Es war die Zeit der Produkttestblogs und das fand ich absolut faszinierend. Man bekommt etwas zugeschickt, einfach so und alles was man dafür tun muss, ist darüber schreiben und ein paar hübsche Bilder zu schießen. Das wollte ich auch ausprobieren. Ich setzte meinen ersten Blog auf und so stolperte ich unbekümmert und motiviert in das Paralleluniversum Blogosphäre.
Der Name meines ersten Blogs: Meine Testfamilie
Ein halbes Jahr lang freute ich mich über Shampoos, Kaffee, einen Fernseher und jede Menge andere Dinge, die mir so zugeschickt wurden. Getrübt wurde meine Begeisterung allerdings genauso schnell wieder, denn bald habe ich gemerkt, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Produktwert stand. Nie.
Schon zu diesem Zeitpunkt nahm ich die ersten Familienblogs wie Baby Kind und Meer, SuperMom Berlin und einige andere wahr. Das gefiel mir gut. Einfach das Festhalten, was ich sowieso erlebe.
Leben mit Kindern, Leben als Familie, Reisen mit Kinder und so weiter, das alles hat mich sofort angesprochen und ich wußte, das ist mein Weg.
Aus Meine Testfamilie wurde die Kleine Familienwelt
Mit der Umbenennung des Blogs, startete ich in eine ganz andere Liga. Zwar war die Konkurrenz noch überschaubar, doch waren einige Familienblogs bereits sehr beliebt und etabliert. Trotzdem fühlte ich mich wohl, meldete ein Gewerbe an und schrieb mal mehr mal weniger, je nachdem wie ich neben meiner Anstellung eben stemmen konnte. Ich bekam Anfragen von Agenturen, wurde zu Blogger Events eingeladen und durfte zum ersten mal an einer Pressereise teilnehmen.
Alles war ganz locker und unbedarft und hat mir unendlich viel Spaß und Freude bereitet.
Vollzeitmama, Vollzeitblogger, Vollzeithausfrau?!
Vor zwei Jahren wagte ich den Sprung in die Selbständigkeit. Viele Gründe führten zu dieser Entscheidung. Der Hauptgrund war jedoch, dass ich nicht das Gefühl hatte Familie, Job und Blog vereinbaren zu können. Dauerstreß und letztlich auch das Arbeitspensum, das ich in die Kleine Familienwelt steckte, forderten ihren Tribut.
Ich war gereizt, ständig müde und hatte keine Geduld mehr für die Kinder. Mehr als einmal war ich kurz davor das Bloggen hinzuschmeißen, konnte mich aber auf der anderen Seite nicht von meinem Baby trennen.
Mein Gedanke war wirklich "Jetzt oder nie". Ich entschloß mich für JETZT, sprang ich ins kalte Wasser, nahm (wirklich) große finanzielle Lücken auf mich und war motiviert meinen Weg zu gehen. Unser Familienleben als Blog und ich als bloggende Vollzeithausfrau und Mama.
Eines gleich vorweg, das größte Hindernis auf dem Weg zum Erfolg war ICH selbst. Ich werde in einem anderen Beitrag darüber schreiben.
Damals passierte bereits etwas in der Szene. Mehr und mehr begann es unter der rosaroten Oberfläche der Familienblogs zu brodeln. Einen Blog aufsetzten war, dank der fortschreitenden benutzerfreundlichen Technik kein Hexenwerk mehr und man könnte sagen, es war im wahrsten Sinn des Wortes eine "fruchtbare" Zeit denn die Familienblogs vermehrten sich geradezu explosionsartig.
Vom Elternzeit-Zeitvertreib zum knallharten Business ?!
Ich habe das Gefühl, dass ich gerade die Evolutionsgeschichte der Familienblogs miterlebe. Und zwar in einem rasanten Tempo und mit einer Artenvielfalt, die Darwin bestimmt begeistert hätte.
Vielleicht wäre es ja eine Marktlücke, wenn Schwangerschaftstest in Zukunft auch gleiche passende Domains für einen Mamablog vorschlagen. Oh Gott, Ihr müsst entschuldigen, aber manchmal geht einfach der Gaul mit mir durch...
Ich bringe es jetzt einfach auf den Punkt: viele kommen und viele gehen auch wieder und manche Perlen bleiben und bereichern das Netz.
Nun komme ich wieder zurück zur Evolution. Wißt Ihr, dass Wasserschildkröten im Schnitt 100 Eier legen? Es müssen so viele sein, da es mit viel Glück vielleicht fünf von ihnen schaffen, letztlich als große, erwachsene Meeresschildkröte durch den Ozean zu schwimmen. Ich glaube Ihr wißt, was ich damit sagen möchte.
Ich traue mich wetten, die fünf kleinen Schildkröten sind besonders zäh und ausdauernd, haben einen extra dicken Panzer, sind unermüdlich am Schwimmen und somit gut trainiert. Außerdem glaube ich, dass sie gewitzter sind als ihre Altersgenossen und vielleicht auch mutiger.
Du diese Eigenschaften hast, mein kleiner, junger Familienblog?
Da kann die Mama oder der Papa nämlich schreiben so schön sie/er will, ohne Basiswissen SEO, Facebook Adsense Kenntnissen und semi-professionellen Fotografie Fertigkeiten braucht sie/er gar nicht erst starten. Buchhaltungskenntnisse und ein wenig Talent für Grafikdesign, schaden ebenfalls nicht. Ein dickes Fell, ein starkes Selbstbewußtsein gepaart mit einer Portion Selbstironie machen die Grundausstattung perfekt.
Familienblogs in der Pubertät?!
So fühlt es sich für mich gerade an. Die einen wollen mehr, die anderen finden das doof. Es wird vornerum gelächelt und hintenrum geschimpft. Kontakte werden gehütet wie Beziehungen zum Türsteher des angesagtesten Clubs. Heute #bestfriends und morgen #shitstorm. Reichweite ist das, worüber man sich heute als Blogger definiert. Und hast du die nicht, dann gehörst du wahrscheinlich auch nicht zur "angesagten Clique"
Auf allen Events, die ich in diesem Jahr besucht habe, war das Thema "Reichweite" so präsent wie nie. Keine netten Pläusche mehr bei Kaffee und Kuchen. Nein, es ist ein Abschätzen geworden. Leider.
Und dann noch die Frage der Fragen überhaupt: darf man denn als Blogger wirklich Geld verdienen?
Ich gebe zu, für mich einer der Gründe, mich auf die Menschen und Blogger zu konzentrieren, die ich schon seit vielen Jahren kenne und mich einfach freue, wenn ich sie treffe und ich mich mit ihnen austauschen kann. Oder einfach mal nur Spaß haben! Ja, das ist erlaubt!
Ich definiere mich über mich und meine Arbeit und nicht über meine Reichweite. Und weil meine Arbeit sauber und professionell ist, finden mich die Leser bei Google und ich kann ihnen eventuell weiterhelfen. Meine regelmäßigen Blogbesucher, Follower und Fans sind echte Fans, echte Menschen und echte Mamas. Niemand ist gekauft und ich bin stolz darauf.
Ich will nicht mehr zweifeln und ich will keinen Druck
In den vergangenen Wochen habe ich oft an mir und meiner Arbeit gezweifelt. So viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Hat das Zukunft? Kann ich es finanziell wirklich schaffen? Warum habe ich keine 100.000 Seitenaufrufe im Monat? Bin ich nicht sympathisch? Wie kann ich mehr Leser für mich gewinnen? Was kann ich basteln, was die anderen noch nicht gebastelt haben? Muss ich jetzt auch Filme drehen?
Ich will das nicht mehr und ich kann das nicht mehr. Ich möchte eine gutgelaunte Mama sein und zufrieden mit mir und meiner Arbeit. Ich möchte schreiben, ich möchte es schaffen das Familieneinkommen mit meinem Blog zu unterstützen und für die Kinder da sein. Ich möchte die Möglichkeiten als Blogger nutzen und so viel wie möglich mit ihnen durch die Welt reisen. Ich möchte, dass wir als Blogger-Familie glücklich sind. Mehr nicht.
Wohin wird die Reise gehen?
Das weiß ich nicht. Aber ich wünsche mir, dass wir es als Berufsgruppe schaffen, uns so zu professionalisieren, dass wir in der Lage sein werden, Nachwuchs zu fördern. Jungen Mamas oder Papas, die vielleicht noch keine kinderlose Instagram Karriere nachweisen können, es zu ermöglichen erfolgreich zu bloggen. Ihnen als Mentor zu dienen und sie zu unterstützen.
Mit den Elternbloggerkonferenzen Blogfamilia , DENKST und der #WESTFAM sind bereits wertvolle Säulen für die Zukunft der Familienblogger errichtet. Information, Netzwerk, Weiterbildung und Unterstützung - ein solides Fundament für unsere Entwicklung.
Wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Sonst wird es so sein, wie die Evolutionsgeschichte der Dinosaurier:
Kurz, heftig und schnell vorbei.