selbst entscheiden, ob ihr einen psychologischen Roman lesen wollt oder nicht. Ich selbst kann euch an dieser Stelle nicht viel mehr sagen, als ich solch bereits gesagt habe, denn die Frage ob eine einzige logische Roman zusagt oder nicht ist eine Frage Lesetypus, eine Frage, was ich eigentlich mit dem was ich lese erreichen möchte, ob ich unterhalten oder informiert sein möchte oder vielleicht eine Mischung aus beiden erwarte. Wie stark kann man sich mit einem Buch identifizieren, das einerseits so viel Möglichkeiten bietet und andererseits überhaupt nicht? Nun ja eigentlich müsste an dieser Stelle nun ein Fazit folgen. Ich möchte, dass ihr es selbst zieht.