Um Chöd zu praktizieren, müsst ihr Konzepte im allgemeinen aufgeben, eben spezielle Konzepte wie sauber/rein, attraktiv/abstoßend. Diese müssen eliminiert werden oder ihr werdet nicht fähig sein, auf dem Pfad Fortschritte zu machen. Letztendlich müssen alle diskursiven Gedanken ausgelöscht werden. Bei der Chöd-Praxis erkennen wir die vier Maras, die vier Dämonen.
Da ihr jetzt dieses wunscherfüllende Juwel der kostbaren menschlichen Geburt habt, müsst ihr es in Verwahrung nehmen, nutzt diese Gelegenheit der Freiheit und der Ausstattung. Wenn ihr euch daran macht, Chöd als Pfad zu praktizieren, benötigt ihr unglaublichen Fleiß, einsgerichtete Hingabe und Gebete an den Guru, Glauben und glühenden Eifer, und ihr dürft am Pfad nicht abgelenkt sein. Wenn ihr Chöd mit irgendeiner anderen Dharma-Praxis vergleicht, sagen wir mal ein Ein-Jahres-Retreat von einer allgemeinen Praxis, dann wird durch drei Monate Chöd-Praxis dasselbe verwirklicht. Chöd ist sehr, sehr zweckmäßig, wenn ihr genau wisst, wie es auszuführen ist, wenn ihr die Kommentare kennt, durch Einweihung ermächtigt seid und die geeigneten mündlichen Übertragungen erhalten habt. Wenn nicht, dann wird es nicht auf diese Weise funktionieren. Ein anderer Weg, warum es auch nicht funktioniert ist, wenn ihr nicht praktiziert. Es gibt so viele, die Ermächtigung, Übertragung und Erklärung erhalten haben, aber nicht praktizieren und dann wundern sie sich, warum sie keinen Segen erlangen. Sobald ihr die Übertragungen erhalten habt und alles bereit ist, dann seid ihr angehalten, euch auf den Weg zu machen. Es ist ein Pfad der praktischen Erfahrung. Nur durch Praxis erlangt man Verwirklichung. Es hängt gänzlich von euren Bemühungen ab.
Es hängt aber auch davon ab, wie viel Mitgefühl ihr mit den fühlenden Wesen habt, wie sehr ihr euch um sie kümmert, wie sehr ihr sie liebt, wie viel fleißig ihr seid – das bedeutet, überhaupt keine Faulheit, nur Interesse an der Praxis und standhaft sein, sich nicht darum kümmern, was andere denken oder über einen sagen, sei es gut oder schlecht. Jemand der wirklich praktiziert, für den ist die Natur aller Klänge erfreulich; alles ist der Klang des Dharma. Wie geringfügig der verbale Ausdruck auch ist, ist nicht wichtig, seiner Natur nach ist es der Klang des Dharma – Mantra – und das hört man dann.
Und man muss erkennen, dass alle fühlenden Wesen Buddhanatur besitzen. Man muss den stärksten Wunsch für sie haben, dass sie diese Natur erkennen mögen, die Essenz in ihnen. Mit dieser Art des Verhaltens und mit dem Wunsch, den Dharma zu praktizieren und nur das zu tun und dies alles in diesem Leben zu verwirklichen, wird die Praxis wirklich bei euch funktionieren. Sie wird euch den höchsten Nutzen bringen, jenen Nutzen, der gleichzeitig eure Bestimmung wie auch aller fühlenden Wesen erfüllt. Auf diese Weise führt ein Yogi das tiefste Vertrauen verbunden mit der Sicht aus. Zur Zeit des Todes gibt es dann keine Furcht, kein Bedauern, keine Paranoia – keine Furcht, wenn Vergänglichkeit einen trifft, weil erkannt wurde, wofür dies alles ist und man ist frei von den Fallen der drei störenden Gefühle. Ansonsten dreht sich der Zyklus von Leiden und Verwirrung einfach weiter und weiter, egal ob man sich nun Chöd-Praktizierender nennt oder nicht.
Diese Belehrungen zur Essenz des Chöd wurden vom Ngakpa Yeshe Dorje gegeben. Vom 25. – 28. Mai 2012 findet im Ngakpa-Zentrum Lhundrub Chodzong (A-8591 Maria Lankowitz, Stadionstraße 6) das Frühjahrsretreat „Weisheit wilder Weiber – Tröma Nagmo & Chöd“ statt. Nähere Infos & Anmeldung: www.lhundrub.at