Zwar war er schon 2 Wochen vor der Einschulung im Ferienhort, damit er sich ein wenig eingewöhnen konnte, aber der Schulalltag ist natürlich doch nochmal ein ganz anderer. Seine Lehrerin ist neu, der Rhythmus ist anders, die Klasse ist nun vollständig, d.h. er hat viele neue Kinder kennengelernt, und wahnsinnig viele neue Anforderungen stürmen auf ihn ein. Ich kann mich leider nicht mehr an meine Einschulung erinnern, aber aus meiner Erwachsenenperspektive heraus stelle ich mir das als eine riesengroße Umstellung vor. Insofern hat er die ersten Tage erstaunlich gut gemeistert und wirkte nicht mal besonders erschöpft oder müde. Das war schön zu sehen.
Er ist auch schon genauso lange in der Schule wie seinerzeit in der Kita (7 1/2 Stunden). Der Unterricht startet um 8 Uhr, bis 13:30 Uhr geht die verlässliche Halbtagsgrundschule (VHG) und wir haben die anschließende Hortbetreuung bis 16 Uhr gebucht. Ab Tag 1 durften wir ihn nicht in den Klassenraum bringen, sondern seine Lehrerin wartete mit den Zweitklässlern vor der Schule und ging dann mit der ganzen Klasse nach oben. Ab Tag 4 standen nur noch die Zweitklässler unten und warteten auf die Schulanfänger, und bald sollen sie ganz allein den Weg nach oben gehen. Das war ein Aspekt, der mir vorher Bauchschmerzen bereitete, aber der Große macht das gut mit. Im Moment machen wir (bzw. der Papa, der ihn meist morgens zur Schule bringt) es noch so, dass wir auf einen Klassenkameraden warten, mit dem zusammen er hochgehen kann.
Das Lernen erfolgt sehr spielerisch, die ersten Tage waren sowieso "Eingewöhnungstage", wo die Regeln (Toilette!) erklärt wurden und alle sich aneinander gewöhnten. Der Unterricht ist aufgelockert und abwechslungsreich. Vom Sportunterricht war er wegen seines Nasenbeinbruchs noch befreit, aber das war im Grunde auch ganz gut, denn so konnte er erstmal von der Bank zuschauen, wie das überhaupt abläuft. Ansonsten fließen die einzelnen Fächer ineinander und die Lehrerin entscheidet, ob sie nun gerade Schreiben oder Rechnen lehrt oder etwas ganz anderes macht. Für die Kinder ist das manchmal schwer nachvollziehbar, welcher Unterricht gerade stattfindet. So verneinte der Große beispielsweise auf meine Nachfrage, ob er am Lebenskunde-Unterricht teilgenommen habe. Es stellte sich aber heraus, dass er durchaus dabei war, nur eben die ganze Stunde gespielt wurde.
Die Hausaufgaben, ein weiteres meiner Bauchschmerzthemen, macht er bis jetzt nachmittags im Hort und schafft auch das, was vorgegeben ist. Zuhause mussten wir uns zum Glück noch nicht daran setzen. Ich hoffe, das bleibt so. Nachmittags konnten wir bisher unsere gewohnten Ziele wie Cafè und Spielplatz ansteuern, auch wenn ihm der Schulranzen am Nachmittag schnell zu schwer wird. Da die Kinder an einem Schultag doch deutlich weniger Zeit an der frischen Luft und in Bewegung verbringen als im Kitaalltag, finde ich es wichtig, nachmittags noch draußen unterwegs zu sein. Oft hole ich den Großen aus dem Klassenraum ab, frage ihn, ob er denn draußen war und er sagt, in der Hofpause. Ich hoffe, dass es nicht nur in der Hofpause war.
Besonders rührend ist es für mich, zu sehen, wie er jedesmal in der Kita begrüßt wird, wenn wir die Kleine abholen. Einige der jüngeren Kinder rennen zu ihm, umarmen ihn, begutachten seinen Ranzen und fragen ihn über die Schule aus. Das ist echt süß und ich kann mich nicht erinnern, dass sich der Große für die Einschulungskinder ein Jahr vor ihm interessiert hat, wenn diese ihre kleinen Geschwister abholten. Auch die Erzieher befragen ihn zu seinem Schulalltag. Das muss ein komisches Gefühl für ihn sein, täglich in das jahrelang vertraute Umfeld zu kommen, aber nun aus seiner neuen Welt der Schule heraus.
Insgesamt bin ich nicht nur sehr glücklich, sondern wirklich überrascht über diesen reibungslosen Start. Er wirkt schon total angekommen und zufrieden, überhaupt nicht verwirrt, überfordert oder haltlos. Was mich sehr erstaunt, ist die bisher fehlende Erschöpfung und Müdigkeit, hatte ich doch von allen Seiten gehört, dass die Kinder in den ersten Wochen völlig erledigt abends ins Bett fallen. Das ist bei ihm bisher nicht der Fall, kann aber natürlich noch kommen. Die 4 Wochen Ferien zwischen Kitaende und Ferienhortbeginn haben ihm sicherlich Kraft und Erholung gegeben, von der er noch zehren kann. Er wirkt sehr ausgeglichen, es gibt kaum Stimmungsschwankungen, er ist nicht aggressiv, verschlossen oder apathisch. Schön!
Ich erinnere mich nur zu gut an die Folgen seines Wechsels in den großen Elementarbereich der Kita, mit dem er eine Zeitlang arg zu kämpfen hatte - und wir mit ihm. Das ist kein Vergleich jetzt, im Gegenteil, man merkt ihm fast gar nichts an. Vielleicht geht es ihm ähnlich wie mir, dass er mit der konkreten Situation besser umgehen kann als mit der Ungewissheit vorher. In jedem Fall ist es toll, dass er soviel Stabilität und Reife gewonnen hat, um sich von solch einer großen Veränderung nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Hoffentlich geht es so weiter. Bisher sind wir insgesamt zufrieden und positiv überrascht. Und der Große meistert das ganz toll!