Wer Wissenschaftsbücher aus etwas skurrilen Themenfeldern mag, kennt Mary Roach vielleicht. Immerhin befasst sie sich gerne mit Semi-Tabus wie Sex und Verdauung – und eben Leichen. Und soviel kann ich sagen: Ich hätte vorher nie gedacht, dass ein Buch über tote Menschen so witzig und interessant sein könnte!
Mary Roach scheint eine dieser unerschrockenen Menschen zu sein, die alles ausprobieren, überall hingehen und mit jedem reden. Oder wie kommt man sonst darauf, ein Buch darüber zu schreiben, was alles mit dem menschlichen Körper passieren kann, sobald der Mensch sein Leben ausgehaucht hat? Nun, da passiert nämlich so einiges. Roach besucht Medizinstudenten im Präp-Kurs, Testlabore zur Fahrzeugsicherheit, spricht mit Experten für Flugunfalluntersuchung und Ballistik und findet heraus, dass es in allen diesen Bereichen die unterschiedlichsten Verwendungen von (gespendeten) Leichen und deren Teilen gibt. Denn häufig gibt es eben keine künstlichen oder tierischen Materialien, die so exakt einen menschlichen Körper simulieren, wie… ja, genau. Und wollen wir nicht alle gut ausgebildete Ärzte, sichere Fahrzeuge und im Falle eine Falles ein funktionstüchtiges Spenderorgan? Eben.
Außerdem lernen wir hier noch einiges über Verwesungsprozesse (ja, es gibt in den USA ein Gelände, auf dem gespendete menschliche Leichen verwesen, um ebendiese Prozesse eingehend studieren zu können. Das hilft unter anderem bei der Aufklärung von Verbrechen), den Umgang mit Toten in vergangenen Epochen und so weiter und so fort. Und bei allem hat Roach eine sehr witzige, schön pragmatische und gerne auch mal selbstironische Schreibe – mir jedenfalls hat es sehr viel Spaß gemacht und ich fand dieses, nun ja, tatsächlich etwas randständige Thema sehr gut und lesbar aufbereitet. Und gelernt habe ich nebenher auch noch einiges. Ich gehe mal schwer davon aus, dass ich mich irgendwann an eines ihrer anderen Bücher aus dem “Lass mal lieber das ebook kaufen, dann sieht man das Cover nicht!”-Sektor machen werde (wobei ja zumindest das Thema Verdauung dank “Darm mit Charme” aus der Schmuddelecke geholt wurde. Da kann man sich also trauen).