Warum, was ich schreibe, so oft so traurig ist?
Weil ich einer Theorie anhänge, nach welcher Schreiben als Ausdruck eines Individuums immer subjektiv und somit gesellschaftlich geprägt ist. Die Darstellung von Schmerzen und des Scheiterns ist also auch ein Aufzeigen von gesellschaftlichen Leiden.
Und dann traue ich mich nicht, etwas glückliches zu schreiben, weil ich dann eine Bejahung eines Zustandes darstelle, den ich nicht bejahe?
Ich glaube, ganz so ehrenwert ist das nicht.
Es gibt wohl auch ästhetische Gründe.
"Es sind die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen."
Wegen Sätzen wie diesem, die in mir mittlerweile einen Brechreiz erzeugen, kann ich nicht über etwas schreiben, was mich glücklich macht. Und irgendwie auch, seit "Die fabelhafte Welt der Amelie", obwohl ich den Film sehr mag.
Wird das individuelle Glück, wenn es inflationär in die Welt getratscht und durch "Ja, genauso!" vom Rezipienten empfunden wird, mir enteignet und zum Allgemeinwohl erklärt?
Glücklich macht es mich, am See schwimmen zu gehen, durch den Wald zu laufen und nicht die Stadtgeräusche, sondern die der Natur und von glücklichen, ausgelassenen Menschen am See zu hören.
Glücklich macht es mich, meine Sachen, während ich schwimmen gehe, einem hübschen Mädchen, das gerade Hannah Arendt liest, anzuvertrauen und danach meinen Besitz wieder zu erhalten.
Glücklich macht es mich, nach dieser schönen Anstrengung ins Bett zu fallen. Mal wirklich müde zu sein und nicht einfach überlastet.
Glücklich macht es mich, ausgeschlafen in der Bahn zu sitzen und endlich mal wieder Lust zu haben, Foucault zu lesen.
Glücklich macht es mich, in der Bahn Foucault zu lesen.
Glücklich macht es mich, im Sprachwissenschaftsseminar fachfremde Texte zu lesen. Foucault zum Beispiel.
Und dieses Glück ist nicht nur durch seine Nennung und mögliche Identifizierung beim Leser nicht mehr mein Glück, sondern in dem ich durch das Lesen fest stelle, dass möglicherweise schon von vornherein nicht so viel individuelle, sondern viel mehr habitusgeprägte Glückvorstellungen hineinspielen. Oder nicht?
Und wieso ist das beim Leid so anders? Vermutlich gehe ich davon aus, dass so mancher/m geholfen wird, liest er/sie etwas und erkennt sich wieder. Erkennt wieder, dass nicht unbedingt individuell etwas nicht stimmen muss, dass es durchaus auch Struktur ist, die nicht stimmt. Aber was, wenn das Leid absolut außerhalb dieser Struktur liegt, und sich der/diejenige denkt, was sind das bloß für Probleme?
Lieber schreibe ich, was mir nicht gefällt. Erwachsene, kluge Frauen, die um 3 Uhr morgens mit ihrem Freund in der Bahn sitzen und mit hoher Stimme sagen: "Ich hab Hunger."
Und als er dann erwidert: "Ich weiß nicht, ob wir was vegetarisches für Dich kriegen."
Sie so: "Ich will zu Mustafas Gemüsekebab".
Er so: "Der hat doch nicht mehr offen".
Sie duckt sich, reißt die Augen weit auf sagt mit noch erhobenerer Stimme: "In meiner Welt hat Mustafas Gemüsekebab immer offen!" Er streicht ihr über den Kopf, lacht, wie man ein drolliges Kind auslacht, ohne, dass es es merkt, sie küssen sich.
Das gefällt mir nicht.
Weil ich einer Theorie anhänge, nach welcher Schreiben als Ausdruck eines Individuums immer subjektiv und somit gesellschaftlich geprägt ist. Die Darstellung von Schmerzen und des Scheiterns ist also auch ein Aufzeigen von gesellschaftlichen Leiden.
Und dann traue ich mich nicht, etwas glückliches zu schreiben, weil ich dann eine Bejahung eines Zustandes darstelle, den ich nicht bejahe?
Ich glaube, ganz so ehrenwert ist das nicht.
Es gibt wohl auch ästhetische Gründe.
"Es sind die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen."
Wegen Sätzen wie diesem, die in mir mittlerweile einen Brechreiz erzeugen, kann ich nicht über etwas schreiben, was mich glücklich macht. Und irgendwie auch, seit "Die fabelhafte Welt der Amelie", obwohl ich den Film sehr mag.
Wird das individuelle Glück, wenn es inflationär in die Welt getratscht und durch "Ja, genauso!" vom Rezipienten empfunden wird, mir enteignet und zum Allgemeinwohl erklärt?
Glücklich macht es mich, am See schwimmen zu gehen, durch den Wald zu laufen und nicht die Stadtgeräusche, sondern die der Natur und von glücklichen, ausgelassenen Menschen am See zu hören.
Glücklich macht es mich, meine Sachen, während ich schwimmen gehe, einem hübschen Mädchen, das gerade Hannah Arendt liest, anzuvertrauen und danach meinen Besitz wieder zu erhalten.
Glücklich macht es mich, nach dieser schönen Anstrengung ins Bett zu fallen. Mal wirklich müde zu sein und nicht einfach überlastet.
Glücklich macht es mich, ausgeschlafen in der Bahn zu sitzen und endlich mal wieder Lust zu haben, Foucault zu lesen.
Glücklich macht es mich, in der Bahn Foucault zu lesen.
Glücklich macht es mich, im Sprachwissenschaftsseminar fachfremde Texte zu lesen. Foucault zum Beispiel.
Und dieses Glück ist nicht nur durch seine Nennung und mögliche Identifizierung beim Leser nicht mehr mein Glück, sondern in dem ich durch das Lesen fest stelle, dass möglicherweise schon von vornherein nicht so viel individuelle, sondern viel mehr habitusgeprägte Glückvorstellungen hineinspielen. Oder nicht?
Und wieso ist das beim Leid so anders? Vermutlich gehe ich davon aus, dass so mancher/m geholfen wird, liest er/sie etwas und erkennt sich wieder. Erkennt wieder, dass nicht unbedingt individuell etwas nicht stimmen muss, dass es durchaus auch Struktur ist, die nicht stimmt. Aber was, wenn das Leid absolut außerhalb dieser Struktur liegt, und sich der/diejenige denkt, was sind das bloß für Probleme?
Lieber schreibe ich, was mir nicht gefällt. Erwachsene, kluge Frauen, die um 3 Uhr morgens mit ihrem Freund in der Bahn sitzen und mit hoher Stimme sagen: "Ich hab Hunger."
Und als er dann erwidert: "Ich weiß nicht, ob wir was vegetarisches für Dich kriegen."
Sie so: "Ich will zu Mustafas Gemüsekebab".
Er so: "Der hat doch nicht mehr offen".
Sie duckt sich, reißt die Augen weit auf sagt mit noch erhobenerer Stimme: "In meiner Welt hat Mustafas Gemüsekebab immer offen!" Er streicht ihr über den Kopf, lacht, wie man ein drolliges Kind auslacht, ohne, dass es es merkt, sie küssen sich.
Das gefällt mir nicht.