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Die wahre Kunst des Flirtens lag in der Vergangenheit in der Deutung der Fächersprache. Jede Dame, die etwas auf sich hielt, besaß einen solchen aus mehr oder weniger teurem Material. Beim Adel waren die Fächerstäbe meist aus Elfenbein oder Schildpatt, die weniger Wohlhabenden mussten sich mit Fischbein (Walknochen) begnügen, aus dem auch die Korsettstäbe der damaligen Zeit gefertigt wurde.Als Bezugsstoffe waren Seide, Spitze oder Brokat die erste Wahl. Der äußere Rand wurde oft noch zusätzlich mit Spitze verfeinert, die damals auch noch in Handarbeit entstand. Teure Stickereien oder Malereien (ebenfalls in Handarbeit) konnten sich nur die Wenigsten leisten. Fein geschnitztes und bemaltes Holz (meist leichtes Bambus) wurde im Alltag benutzt. Papierbespannungen eigneten sich perfekt für die Übermittlung von geheimen Nachrichten an den Liebsten.
Ähnlich wie Matrosen sich auf hoher See Signale mit Flaggen gaben, sandten die Damen der feinen Gesellschaft ihre Flirtsignale aus. Einige davon waren:
Linke Hand vor das Gesicht halten – Ich sehne mich nach Gesellschaft...
Rechte Hand vor das Gesicht halten – Folgen Sie mir!
Offen in der linken Hand halten – Kommen Sie und unterhalten Sie sich mit mir!
In der rechten Hand tragen – Sie sind zu willig!
In der linken Hand drehen – Ich möchte Sie los sein!
Mit der rechten Hand flattern lassen – Ich liebe einen anderen!
Finger am äußeren Rand – Ich möchte Sie sprechen!
Mit abgespreiztem kleinen Finger halten – Auf Wiedersehen!
Über die Stirn ziehen – Wir werden beobachtet!
Über die Wange ziehen – Ich liebe Sie!
Durch die Hand ziehen – Ich hasse Sie!
Über die Augen ziehen – Es tut mir Leid! Verzeihen Sie mir!
Hinter den Kopf haltend – Vergessen Sie mich nicht!
Auf der rechten Wange ruhen lassen – Ja.
Auf der linken Wange ruhen lassen – Nein.
Auf dem linken Ohr platzieren – Sie haben sich verändert!
Auf den Lippen den Stiel platzieren oder doppelt durch die Hand ziehen – Küssen Sie mich!
Langsam fächeln – Ich bin verheiratet.
Schnell fächeln – Ich bin verlobt.
Geschlossen präsentierend – Lieben Sie mich?
Fallen lassen oder hängen lassen – Lassen Sie uns Freunde sein!
Ihn schließen – Ich möchte mit Ihnen sprechen!
Ihn schnell öffnen und schließen – Sie sind grausam!
Ihn weit öffnen – Warten Sie auf mich!
Eine bestimmte Anzahl der Stäbe zeigen – Angabe der Uhrzeit für die Verabredung
Da bleibt nur zu hoffen, dass die Kavaliere auch alles richtig verstanden haben! Adelige und wohlhabende Kaufleute schickten ihre Töchter in sogenannte "Akademien", wo sie die Kunst der Fächersprache gemeinsam mit den angesagten Tänzen und den Tischsitten erlernten.
Die Söhne wurden natürlich ebenfalls darin unterrichtet - allerdings getrennt. Erst auf Gesellschaften und unter strenger Aufsicht durften die jungen Damen und Herren dann zusammenkommen und das erste Mal gemeinsam tanzen.
Die Fächer begleiteten Damen im Alltag, auf Reisen oder Spaziergängen ebenso wie auf den Bällen. Je nach Bedarf wurde das teuerste Stück gewählt, um Gäste oder Verehrer zu beeindrucken.
Heute ist der Bedarf an Fächern auf die heißen Sommermonate beschränkt, um sich Luft zu zu fächeln (diesen Zweck erfüllte er natürlich damals auch). Das Material ist oft nur billiges Plastik.
Die Sprache der Fächer ging leider komplett verloren und wird auch nicht mehr praktiziert. Daher findet man nur noch wenige Bücher darüber, wie z.B. dieses hier von Philipp Messmer bei Amazon: