Die Ankunft des Buches löste Erstaunen aus in meiner Umgebung – ein Buch über Popcorn? Was es alles gibt. Ja, gibt es – und ich hatte Spaß damit . Das Buch beschränkt sich nämlich nicht darauf, verschiedene Sorten Popcorn vorzustellen, sondern es wird auch mit Popcorn gekocht. Popcorn machen macht Spaß – und so habe ich mich sehr über das Rezensionsexemplar des Fackelträger-Verlags gefreut. Und es war das erste Kochbuch, bei dessen Anblick meine Kinder in Jubel ausgebrochen sind
Die Optik des Werkes hat was von ganz großem Kino: grauer Umschlag mit Golddruck und Schnörkelmuster. Eine schicke Bauchbinde zeigt einige Fotos aus dem Inneren. Ich befürchte bloß, dass sie sich langfristig in Nichts auflösen wird. Auch innen ist das Buch schön – das Popcorn ist gekonnt in Szene gesetzt; die Foodstylisten waren hier fleißig, denn wie ich beim Kochen gemerkt habe, Popcorn so zu fotografieren, das es nach etwas aussieht, puh, das ist schwer.
Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Geschichte des Popcorns, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Oder wußtet Ihr, dass Popcorn schon vor 5.000 Jahren in den Anden populär war? Die Verstorbenen bekamen die Körner als Proviant mit ins Grab. Benutzt wurden sie außerdem zum Wahrsagen (und ich dachte immer, die altchineischen Knochenorakel wären originell ) und als Schmuck. Ich muss mal sehen, ob ich meiner Tochter mit einer Popcornkette eine Freude machen kann….
Im Prinzip erfreulich ist auch die Nachricht, dass Popcorn gesund ist: ballaststoffreich, glutenfrei und voll mit Vitaminen und Mineralstoffen…B1, B2, Eisen, Kalium, Antioxidantien….bloß das mit dem niedrigen Kaloriengehalt….naja…das bezieht sich auf Popcorn pur. Und wer isst das schon.
Weiter geht es mit einer grundätzlichen Anleitung zur Herstellung von Popcorn und zum benötigten Zubehör. Popcornmaschinen kannte ich ja, die Popcorntöpfe mit Handkurbel waren mir neu. Aber die braucht man ja glücklicherweise nicht, ein normaler Topf mit schwerem Boden tut es auch.
Weiter geht es mit dem Rezeptteil. Da gibt es natürlich zahlreiche Popcorn-Varianten in süß und in salzig. Noch spannender ich aber, dass in dem Buch auch mit Popcorn gekocht wird.
Zuerst kommen die Süßschnäbel auf ihre Kosten; mit Popcornvarianten wie Popcorn mit Buttercaramel, Krokant-Popcorn, oder indischen Kardamom-Pops. Danach gibt es verschiedene Riegel: hier wird der fertig gepoppte Mais mit anderen Zutaten und etwas klebendem wie Karamell, Honig oder Schokolade in Form gebracht. Schoko-Walnuss-Stangen gibt es zum Beispiel, Kalten Popcorn-Hund, Früchteriegel oder Kokos-Schnitten.
Anschließend werden süße Klassiker neu interpretiert.Fudge-Lollies sind nicht so meins, aber Frühstücksmüsli und Zwetschgenröster mit Zimt-Popcorn schon.
Dann kommt meine Abteilung. Als ich ein Kind war, hatte Popcorn süß zu sein. Ich erinnere mich noch gut. Urlaub in Kroatien. Am Strand gab es einen mobilen Popcorn-Stand. Ich habe Tante und Onkel, mit denen ich damals unterwegs war, eine Tüte davon aus den Rippen geleiert, schob mir voller Vorfreude die erste Portion in den Mund – und sie war salzig! Grausam. Heute mag ich mein Popcorn salzig. Also sprechen mich Cajun-Popcorn und Teriyaki-Popcorn an. Mein Favorit ist das Thai-Chili Popcorn, das mache ich grade immer wieder.
Auch klassisches Fastfood und kleine Gerichte gehen mit Popcorn: Käsebällchen, Nachos, Paprika-Muffins oder Garnelen-Popcornsalat gibt es da zum Beispiel.
Die Rezepte sind übersichtlich und funktionieren. Schwierigkeiten gibt es da, wo Popcorn zu Riegeln verarbeitet wird; da sind die Rezepte etwas zu sparsam mit den Mitteln, die das Ganze zusammenhalten sollen. Das Popcorn braucht da viel, weil es so großvolumig ist.
Ich habe natürlich gekocht und gebacken – aber diesmal gibt es nicht von jedem Gericht ein Foto. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass viele der Sachen die ich gemacht habe, einfach gleich aussehen – wie Popcorn, nämlich. Ich habe ein paar Sorten süßes und salziges Popcorn fabriziert, die uns allesamt geschmeckt haben.
Als erstes mußte das Rosinenbrot mit Popcorn fabriziert werden. Im Grunde ist es es ein Hefezopf-Teig, der neben Rosinen auch mit karamellisiertem Popcorn angereichert wird. Klingt gut, fand aber im Ergebnis doch nicht so viel Anklang, denn das Popcorn verliert beim Backen seine Fluffigkeit und wird im Brot unangenehm hart.
Die salzigen Popcorn-Snacks waren eine schöne Knabberei: Hierfür wird Popcorn mit gehackten Nüssen und geschlagenem Eiweiß vermengt und im Ofen knusprig gebacken.
In gewissem Sinne gescheitert bin ich an den Müsli-Riegeln. Der Plan wäre gewesen, die Masse aus gehacktem Popcorn, Müsli, etwas Honig, Zucker und Butter in Riegel zu schneiden und dem Nachwuchs in die Brotzeitboxen zu packen. Aber das bißchen Honig und Zucker im Rezept hat nicht gereicht, um die Masse zusammenzuhalten. Man hätte mehr Honig drangeben können, klar. Aber man hätte wohl so viel gebraucht, dass das Ganze viel zu süß geworden wäre. Aus den Riegeln wurde also Müsli, dass als Topping auf dem morgendlichen Joghurt gut geschmeckt hat.
Lauch-Käse-Suppe ist ja im Grunde ein Klassiker – zumindest stand sie bei uns früher öft auf dem Tisch. Hier wird sie mit Croutons aus Popcorn und gebratenem Speck serviert – davon waren alle begeistert.
Von den Choco-Pops war der Nachwuchs begeistert – was mich jetzt nicht wundert: Popcorn, mit geschmolzener Schokolade vermischt, das geht immer.
Mir haben die Nachos mit Popcorn und Käse gefallen, ich bin ja eher auf der salzigen Seite….
Popcorn-Nuggets – also Hühnchenfilet, mit zerstoßenem Popcorn paniert, entpuppte sich als Kinderliebling. Ich war ein wenig misstrauisch, ob das doch relativ grobe Popcorn am Hühnchen haften würde, aber das hat anstandslos funktioniert.
Trifle zählt zu meinen Lieblings-Nachtischen. Ich kenne ihn mit Kuchenresten und Pudding. Hier kommt er mit einer fluffig-leichten Zitronencreme, einer Marmelade und Popcorn statt Kuchen daher. Schön.
Insgesamt ist das Buch aufgrund des speziellen Themas vielleicht nicht unbedingt ein Must-Have im Kochbuchregal, Popcornfans kommen aber voll auf ihre Kosten. Und wer meint, dass Popcorn darauf beschränkt ist, im Kino aus großen Eimern gemampft zu werden, wird hier eines Besseren belehrt. Wer nun auch vor den Herd stehen und den Maiskörnern beim Puffen zusehen möchte, kann das Buch beim Fackelträger-Verlag kaufen. Dort gibt es auch einen Vorab-Blick in das Buch.