Am Freitag arbeitete ich zuhause, private Dinge, die Kolumne auch, so circa von halb sieben bis halb eins. Gegen ein Uhr kamen die Fensterputzer, eine Frau, ein Mann, Balkan, freundliche Leute. Ich übergab ihnen den Ersatzschlüssel für die Wohnung und ging in die Stadt, wo ich Thaifood ass, vom Buffet: Fisch, Reis, Glasnudeln, gedämpftes Gemüse. Dann streifte ich ein wenig herum, trank einen Kaffee vor dem Restaurant Sternenböckli, pardon, Starbucks, besichtigte hernach die Wasserkirche und deren Krypta. Am Hotel Helmhaus sah ich ein Schild, das ich nie zuvor gesehen hatte. Es erinnert an Anna Zwingli, die erste Pfarrfrau der Schweiz, wie da stand. Die geborene Reinhart, aus hablichem Haus, Jahrgang 1484, war eine eigenwillige Person, heiratete mit 20 gegen den Willen von dessen Vater den Junker von Knonau, gebar drei Kinder. 1517 starb ihr Mann, sie wohnte weiter in der Nähe des Grossmünsters, lernte den Leutpriester Ulrich Zwingli kennen, lebte mit ihm in geheimer Ehe zusammen; es nähme einen wunder, was das genau war. Im April 1524 heirateten die beiden offiziell, das erste von vier Kindern kam schon im Juli, oha. 1531 starb Zwingli, der Kopf der Zürcher Reformation, in der Schlacht bei Kappel, in der gleichen Schlacht kamen auch Anna Zwinglis Sohn aus erster Ehe und ihr Bruder um. Sie war nun zum zweiten Mal Witwe, lebte noch sieben Jahre, bis 1538. Wie gern läse ich eine Biografie dieser Frau, die laut dem Schild übrigens das Zürcher Armenwesen aufbaute! Und noch viel lieber wäre mir ein historischer Roman über sie! Dies denkend, fuhr ich wieder heim in eine Wohnung, die um einiges heller war als noch am Vormittag.