Die Evangelische Kirche lenkt ein…

Die Evangelisch-Lutherische Kirche geht einen neuen Schritt für die Akzeptanz gegenüber Homosexuellen. Dass Lesben und Schwule zusammen im Pfarrhaus leben, schien lange ein klare Unmöglichkeit, doch in Zukunft soll es ermöglicht werden. Die Kirche in Bayern möchte dieses Recht künftig einräumen, so Ratsvorsitzender und Landesbischof Johannes Friedrich an diesem Sonntag. Jedoch hängt es von Fall zu Fall immer noch davon ab, ob es in der Gemeinde dadurch zu keinem Unfrieden kommt. Um diesen Frieden zu gewährleisten, sollen nach der neuen Regel der betroffene Kirchenvorstand, der zuständige Dekan, der Oberkirchenrat und der Landeskirchenrat zustimmen.

Die Evangelische Kirche lenkt ein…

„Natürlich kann das gemeinsame Wohnen im Pfarrhaus nur Paaren genehmigt werden, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben“, sagt Friedrich. Diese Regel besteht ebenso bei heterosexuellen Paaren, die erst heiraten müssen, um dann im Pfarrhaus zusammenzuziehen. Natürlich schließt dies ein, dass sich lesbische Pfarrerinnen und schwulen Pfarrer vor der Kirche offen zu ihrer Sexualität bekennen. „Von fünf Paaren ist uns bekannt, dass sie in einer solchen Partnerschaft leben“, erklärt der Landesbischof weiter.  „Es geht um die Regelung von einzelnen Situationen und klaren Ausnahmen“, betont er ebenso wie, dass Stellen immer so besetzt würden, dass ein_e Pfarrer_in bestmöglich zu der jeweiligen Gemeinde passt. Dazu gehört auch, dass abgeklärt wird, ob eine Gemeinde eine mögliche Homosexualität ihrer Pfarrerin bzw. ihres Pfarrers akzeptieren kann oder nicht. „Es hat auch etwas mit Fürsorge für das Paar zu tun“, führt Friedrich weiter aus. Dass der Kirchenrat von Ausnahmen spricht, habe nichts mit Diskriminierung zu tun. „Es bedeutet, dass Ehe und Familie das Leitbild für die christliche Verkündigung ist und bleibt.“

Die Evangelische Kirche lenkt ein…

Eine der besagten fünf Paare sind die Münchner Pfarrerin Christine Untch und ihre Lebensgefährtin, die seit fünf Jahren in einer eingetragenen Partnerschaft leben. „Der Entschluss des Landeskirchenrats ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt die Pfarrerin, doch sie fügt auch den Wunsch hinzu, dass es irgendwann keine Rolle mehr spielen sollte, ob ein Pfarrer homosexuell ist. Weil es ihr und ihrer Partnerin noch nicht möglich war im Pfarrhaus gemeinsam zu leben, konnte sie als Pfarrerin bisher nur eine halbe Stelle besetzen. Denn eine Vollzeitpfarrerin müsse im Pfarrhaus wohnen – sie musste sich dagegen selbst eine Wohnung suchen. Für Untch hätte die Neuregelung weitreichende Auswirkungen: „Wenn sie durch die Synode geht, kann ich mich beim nächsten Wechsel wieder auf eine volle Stelle bewerben“

Friedrich geht auf die Hintergründe des Beschlusses ein. „Wir haben homosexuelle Pfarrer und Pfarrerinnen im Gemeindedienst eingesetzt, aber ihnen nicht gestattet, im Pfarrhaus zusammenzuleben.“ Diese Ungereimtheit solle möglichst noch während seiner Amtszeit (diese endet im kommenden Jahr) ausgeräumt werden. Zudem fordert er, dass die evangelische Kirche weiter über das Thema Homosexualität und Kirche diskutieren und entsprechend beschließen muss.

Die Evangelische Kirche lenkt ein…

Unabhängig von der Regelung in Bayern wird das Thema voraussichtlich auch innerhalb der Landessynode auf den Tisch kommen und dort zu kontroversen Diskussionen führen. Dieses oberste gesetzgebende Organ der Kirche tagt vom 21. bis 25. November in Neu-Ulm.

 

 Fotos von flickr.com: Mainbube; dirk-bongardt und www messnerwirt com


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