Nachdem in England und Holland schon am Donnerstag, in Tschechien und Irland am Freitag und gestern in Lettland, Malta und der Tschechoslowakei gewählt wurde, wurden heute auch in Deutschland (und 20 weiteren EU-Ländern) die Wahllokale geöffnet, damit wir die Mitglieder des Europäischen Parlaments wählen können.
Wer es irgendwie verpennt hat, den versucht Google mit seinem heutigen Doodle daran zu erinnern. Ich habe allerdings schon vor 14 Tagen meine Stimme abgegeben. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich mich diesmal für die Briefwahl entschieden.
Europa ist im Rückwärtsgang
Ich halte zwar überhaupt nichts von einem Europa, in dem immer mehr Möchtegern-Nazis dumme Menschen mit flachen Sprüchen erfolgreich auf die dunkle Seite der Macht ziehen, in dem ein Land mitwählt, das schon seit drei Jahren versucht, den „Club“ zu verlassen und das Flüchtlinge im Mittelmeer elendiglich ersaufen lässt und dann noch von „gemeinsamen Werten“ zu sprechen wagt, aber trotzdem konnte ich mich nicht entschließen, dieser Wahl fern zu bleiben.
Im Grunde hat ja das Europaparlament, das heute gewählt wird, so gut wie keine Macht, jede Entscheidung und jeder Posten wird in der EU ja nach Gutsherrenart von den jeweiligen Regierungen der Mitgliedsstaaten ausgeklüngelt.
Es ist schon einer der schlechteren Witze der Zeitgeschichte, dass wir Jahrzehnte nach der Gründung der EU immer noch keine demokratisch legitimierte Regierung in Europa haben.
Prinzip Hoffnung
Der Glaube an ein freies, demokratisches Europa geht durch das verantwortungslose Handeln fast aller Politiker immer mehr verloren, aber in meine Hirnwindungen scheint sich ein kleiner, proeuropäischer Rest regelrecht verbissen zu haben: Das Prinzip Hoffnung.
Schaut man aber über den Rand des von braunen Rissen durchzogenen Tellers Europa hinaus in die Welt und sieht die Machthaber wie den US-Mafioso Trump, den Trump-Verschnitt Bolsonaro in Brasilien, den islamistischen Diktator Erdogan in der Türkei oder einfach nur die braunen Socken in den EU-Staaten von Orban, Meuthen und Seehofer über Wilders und Le Pen bis Salvini (um nur einige davon zu nennen), muss man sich schon fragen, was eher zerbricht: die Europäische Union an den Nationalisten oder der ganze Planet an den falschen Entscheidungen verantwortungsloser und machtgeiler bis korrupter Politiker im Sinne ihrer neoliberalen Geldgeber zum Klimawandel, die immer noch nicht gelernt haben, dass man Geld nicht essen kann…
