Zugegeben: Mit einer USA Fahne und einem Schild auf dem „Ihr seid doch nur neidisch“ geschrieben steht (Rückseite: „lest Marx, lest Hegel“) auf die „occupy Frankfurt“-Demo zu gehen, war nicht die beste taktische Entscheidung die ich in letzter Zeit getroffen habe. Als wir uns den Spaß wenige Stunden zuvor auf einer Party ausgedacht haben, war ich mir eigentlich sicher das es nicht ganz so schlimm werden würde. Im Gegenteil: Wir hegten eher die Befürchtung das die Fahne nicht als Counterstatement gegen den antisemitischen Teil des besinnungslosen Protestierpöbels wahrgenommen wird und die meisten denken würden wir wären lediglich solidarische New York-Protestierer. Fail. Jetzt ist die Fahne kaputt und mein Handgelenk geprellt. Eine Anzeige gegen die antisemitischen Schläger („lutscht weiter israelische Schwänze“) wäre sinnvoll, leider bin ich kein guter Zeuge. Erstens war ich total betrunken und zweitens vollauf mit der Verteidigung der erst drei Stunden zuvor erstandenen Fahne beschäftigt.
Offensichtlich waren nicht alle Protestierer solch dummen Arschlöcher wie die handgreiflich Empörten. Eine ältere Dame hat mir meine im Handgemenge verlorene Brille hinterher getragen. Mehrere Personen haben sich stellvertretend für ihre gewalttätigen Mitdemonstranten entschuldigt. Irgendwer hat uns sogar eine neue Fahnenstange geschenkt und mich aufgefordert nicht klein bei zu geben. Immerhin.
Von der Demo selbst habe ich nicht viel mitbekommen. Meistens war ich damit beschäftigt gegen irgendwelche verrückt gewordenen Menschen anzuschreien. Neben den obligatorischen Menschheitsbeglückern von DKP, Attac und Friedenskirche, hatten sich wohl auch einige nichteinschlägige Bürger eingereiht. Diesen Umstand konnte man deutlich an den klügeren, oder wahlweise noch dümmeren Statements als es normal üblich ist ablesen. Knüppelharter Rassismus und schamlos offener Antisemitismus hier, die erfreuliche Einsicht das eine Demonstration gegen die Charaktermasken der Finanzbranche, für die notwendige Emanzipation der Menschheit über die Zwänge der selbstreferentiellen Kapitalakkumulation untauglich ist dort.
Ich halte es durchaus nicht für völlig sinnfrei, den weniger verbohrten unter den „Empörten“, mit einem Flugblatt auf die Pelle zu rücken. Das Kapitalverhältnis ist ein Verhältnis, in dem sich die grundlegenden Mechanismen die das Leben von uns allen beherrschen, hinter dem Rücken der Akteure vollziehen. Das die Hirne eben dieser Akteure zwangsläufig diverse religiöse Mucken und barbarische Lösungsvorschläge für reale und eingebildete Menschheitsprobleme ausbrüten, braucht niemanden zu wundern. Das Kapitalverhältnis ist ein kompliziertes und gehört transzendiert. Ich bin nicht so naiv zu glauben man könne relevante Teile dieser Bewegung aufklären, oder auch nur verunsichern. Aber wer sich nicht damit abfinden möchte, das weiterhin nur die IDF die letzte defence line gegen die finale Exekution des fetischistischen Furors der sich selbsttätig zu Staatsbürgersubjekten degradierenden Individuen darstellt, kann nichts anderes tun als weiterhin zu reden, zu schreiben, zu protestieren, d.h. Aufklärung wieder den heruntergekommen (End-)Zeitgeist zu betreiben.
Ich sehe mich aktuell außerstande ein Flugblatt zum Thema Finanzkrise und Gegenprotest zu fabrizieren, aber wenn jemand einen tauglichen Textvorschlag hat, wäre ich bei einer eventuellen Verteilaktion beim nächsten Happening vor den Bankentürmen dabei.
Wer ist eigentlich dieser Kerl, was soll das mit dem Bild und was für einen verwirrten Kram erzählt er da in die Kamera?:
Schön wäre es ja:
Selbstzweifel?:
Keine Selbstzweifel, aber ein Beleg von vielen, für den in deutschen Landen omnipotenten Staatsfetisch:
Neben der gruseligen „truther-Bewegung“ und den verschwörungstheoretischen Spinnern der „Zeitgeist Movement“, gab es noch etwas harmlosere Kuriositäten zu bewundern. Die „Einstein-Partei“: