Sicher bin ich nicht die einzige Mama, die immer mal wieder ihre Erziehungsmethode hinterfragt, gern auch mit mehr Kritik als Lob. Heute gebe ich euch einen Einblick in die Erziehung meiner Kinder und nehme damit an der verflixten Linkparty von Wiebke teil. Auf ihrem Blog Verflixter Alltag sammelt sie jeden Monat Beiträge zu immer wechselnden Themen.
Zunächst einmal finde ich es ganz wichtig, dass jeder hinter seiner Erziehungsmethode steht, dass er sich nicht durch Kritik oder diverse Ratgeber vom Weg abbringen lässt und dass auch niemand das Recht hat über die Erziehung anderer Eltern zu urteilen. Wohl jeder vertraut hierbei auf sein Bauchgefühl und gibt das Beste für sein Kind.
Bei der Erziehung meiner Kinder beziehe ich sehr oft meine eigene Erziehung mit ein und handle nach:
Ich mach das alles anders als meine Eltern.
Doch warum überhaupt und klappt das wirklich immer?
Nein, das tut es nicht, ich merke von Zeit zu Zeit, dass ich ebenso handle wie meine Eltern und manchmal finde ich das nicht in Ordnung.
Ich habe einen kleinen Bruder mit 3 Jahren Altersunterschied und eine kleine Schwester mit 8 Jahren Altersunterschied. Ich weiß noch, dass ich mich ganz sehr auf das Baby freute und hoffte, dass es ein Mädchen wird, denn es gab nur 2 Kinderzimmer und der Plan meiner Eltern war, dass ein Junge bei meinem Bruder einzieht und ein Mädchen dann eben bei mir.
Als ich noch kleiner war, kümmerte ich mich sehr gern um meine Schwester, brachte sie vor der Schule in den Kindergarten, spielte nachmittags mit ihr und ging mit ihr auf den Spielplatz. Mein Bruder hingegen verbrachte seine Freizeit mit seinen Kumpels und war eigentlich immer auf dem Fußballplatz.
Es kam die Zeit in der man eben nicht mehr so gern auf den Spielplatz geht, aber es blieb dabei, dass sie nachmittags mit mir ging, schließlich spielt der Bruder ja Fußball, da kann er sie nicht dabei gebrauchen. Ich fand das mehr und mehr unfair, doch konnte nichts wirklich dagegen tun. Auch im Bezug auf andere Dinge war ich eben die Große, bei der Hilfe im Haushalt, dem Verantwortungsbewusstsein und des Vorbildes.
Abgesehen davon waren meine Eltern recht streng, es gab ganz klare feste Aufgaben, die ich erledigen musste. Die Erwartungen für Sauberkeit in Schulheften war groß, ebenso die Ordnung im Kinderzimmer. In den Ferien verbrachten wir die meiste Zeit in unserem Garten in einer Kleingartenanlage und auch hier hieß es helfen. Beerenpflücken, Unkrautzupfen oder eben einfach nur mit da sein. Gern hätte ich so manches Mal meine Zeit woanders verbracht. Es wurde auch nie über wichtige Dinge gesprochen, Gefühlssachen beispielsweise. Meine ersten Schminkversuche wurden kommentiert mit “Oh, haste dich angemalt oder biste in den Farbkasten gefallen.” Dies alles machte mich sehr unsicher und ich habe beispielsweise nie mit meinen Eltern über den ersten Freund gesprochen oder wurde aufgeklärt. Sicher wussten sie, dass ich einen Jungen treffe und sie kannten ihn, wenn er mich abholte, aber mehr auch nicht. Ganz schlimm fand ich die Tatsache, dass mal in meinem Tagebuch gelesen wurde und das meine Mutter, als ich auszog die ganzen Briefchen aus der Schule von meinem heutigen Mann entsorgte. “Was willste denn damit, die brauchste doch nicht mehr.”
Ich will hier keinesfalls alles nur schlecht machen. Ganz klar gab es auch sehr viele schöne Momente und ich hab auch ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Ich würde ihnen daraus auch nie einen Vorwurf machen. Ich respektiere meine Eltern und ihre Art mich erzogen zu haben. Sie hielten das so für richtig. Nur weiß ich eben heute, dass mir vieles dadurch verbaut wurde und daran schuld ist, dass ich noch immer sehr unsicher bin.
Das alles will ich für meine Kinder nicht. Mein Sohn darf allein rausgehen, er darf entscheiden wohin er geht, ob auf den Spielplatz oder zu Freunden und er darf Freunde zu uns nach Hause mitbringen. Wenn ich gerade so überlege, war ich zwar manchmal bei Freunden, aber nie war jemand bei uns. Noch ist die Kleine eh zu klein als das ich sie allein mit meinem Sohn auf den Spielplatz schicken würde. Doch ich weiß, dass ich das auch später nicht tue. Jeder soll seinen eigenen Freundeskreis haben. Sie sollen miteinander spielen, wenn sie beide es wollen und es akzeptieren, wenn der andere mit den Freunden zusammen sein möchte.
Auch meine Kinder haben beide Aufgaben im Haushalt, aber keine festen, sondern sie dürfen entscheiden was sie helfen. Das klappt sehr gut. Der Sohn sieht die volle Spülmaschine und fragt, ob er sie ausräumen soll. Die Kleine fragt, ob die Wäsche trocken ist und nimmt sie dann ab. Sie helfen gern und wenn ich sie bitte etwas zu erledigen, dann tun sie es auch. Ganz ohne Zwang und Befehle.
In Sachen Ordnung und Sauberkeit bei Schulsachen erwische ich mich oft dabei, dass ich die Strenge wohl übernommen habe. Ich lasse meinen Sohn die Hausaufgaben nochmal abschreiben, wenn drinrum geschmiert ist und ich verlange, dass der Ranzen ordentlich gepackt ist. Die Hefte in der Box und die Stifte ordentlich gespitzt in ihren Fächern in der Federmappe. Ich weiß, dass ich hier lockerer sein könnte, dass ich manchmal zuviel verlange. Aber ich selbst mag es eben ordentlich in solchen Dingen und möchte, dass es auch der Sohn tut.
Hier bremst mich dann oft der Mann. Wenn ich beispielsweise darüber schimpfe, dass der Radiergummi vom Bleistift gelöchert ist oder das Hausaufgabenheft mit kleinen Männlein bemalt ist. Dann erinnert er mich, dass er das als Kind auch tat, dass das wohl alle Jungs früher taten. Und dann nehme ich das so hin und schimpfe nicht. Kaufe aber trotzdem einen neuen Radiergummi😉
In Sachen Ordnung im Kinderzimmer bin ich mittlerweile sehr viel weniger streng. Ich ärgere mich zwar über das wilde Durcheinander und frage mich, wie man sich so wohlfühlen kann, aber ich schimpfe nicht. Ich weise sie darauf hin, dass sie aufräumen müssten, aber wenn sie es nicht tun, dann müssen sie in dem Chaos leben. Das ganze natürlich bis zu einer gewissen Grenze, es gibt kein Essen/ Trinken im Zimmer und dreckige Klamotten gehören ins Bad.
Ebenso möchte ich stets mit meinen Kindern reden. Wie sie sich fühlen, wie der Schultag war und ich interessiere mich dafür, was sie unternommen haben. Sie wissen, hoffe ich, dass sie jederzeit zu mir kommen können.
Natürlich gibt es auch bei uns ganz feste Regeln, an die sich jeder zu halten hat. Die, die selbstverständlich sind und auf die wir auch bestehen. Beispielsweise wird gegrüßt, wenn wir jemanden Bekanntes treffen- gerade mein Sohn ist hier sehr faul. Wir sagen Bitte und Danke und entschuldigen uns, wenn es notwendig ist. Wir achten darauf immer ordentlich angezogen und sauber zu sein. Beim Essen wird weder gezapelt noch geschmatzt oder mit dem Essen gespielt.
Ich habe für mich einen guten Erziehungsstil gefunden, ich höre auf mein Gefühl und bin ebenso bereit etwas zu ändern, wenn es notwendig ist. Ich lese keine Erziehungsratgeber, ich bin zwar oft zu besorgt, aber keine Helikoptermutter und denke, dass meine Kinder glücklich so sind.
Schreibt doch auch über die Erziehung eurer Kinder und verlinkt euch bei Wiebke.
Heike