Die Entdeckung der Ruhe im Vielklang. Efterklang – Piramida

Die Entdeckung der Ruhe im Vielklang. Efterklang – Piramida

Efterklang – Piramida

VÖ: 21.09.2012 – 4AD / Beggars Group

Auf Spitzbergen, einer Inselgruppe zwischen Norwegen und dem Nordpol, gibt es einen Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Pyramiden. Dieser Ort ist eine alte russische Bergarbeitersiedlung aus Barraken, Ölfässern aber auch einem Konzertsaal mit dem nördlichsten Klavier Europas. Ein Ort wie aus einem Lars von Trier Film mit etwas Jim Jarmusch Industrieflair. Und die Kulisse, vor der Efterklang den Nachfolger zu „Magic Chair“ geschrieben haben.

Das letzte Lebenszeichen der Dänen war der leise Bandfilm „An Island“ von Vincent Moon, der zeigte, wie Casper Clausen, Mads Christian Brauer, Rasmus Stolberg und Thomas Husmer auf der Suche nach neuen Klängen durch islandisches Gestrüpp wandern und Regentropfenrythmen bauen.
Auch unter „Piramida“ liegt eine Klangfläche von über 10.000 Field-Recordings, die jedoch meist derat verdichtet sind, dass sie letztenendes wieder klingen wie gewohnte Instrumente. Der ein oder andere mag hierbei einen l’art pour l’art-Verdacht hegen, und ganz von der Hand zu weisen ist dieser bei Efterklang nie, aber auf „Piramida“ lösen die Dänen schlicht ein Versprechen von Pop ein. Nämlich die verschiedensten Einflüsse, Inspirationen, Gefühle und Idee auf griffige vier Minuten zu verdichten. Wer mag, der spaziert so lange durch die Songs, bis er glaubt, alle kaleidoskopischen Klänge erkannt zu haben. Und dann geht er nochmal loß.
Den indie-nahen Sound des Vorgängers findet man beim Spaziergang nichtmehr, ebenso wenig wie Schlagzeuger Thomas Husmer, der 2011 ausstieg und präsente Gitarren. Der Sound ist minimaler geworden, soweit man das bei dieser Band sagen kann. Die verdichteten Elemente führen zu einer Klangentschlackung, die Raum lässt für einen zeitgeistigen, elektronischen Groove voller Jazz. Die musikalischen Ideen dürfen auch mal verweilen und werden nicht sofort von der heran eilenden nächsten verscheucht. Fern vom Aufmerksamkeitsoverkill der Industrienationen haben Efterklang gelernt, sich zu fokussieren, auch mal eine Idee wegzulassen.
Auch Clausens Stimmer nimmt auf Piramida mehr Platz ein, klingt tiefer und ruhiger und erinnert im zwischen Trauer und Trost changierenden Timbre an die von Matt Berninger. Überhaupt erinnert die erste Single „Apple“ stark an The National, wenn auch in vershuffelter und mit einer Affinität zu mexikanischen Trompetensounds. Mit seiner klassischen Songstruktur fällt der Song allerdings etwas aus dem Rahmen der restlichen Songs. Dem gegenüber stehen Songs wie das grandiose „Black Summer“, dass mit seinem Wechsel von prunkvoller und reduzierter Instrumentierung symptomatisch für das ganze Album steht.
Efterklang scheinen mit „Piramida“ den Ruhepunkt im Innersten ihres Kreativsturms gefunden zu haben.

Efterklang – Apples from Rumraket on Vimeo.

Efterklang auf Tour:
04.12 – Hamburg – Kampnagel
05.12 – Berlin – Volksbühne
11.12 – Cologne – Gebäude 9
14.12 – Frankfurt – Brotfabrik
15.12 – Hannover – Glocksee

Efterklang Online.

Autor: Johannes Hertwig


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