Titel: Die eine, große Geschichte
Autor: Patricia Koelle
Genre: Belletristik
Seiten: 185 Seiten
Verlag: Henss
ISBN-10: 3939937177
ISBN-13: 978-3939937173
Erste Sätze:
Nichts Ungewöhnliches schlug eine Welle auf der Oberfläche des Tages, an dem Kalle Brennicke mit seinem Fahrzeug zum ersten Mal im Leben von der vorgeschriebenen Route der Buslinie 141 abwich.
Klappentext:
Busfahrer Kalle macht sich auf die Suche nach einem neuen Lebenstraum, nach dem alten Gefühl jung und verliebt zu sein und nach den Worten für die eine, große Geschichte, die in ihm brennt.
Inhalt:
Es beginnt wie ein ganz normaler Tag im Leben des 53-jährigen Busfahrer Kalle, er begibt sich zur Arbeit, bringt Menschen von A nach B und doch ist irgendetwas anders, etwas drängt. Er kommt, der Auslöser, der ihm sagt, dass er sich auf die Suche begeben muss, auf die Suche zu sich selbst und einem Lebenstraum nach. Die eine, große Geschichte, sie wohnt in ihm, davon ist er überzeugt, sie muss nur noch ihren Weg finden, dieser Weg geht über viele Ecken und so wird die Reise zur großen Geschichte, eine Reise zu sich selbst.
Meine Meinung:
Viele Menschen träumen davon, die wenigsten wagen es sich dann wirklich: aus dem Alltag aussteigen, die Fesseln brechen und sich auf die Suche nach dem Leben zu machen. Es ist mir schon klar, nicht alle haben die finanziellen Möglichkeiten und doch ist es oft der sehnsüchtige Traum. Kalle träumt ihn, doch als eine Situation in aus dem Konzept bringt, beschließt er nicht mehr zu träumen, sondern zu handeln. Gelungen fand ich es, dass der Auslöser keine riesige Sache war, sondern nur ein kleines Alltagsdetail, was in dem Mann jedoch so viel an Erinnerungen ausgelöst hat, dass er beschloss, etwas müsse anders werden, zumindest für den Augenblick.
Die Geschichte erinnert an ein großes Märchen, alles ist machbar und Hindernisse gibt es kaum. Es gibt natürlich Dinge die Kalles Leben belasten, ihn unfrei und gefangen nehmen, doch sie werden zart zwischen die Zeilen gestreut, so dass sie sich perfekt in das Gesamtbild einfügen. Betrachtet man das Buch tatsächlich aus der Märchensicht, dann ist es vollkommen in Ordnung, dass alle Menschen Kalle freundlich gegenübertreten, seine Unternehmungen prinzipiell gelingen und er nur Gutes auf seiner Reise erfährt, betrachte ich es als Roman, dann ist es mir ein wenig zu optimistisch, was jetzt nicht nur eine Rolle spielt, weil ich sonst lieber trauriger und ernste Bücher lese, nein, es ist einfach das Wissen, dass das Leben nicht immer einfach ist und ich mir einfach gewünscht hätte, dass auch Hindernisse in der Geschichte eingebaut sind. Der Tod spielt im Buch eine Rolle und hier liegt auch das Gefühl, was einen die Autorin gibt, Hürden sind meisterbar, wenn man dazu bereit ist und obwohl diese Lektion lehrreich ist, fehlt mir persönlich ein wenig der dunkle Schatten, in dieser sonnengefluteten Geschichte.
Spekuliert wird auch von Arbeitskolleg, ob Kalle eventuell ein Burn-Out hat, ich fand es gelungen, dass man nicht dort aufsattelte, sondern klipp und klar sagte, dass er einfach nur einmal eine Auszeit braucht, es nichts mit einer Krankheit zu tun hat – mal ehrlich, wer von uns braucht nämlich nicht manchmal eine Auszeit und ist nicht gleichzeitig ernstlich erkrankt?
Herausragend ist der Schreibstil, da lässt sich absolut nichts bekritteln, die Autorin schafft es, einen Landschaften direkt vor die Augen zu zaubern, so dass man nur noch die Hand ausstrecken müsste, um tiefe in die Umgebung zu versinken, zu dem sind die Worte in eine sehr poetische Form gerückt, bei der es einfach Spaß macht, sich auf das Geschriebene einzulassen.
Fazit:
Eine Geschichte, die sich auf der Sonnenseite des Lebens bewegt und kaum Platz für Schwere lässt, trotzdem eine Menge lehrreiche Situationen aufbringt, die es vielleicht einfacher machen, auch die eigene Situation manchmal mit etwas mehr Lockerheit zu betrachten.
Danke für das Rezensionsexemplar an den Henss Verlag und lovelybooks.de!