auf meinem Tisch steht ein Rosenstrauß,
überirdisch leuchtende Rosen.
Sprach ich: “Ihr bleibt jetzt allein zu Haus;
streut ihr dann auch Duft und Schönheit aus,
wenn euch nicht dankende Blicke umkosen?”
Aber schon fiel mir’s beschämend ein,
und ich fühlte mein Antlitz erglühen:
nicht bloß die Rosen blühn jetzt allein!
Denk’ an zwei Lippen, rot und rein,
die dir keuscheinsam entgegenblühen!
Fotos: © Dagmar Hiller
Und, von den Rosen rot überglüht,
stand ich auch bald vor der Liebsten und dachte:
Schönheit besteht, auch wenn niemand sie sieht!
Und sprach jubelnd: “Blüht, Schwestern, blüht!
Rosen bei Rosen!”
Sie dankte und lachte…
Hugo Salus 1866-1929