Die Erleuchtung? Meine Erkenntnisse aus 7 Tagen Meditation

Die Erleuchtung? Meine Erkenntnisse aus 7 Tagen Meditation

Namaste!

Ich zucke zusammen, so laut kommen mir die Stimmen vor. Irritiert blicke ich mich um. Drei spielende Kinder am Feldrand grüßen mich freudestrahlend. Ihr Gesichtsausdruck lässt vermuten, dass sie bisher nur selten einen Nicht-Nepalesen gesehen haben.

Dieser Artikel ist die Fortsetzung des Artikels "10 Tage Stille".

Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, wie fasziniert die Nepalesen von meinem Anblick sind. In Deutschland bin ich mit meinen 1,87 Metern normal groß, so im oberen Durchschnitt, aber nicht so, dass man sich nach mir umdrehen würde. Hier jedoch bin ich ein Riese! Bisher habe ich noch keinen Nepalesen getroffen, der so groß ist wie ich. Das hat zur Folge, dass kein Tag vergeht, an dem ich mir nicht irgendwo den Kopf stoße. Irgendwie sind die Gebäude hier nicht für große Menschen gedacht.

Die Erleuchtung? Meine Erkenntnisse aus 7 Tagen Meditation

Meine ersten Worte

Ich grüße zurück: „Namaste“. Ich erschrecke mich über meine eigene Stimme, als würde ich einen Fremden sprechen hören. Krächzig und unsicher klingt sie, unverständlich, wie das Winseln eines verletzen Hundes. Ich räuspere mich und versuche es erneut: „Namaste.“ Mein Stimme klingt schon ein wenig fester. Auf meinem weiteren Weg fange ich an zu singen. All die Lieder, die mir in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen sind und die ich nicht hören oder spielen konnte.

Die Erleuchtung? Meine Erkenntnisse aus 7 Tagen Meditation

Nach einigen Metern fällt mir auf, dass mir eines der Kinder, ein Junge, ca. 10 Jahre alt, nachgelaufen ist.

Wie ein Wasserfall redet er auf Nepali. Ich verstehe kein Wort. Nach gut fünf Minuten höre ich doch ein paar vertraute Wörter raus: „Tapaiko nam ke ho?“ - Wie heißt du? Ich antworte ihm. Tatsächlich gelingt es mir ein kleines bisschen Smalltalk zu machen, aber nach wenigen Minuten geht mir das Vokabular aus.

Bisher habe ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wo ich überhaupt hinlaufe. Das Laufen an sich hat sich schon so gut angefühlt, dass es mir eigentlich auch völlig egal war. Bis heute Abend muss ich jedoch unbedingt die Reha erreichen. Draußen schlafen ist hier am Dschungelrand zu gefährlich. „Sauraha?“ frage ich den Jungen. Das ist der Name der Stadt, ganz in der Nähe der Reha. Der Junge winkt mir, ihm zu folgen. Rund 20 Minuten laufen wir kreuz und quer über die Feldwege. Mehrfach wiederhole ich meine Frage, um sicher zu gehen, dass er mich richtig verstanden hat. Jedes mal schüttelt er den Kopf, was hier irritierender Weise „Ja“ bedeutet. Schließlich erreichen wir ein kleines Dorf. Auf einem staubigen Platz in Mitten des Dorfes stehen zwei Busse. Nicht die neueren vierrädrigen Busse, sondern die alten dreiräderigen, die aussehen wie große Tuk-Tuks. 

Das Problem ist nicht das Problem

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„Sauraha?“ frage ich einen der Fahrer. Er deutet auf den anderen Bus. Hier wiederhole ich meine Frage. „Narrangat.“, antwortet er. Den Namen habe ich öfters gehört. Beim Suchen auf der Landkarte konnte ich bisher jedoch keine Stadt mit dem Namen finden. Ich vermute, dass „Ratnanagar“ gemeint ist.

Die Stadt ist groß und liegt in der Nähe von Sauraha. Von dort geht bestimmt ein Bus an mein Ziel. Der Bus, den ich jetzt nehmen möchte, fährt erst in einer Viertelstunde, wie mir der Fahrer mit einem Wink auf die Uhr, die an einem Bambusgerüst gegenüber des „Busbahnhofes“ hängt, zu verstehen gibt. Zeit mir das Dorf anzugucken. Damit bin ich nach wenigen Minuten durch. Es besteht nur aus etwa 15 Häusern. Die Hauptstraße ist 20 Meter lang. Auch hier lassen die Leute alles stehen und liegen, als sie mich sehen und kommen neugierig auf die Straße gerannt, um mich zu grüßen.

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So langsam kommt meine Begeisterung für die Reise und die Abenteuerlust zurück, die ich in letzter Zeit vermisst habe. Ich verstehe, was mir bisher gefehlt hat: ein Ziel! Natürlich kreisen meine Gedanken um meine Mails, wenn ich nichts zu tun habe und mich langweile. Daran ist in meinen Augen gar nichts Unnatürliches. Ich bin einfach nicht der Typ, der den ganzen Tag nur rumsitzen und nichts tun kann. Natürlich sollte das Ziel nie im Vordergrund stehen, also keine Bedingung zum Glück sein. Kein „Wenn ich das erreicht habe, dann wird alles ganz toll.“ Aber wenn ich gar kein Ziel habe, habe ich auch keinen Weg, den ich genießen könnte.

Wie so oft gilt wohl auch hier, dass das Problem gar nicht das Problem war, sondern meine Einstellung zum Problem, wie Jack Sparrow es so schön formuliert hat. Wenn ich nicht glücklich dabei bin, nichts zu tun zu haben, suche ich mir eben etwas zu tun, statt frustriert zu sein.

Leben in zwei Welten

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Ich denke, das Problem, dass ich manchmal nicht ganz bei der Sache bin, liegt vor allem daran, dass ich im Spagat zwischen zwei Welten lebe. Nepal, wo ich jetzt grade bin und Deutschland, meiner Heimat. Natürlich möchte ich mit den Leuten in Deutschland Kontakt halten. Mit meiner Familie, meinen Freunden und meinen Lesern. Das habe ich immer im Hinterkopf, wenn ich etwas in Nepal erlebe. Auf der anderen Seite möchte ich in der Zeit, die ich hier bin, möglichst viel von Nepal mitbekommen, was ich immer im Hinterkopf habe, wenn ich dann am Laptop sitze.

Alles hat seine Zeit. Ich denke, am besten kann ich die Welten trennen, wenn ich jedem Ding eine feste Zeit gebe. Ich werde mir Routinen schaffen, so etwas wie: "kein Internet vor dem Mittagessen" oder "kein Internet an Sonntagen". Außerdem werde ich bewusst wechseln zwischen Urlaub und Arbeiten. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass sich Reisen nicht auf die Urlaubszeit beschränken muss, aber es gibt verschiedene Arten zu reisen. Wenn ich in Zukunft also an einem neuen Projekt bastel, werde ich mir einen schönen, ruhigen Ort suchen, wo ich vormittags Sport treiben und nachmittags bei gutem Internet arbeiten kann. Wenn ich einen neuen Ort erkunde oder zu einem neuen Abenteuer aufbreche, werde ich nur das tun und in dieser Zeit nicht noch die nächste Kinotour planen oder meinen Blog umgestalten.

Als ich bei Support’n’Care ankomme, wirken die Leute unsicher. Keiner schaut mir direkt in die Augen. Für sie bin ich an der Meditation gescheitert und sie gehen davon aus, dass ich schwer enttäuscht bin. Für mich waren die Tage jedoch ein voller Erfolg. Zwar hat nicht, wie erwartet, die Meditation zum Erfolg geführt, aber der Abstand zu meinem „Alltag“ hat mir geholfen, meine Gedanken zu ordnen und die Dinge wieder entspannt und locker zu betrachten.

Liebe, Ehrlichkeit, Routine

Am nächsten Tag bin ich erneut in die Stadt gefahren, um mir ein Armband machen zu lassen: Liebe, Ehrlichkeit und Routine steht darauf. Routine, damit verbinden die meisten von euch wahrscheinlich etwas eher Negatives. Mit diesem Wort habe ich jedoch versucht, das zusammenzufassen, was ich beschrieben habe: Alles hat seine Zeit. Und zur selben Zeit sollte ich mich nur um eine Sache kümmern, um diese dann aber zu 100%.

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Wenn euch dafür ein schöneres Wort einfällt, schreibt es gerne in die Kommentare. Was es mit den andren beiden Wörtern auf sich hat, erfahrt ihr in meinem Jahresrückblick, den ich nächste Woche veröffentlichen werde. Seid gespannt!


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