Die Entdeckung des eigenen Willens

Der Rabauke wird in wenigen Wochen zwei Jahre alt. Terrible Two, wie man sagt. Und schon jetzt merke ich: Welcome Trotzphase. Oder wie man in Schön sagt: Autonomiephase. Der eigene Wille wird nicht nur entdeckt, sondern auch ausgereizt. Permanent.

Ganz klar wird mir das bei der momentanen Worwahl. „Ich“, „Mein“ und „Alleine“ sind gerade die Hits auf der Wortskala. Gut, könnte man sagen, der kleine Mann eifert vielleicht einfach dem Wortschatz von Donald Trump nach. Möglich. Noch drei Worte mehr und er könnte jedenfalls seine Reden vorbereiten.

Wie auch immer: Der Rabauke ist gerade noch eine Ecke anstrengender geworden. Ich meine, er hat ja noch nie sonderlich gut gehört. Nur jetzt kommt eben noch wildes Kreischen, Treten oder laute Ausrufe dazu. Es ist soweit. Und wir müssen da jetzt durch. Zu viert.

Meine, MEINE, MEEIIINEE!!!

Denn auch der feine Herr bekommt sein Fett weg. So einfach lässt sich der kleine Bruder nämlich nicht mehr aus HerrnSjardinskis-Zimmer aussperren oder Spielzeug abluchsen. „Meine Auto…“, „Meine Ball…“, „Meine Baggie…“ – und dann folgt Ohren betäubendes Gekreische. Ich meine so eins, bei dem wahrscheinlich die Hälfte in einer Tonlage geschrien wird, die nur Hunde hören können. Oder es erfolgt wildes Handgemenge und ein „Neeeeein“, bei dem die Nachbarn wahrscheinlich an Kindesmisshandlung denken.

Aber es ist nicht nur das Wegnehmen. Hat jemand irgendetwas, das auch dem Rabauken gefällt, wird dieser Gegenstand eingefordert. Egal, ob der fünf Minuten vorher noch total uninteressant war. „Iss auch Eis“, „Iss auch Lade“, „Iss auch Auto“. Manchmal auch Sätze mit „Haben“, in denen der begehrte Gegenstand benannt wird.

Autonomiephase4

Allein, Allein

Gekrönt wird das Ganze von Handlungen, die ausschließlich „lleine“ gemacht werden müssen. Schuhe- und ausziehen, Windel ausziehen, Popo abwischen, auf den Kindersitz im Auto klettern, Anschnallen, Jacke anziehen, Trinken einschenken, Tomate schneiden, auf´s Klo gehen („Dommt nix“) … – mit alltäglichen Handlungen beliebig fortsetzbar.

Bis auf Dinge ausziehen und sich auf seinen Sitz setzen kann der Rabauke übrigens noch nichts so richtig. Und dummerweise ist die Frustationstoleranz eines Zweijährigen noch nicht sehr hoch. Es endet damit, dass der kleine Kerl sich total in seine Wut und seinen Frust reinsteigert. Und wehe, ich versuche zu helfen. Entweder kommt ein energisches „Iss mach das“. Oder „lleine, lleine, lleine“- Rufe, untermalt mit gezielten Tritten in sämtliche Weichteile, Rumgefuchtel und/oder Gekreische. Yeah!

Es ist nur der Anfang

Es ist so anstrengend. Ich meine, als Zweifachmama habe ich das ja alles schon hinter mir. Aber irgendwie neigen wir Eltern ja zur konsequenten Verdrängung schlechter Momente. Doch wenn ich mich recht erinnere, ist nur der Anfang. Es kommen noch die plötzlichen Wutanfälle, die sture Bockigkeit, das Hinschmeißen, das Geweine bei „Neins“ und das konsequente Nicht-Hören. Seufz. Zum Glück geht es auf den Winter zu. Ich lass mir dann mal ein Fell wachsen. Oder so.

Am besten ich stell mir dann beim nächsten Wutanfall Trump vor, wie er kreischend um sich tritt, weil er nich DEN Lolli bekommen hat. Hehe.

Irgendwelche Tipps so by the way? Wie habt ihr die Trotz… äh Autonomiephase überlebt?



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