Die Elfenbeinküste im Sturm

Von Lesyi

Die Situation in der Elfenbeinküste nach dem Sturz von Gbagbo ist dramatisch. Noch gestern Morgen konnte ich mit einer einheimischen Kollegin telefonieren. Diese Dame Ende vierzig ist eine in jeder Hinsicht reife und „stabile“ Person; aber in der jetzigen Situation ist sie sehr verunsichert und möchte Abidjan verlassen.

Heute las ich im Magazin der „Mission Biblique“ eine bemerkenswert selbstkritische Äusserung eines ivorischen Theologen (Dr. Rubin Pohor); seine Gedanken lassen Rückschlüsse auf den Zustand der ivorischen Kirche zu — aber wir sollten nicht vorschnell „Steine schiessen…“.

Wir möchten drei Aspekte aus dem Leben der Kirchgemeinde hervorheben, die während der Vorbereitung zu den Präsidentschaftswahlen mangelhaft gewichtet wurden:

Erstens hat es die Kirche versäumt, die Gemeindeglieder sachlich auf die politischen Entscheidungen vorzubereiten, indem sie das Leben des einzelnen Bürgers und die Identität als Christ aufzeigt, so wie es die Bibel und besonders das Neue Testament lehrt.

Zweitens scheint es, als hätte die Kirche ihre geistliche Identität mit eine ausschliesslich enthnischen Identität vertauscht. Dadurch hat sie das erste Ziel ihrer Berufung verfehlt, nämlich Salz der Erde zu sein, Gottes Stimme gegenüber dem ivorischen Volk und Stimme des Volkes vor Gott zu sein.

Drittens hat es die evangelische ivorische Kirche insbesondere versäumt, ihre und auch die politischen Führer an ihre Aufgabe zu erinnern:

  • Dem Engagement gegenüber dem Volk treu bleiben und ihre Versprechungen halten.
  • Unter Beweis stellen, dass eigene Interessen geopfert werden können zugunsten des allgemeinen Wohls.
  • Sicherstellen und beweisen, dass das Volk transparent und gerecht aufgeklärt und informiert wird.
  • In Worten und Taten einen Geist der Vergebung und nicht der Rache und Vergeltung erkennen lassen.

Im Namen der irovirschen Kirche bekennen wir unserer Verfehlungen und unser Fehlverhalten innerhalb der ivorischen Gesellschaft. Wir bekennen, dass wir unsere hauptsächliche Berufung verfehlt haben und bitten Gott und die ivorische Gesellschaft dafür um Vergebung.