Die Einschulung ist die moderne Form der Mitgift

Jedenfalls ist sie genau so teuer.

Während zahllose Kinder überall auf der Welt froh sind, wenn sie überhaupt in die Schule gehen dürfen, bedarf die deutsche Einschulungspraxis mindestens eines reichen Onkels. Oder einer Oma, die statt eines neuen Gebisses in einen Schulrucksack investiert. Gott sei Dank sind wir im Besitz einer solchen.

Außerdem bedarf es eines Vaters, der mit einem prall gefüllten Geldsack eine Papierbedarffiliale betritt, im Anhang einen kleinen Spiderman-Fan und die Liste mit dem Schulbedarf.

“Wir sind bankrott”, stöhnte Väterchen am Ende des Tages. Aber Söhnchen ist immerhin im Besitz eines Spiderman-Hausaufgabenheftes.

Einen Farbmalkasten habe ich glücklicherweise noch im Keller gefunden, fast unbenutzt. Aber dann: die Schultüte. Ein Rohling kostet schon fast 10 Euro. Ja, ich weiß, man kann die auch selber rollen, aber so viele Nerven habe ich gar nicht, und Pat.tex ist auch ziemlich teuer. Die Einschulung ist die moderne Form der Mitgift Die Einschulung ist die moderne Form der Mitgift

Wenn man auf billigen Süßkram verzichten will, füllt man die Tüte halt mit allerlei Kleinkram. Zum Glück gab es in der Drogerie gerade Karabinerhaken für einen Euro (inniger Wunsch des Schulkindes), aber die Zahndose von Captain Sharky schlug mit zwei Euro fünfzig zu Buche. Für ein bisschen Blech!

In Fällen wie diesen suche ich auch den Ein-Euro-Shop auf. Die Zwillinge bekommen jeweils eine Sternenkette, ein Pustefix (Spende von der Omma) sowie ein Ü-Ei. Ich finde, das reicht an Süßkram. Der Große bekommt zwar keine Sternenkette, aber auch ein Ei sowieso einen Schokohund (Elisabeth), Kekse und drei goldene Schokobären. Hatte ich die bunten Klebestreifen schon erwähnt? Vermutlich ist der kleine Riesensohn der einzige, der sich so etwas zu Feiertagen wünscht. Er benötigt Klebebandrollen in jeder Größe und Farbe für seine hauseigene Waffenschmiede.

Das feierliche Essengehen haben wir auf den Spielplatz verschoben. Man muss nur den richtigen Pizzadienst anrufen. Kuchen spendete die Oma. Jetzt brauchen wir nur noch neue Turnschuhe. Das Schulkind besitzt zwar schon zwei Paare, doch haben die die falsche Sohle. Eine helle muss es sein, damit es keine bösen Streifen auf dem Turnhallenboden gibt. Isch kriech die Krise.

Fröhlich atme ich am Ende dieser turbulenten Woche aus. Geschafft. Sogar in Besitz eines Stundenplanes bin ich gekommen, ausgeteilt an der Klassentüre von der freundlich lächelnden Lehrerin. Geschickt dahinter geklemmt ist der erste Elternbrief, auf welchem, ganz unten, die Elternbeiträge für Schulbücher verzeichnet sind. 12 Euro. Hinzu kommen 20 Euro für die Klassenkasse. Was machen die damit? Wer mag, kann noch ein Hausaufgabenheft erwerben. Nein, danke, wir haben schließlich Spiderman. Als letztes bleibt die Schulmilch. Den Preis erfahre ich aber erst in der Mitte des Monats. Die wollen wohl die Elternherzen schonen. Das finde ich auch gut so, denn am Montag muss ich noch die 19 Euro 50 an Maxes Mondgruppe bezahlen.

Als Trost bleibt mir, dass die Schulgift nicht in Form von Kamelen oder ähnlichem Getier abgegeben werden muss. Obwohl Sohni schon begeistert sein Zimmer als Tierstall angepriesen hat. Die tierischen Hinterlassenschaften will er auch selber wegmachen. “Mit Handtuch, Mama.”



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